
26/06/2025
Zum Thema AUTISMUSSPEKTRUMSTÖRUNG
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Warum Menschen im ASS oder andere Menschen mit einer Behinderung schreien – Ein Schrei, der gehört werden will
Wenn ein autistischer Mensch schreit, ist das für Außenstehende oft verwirrend oder beunruhigend. Es wirkt laut, dramatisch, vielleicht sogar „unangemessen“. Doch hinter einem Schrei steckt immer eine Botschaft. Er ist Ausdruck eines inneren Zustands, für den oft keine Worte da sind. Und: Er ist kein Trotz, keine Provokation, kein Kontrollverlust im klassischen Sinn.
Er ist ein Hilferuf. Ein Ventil. Eine Sprache.
🔍Was kann hinter dem Schreien stecken?
Autistische Menschen nehmen die Welt oft anders und intensiver wahr. Dinge, die für andere nebensächlich sind, können für sie überwältigend sein:
🔺Sensorische Überlastung
Helles Licht, laute Geräusche, viele Stimmen, enge Kleidung – das alles kann zu einer Reizüberflutung führen. Wenn das Gehirn zu viele Eindrücke nicht mehr filtern kann, wird der Druck zu groß. Schreien ist dann wie ein emotionaler Kurzschluss.
🔺Emotionale Überforderung
Wut, Angst, Verzweiflung oder auch Freude – Gefühle können sich „stauen“, bis sie ungebremst herausbrechen. Worte reichen oft nicht aus, oder sie fehlen ganz. Der Schrei wird zur einzigen Möglichkeit, sich bemerkbar zu machen.
🔺Kommunikative Not
Vor allem bei nicht- oder wenigsprechenden Menschen im Spektrum ist das Schreien oft ein Ausdruck von Bedürfnis: Hunger, Schmerz, Frust, Überforderung. Ohne passende Kommunikationsmittel bleibt oft nur die Stimme – laut, roh, echt.
🔺Selbstregulation: Für manche Autisten ist Schreien ein Versuch, sich selbst zu beruhigen. So paradox es wirkt: Der Schrei setzt Spannungen frei, kann helfen, sich wieder zu spüren oder den inneren Sturm zu kontrollieren.
🔍Was der Schrei nicht ist
📌Er ist keine „Unart“
📌Er ist kein Zeichen von „schlechter Erziehung“
📌Er ist kein gezieltes Stören
Er ist vielmehr eine Reaktion auf eine Welt, die oft nicht auf autistische Bedürfnisse eingestellt ist.
🔍Wie können wir reagieren?
Die wichtigste Reaktion ist: Mitgefühl statt Urteil.
Ein Schrei ruft nicht nach Strafe – er ruft nach Verständnis und Schutz.
🔍Wir können wir fragen:
„Welches unbefriedigte Bedürfnis steckt dahinter?“
„Was überfordert gerade?“
„Wie kann ich helfen?“
„Was brauchst du jetzt?“
Oder einfach: Still da sein, Sicherheit geben.
Auf keinen Fall Menschen mit ASS oder einer anderen Behinderung/Beeinträchtigung anschreien-wenn wir als Außenstehende ruhig bleiben, dann gibt das Sicherheit, das Gefühl, das jemand da ist, dass man gesehen wird, dass sich jemand Zeit nimmt und die Person begleitet.
Bitte beachtet immer: Viele Menschen im ASS wollen nicht berührt werden- andere schon. Klärt das vorher ab. Lasst dem hilflosen Menschen Zeit und Raum- er/sie kann sich euch nähern- wenn euch die Person gut bekannt ist, dann wisst ihr aus Erfahrung was helfen kann.
Manchmal hilft Rückzug. Manchmal hilft Ruhe. Manchmal hilft ein vertrautes Ritual oder ein vertrauter Mensch. Wichtig ist: Nicht gegen, sondern mit der Person arbeiten.
📣Ein Schrei verändert die Welt – wenn wir zuhören
Wenn wir Menschen im ASS zuhören – ihren Worten, ihren Blicken, ihren Schreien – dann erkennen wir: Jeder Ausdruck ist bedeutungsvoll. Jede Reaktion ist ein Versuch, sich mitzuteilen.
Jeder Schrei ist ein Zeichen dafür, dass jemand nicht aufgibt, sondern kämpft, um gesehen zu werden.
Und vielleicht liegt genau darin die größte Stärke:
Die Fähigkeit, authentisch zu sein – auch dann, wenn es laut wird.