12/10/2025
Wenn ein Kind auf die Welt kommt, ist es darauf angewiesen, daß die Mutter oder die Hauptbezugsperson seinen Lauten zuhört und lernt, diese gut zu deuten: „Bedeutet dieser Laut, daß das Kind Hunger oder Durst hat, Schmerzen, ein Unwohlsein oder Fieber, oder sehnt es sich nach Körperkontakt, nach Spiel oder Abwechslung?“
Nach und nach lernt das Kind selbst, Körpersprache, Gesten, Worte und Sätze zu nutzen, um seine Bedürfnisse auszudrücken. Aber was geschieht, wenn das Kind nicht die passende Resonanz empfängt? Wenn seine Bedürfnisse lautlos verhallen, ohne gestillt zu werden? Wenn es lernt zu denken, daß es zu viel oder zu unwichtig, zu laut oder zu leise ist? Wenn es sich in den Widersprüchen zwischen dem, was gesagt wird und dem, wie es gesagt wird, verliert?
Wenn wir ehrlich sind, sind wir als Zuhörende alle einmal unter Zeitdruck, gestresst oder überfordert damit, der anderen Person wahrhaftig und präsent zuzuhören. Wir springen dann „voraus“, indem wir ungeduldig werden oder schnell eine Lösung oder einen „Ratschlag“ präsentieren. Wir sind nicht bereit, uns in die Perspektive oder Erfahrung der anderen Person zu versetzen, sondern gehen stattdessen davon aus, dass deren Perspektiven genauso wie unsere eigenen sind.
Wie heilsam wäre es, wenn uns jemand zuhören würde mit…
• einer klaren Präsenz mit uns, in diesem Moment
• einer Aufmerksamkeit für unsere leiseren Zwischentöne
• der Fähigkeit, die Dinge auch aus unserem Blickwinkel zu betrachten
• der Achtsamkeit, uns nichts aufzuzwingen oder Ratschläge zu geben
• authentischem Mitgefühl und höherer Intuition
Wenn wir bewusst gehört werden, öffnet sich ein Raum, in dem wir uns wirklich gesehen und verstanden fühlen. Es öffnet sich BERÜHRBARKEIT, der Ort, wo zwei Seelen sich wirklich begegnen.