25/08/2025
🧂🐎 🧂 Salz in der Pferdefütterung 🧂🐎 🧂
In den letzten Monaten kommt ein großer Trend auf, dass den Pferden nun auch die Kompetenz abgesprochen wird sich ausreichend an einem Salzleckstein zu versorgen. Plötzlich wird Salzwasser in nicht unerheblichen Konzentrationen angemischt und Dosierungen von 100 g Salz und mehr am Tag empfohlen. Es ist also an der Zeit unser Futtermittellexikon um das Thema Salz zu ergänzen.
🧂 Salzbedarf
Salz dient unseren Pferden als Möglichkeit ihren Bedarf an Natrium und Chlorid zu decken. Je nachdem, welche Tabelle man als Grundlage nimmt, kommt man auf einen Salzbedarf von 2 bis 5 Gramm pro 100 kg Körpergewicht. Dieser Bedarf erhöht sich bei starkem Schwitzen, Wasserverlust durch Durchfall oder starker Belastung. Besonders bei Weidegang können Pferde ihren Bedarf meist alleine aus dem Grundfutter decken. In der Wintersaison oder bei Pferden ohne Weidegang dient seit jeher ein Salzleckstein als Quelle zur ausreichenden Versorgung. Schauen wir wieder einmal in das Leben ganz ohne Menschen zurück, so decken Wildpferde ihren Bedarf über das Lecken von salzhaltiger Erde oder das Ablutschen von Gestein. Evolutionär stand dem Pferd in seiner Entwicklung also eigentlich nie eine große Menge Salz zur Verfügung.
🧂 Funktion im Körper
Liest man aktuelle Posts zum Thema Salzfütterung, so könnte man meinen Salz ist die Lösung all unserer Probleme. Da nehmen die EMS Pferde plötzlich ohne Futterreduzierung ab, die MIM Pferde werden locker in der Muskulatur, Magenpferde werden gesund und die Hufrehe Pferde kommen endlich aus dem Schub.
Ja, Salz ist wichtig für diverse Prozesse im Pferdekörper. Anders als Pflanzen können Säugetiere ihre Zellwände nicht selbst stabilisieren, sondern erledigen das über den Zellinnendruck. Da es keine aktive Pumpfunktion dafür in der Zelle gibt, ist dieser Druck direkt an die Konzentration von Natriumchlorid im Körper gebunden.
Auch im Magen spielt Chlorid eine wichtige Rolle in der Bildung der Magensäure, wogegen Natrium in der Gallenflüssigkeit gebraucht wird. Salz hat einen Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt, auf die Reizweiterleitung in den Nerven und den gesunden Muskelstoffwechsel. Ein zu wenig an Natriumchlorid kann also durchaus auf vielen verschiedenen Ebenen Probleme machen.
ABER: Genauso viele Probleme kann ein zu viel an Salz machen. In einer Studie an der Universität Halle wurde zwar nur an einer sehr kleinen Gruppe von nur sechs Pferden der Versuch durchgeführt, was die zusätzliche Gabe von 50 bzw. 100 g Salz zur normalen Futterration am Tag im Körper bewirkt. Zusammengefasst kann man sagen, dass der Säure-Basenhaushalt negativ beeinflusst wird und die Pferde im Körper eher übersäuern. Dabei stellten die Forscher aber durchaus fest, dass ein Großteil dieses übermäßigen Salzes wieder über den Harn ausgeschieden wurde und gar nicht verarbeite wurde.
Wer es genauer nachlesen möchte, findet hier die ganze Untersuchung:
Effects of Different Oral Doses of Sodium Chloride on the Basal Acid-Base and Mineral Status of Exercising Horses Fed Low Amounts of Hay | PLOS One
🧂Mehrbedarf
In den vielen Videos in den sozialen Medien wird dann ab ca. 20 Grad und mehr davor gewarnt, dass die Pferde übermäßig schwitzen und damit mehr Salz verlieren würden. Grundsätzlich kann Schwitzen den Salzbedarf erhöhen. ABER: Wir sprechen hier von echtem Schwitzen. Also wenn das Pferd entweder bei der täglichen Arbeit stark ins Schwitzen gerät oder eben wenn es so warm ist, dass die Pferde am ganzen Tag schwitzen. Das kann man sehen, wenn man die Pferde anschaut. Bei meinen Pferden gab es in diesem Jahr bisher genau zwei Tage an denen 2 von 4 durch die Temperatur von knapp 40 Grad ins Schwitzen geraten sind. Sonst sind sie vielleicht mal feucht, wenn sie getobt haben oder bei der Arbeit. Das ist für mich noch kein erhöhter Bedarf. Klar kann das bei anderen Pferden anders aussehen, aber aus der Erfahrung wird doch sehr schnell von einem Mehrbedarf gesprochen. Und wenn das mal an einem Tag passiert, dann reißt das nicht gleich ein Loch in die Versorgung. Das Pferd ist ein Speichertier und durchaus in der Lage solche Bedarfspeaks auch mal auszugleichen.
🧂 Lecksteine
Ja, ich bin immer noch der Meinung, dass ein Salzleckstein ausreicht, um den Bedarf deines Pferdes mit Salz zu decken. Für mich dabei ganz wichtig: Ein reiner Salzleckstein, nicht noch mit irgendwelchen synthetischen Zusätzen von anderen lustigen Mineralien. Ob das ein Meersalz, ein Steinsalz, oder ein um alle Nebenprodukte kastriertes Siedesalz ist, ist dabei vollkommen egal. Meine Pferde nutzen Meer- und Steinsalz sehr unterschiedlich. Wenn man ihnen beides anbietet, können sie einfach frei wählen. Dabei ist es natürlich wichtig, dass die Steine sauber sind und nicht unter einer dicken Staubschicht liegen. Sollte euer Pferd den Stein überhaupt nicht nutzen, dann kann es auch einen Versuch wert sein diesen mal an einer anderen Stelle zu positionieren. Und natürlich sollte in einer Herde sichergestellt sein, dass auch das rangniedrigste Pferd noch Zugang zum Salzleckstein hat.
🧂Zufüttern
Und wenn du doch das Gefühl hast, dass dein Pferd den Salzleckstein nicht ausreichend nutzt oder einen Mehrbedarf hat, dann empfehlen wir mit einer Dosierung von 2 g pro 100 kg Körpergewicht maximal zu ergänzen. Damit bist du auf der sicheren Seite, dass dein Pferd grundlegend versorgt ist, aber auch nicht direkt überversorgt. Das sollte auch bei Anmischen im Wasser beachtet werden. Etwas Salz im Wasser kann schlecht trinkende Pferde dazu animieren mehr zu trinken, aber es sollte halt auch in Maßen sein und keine Sole angemischt werden. Zum Zufüttern kannst du jedes naturbelassene Salz verwenden. Im Idealfall ohne Rieselhilfen und auf jeden Fall ohne Zusätze wie Jod und Co.
Das Fazit zum Thema Salz: Ja, es ist wichtig und zu wenig Salz kann Probleme bereiten. Aber es ist kein Wunderheilmittel und auf keinen Fall hilft viel auch gleich viel!