31/07/2025
des Tages 2024 Platz 022:
Die Playlist der Plätze 022 ist eine musikalische Reise, die von treibendem Techno über tiefsinnigen Folk bis hin zu experimentellem Progressive Metal reicht – und dabei eine bemerkenswerte Spannweite an Stimmungen, Themen und existentiellen Fragen abdeckt.
1. Musikalische Analyse
🎵 Extreme Genrevielfalt
Die Liste verbindet Club-Sounds (Victor Ruiz, Liquid Soul) mit introspektiven Singer-Songwriter-Momenten (Jo Harrop, Nathaniel Rateliff), politisch-gesellschaftlich aufgeladenem Punk (Mannequin P***y) und ambitionierten Konzeptalben aus dem Progressive-Bereich (Leprous, Bent Knee).
- Elektronik & Clubkultur: Victor Ruiz’ Techno-Remix ist ein pulsierender Opener – körperlich, ekstatisch, entgrenzt.
- Pop & Songwriting: Max Giesinger liefert mit „Flugangst“ eine emotionale Nahaufnahme, die von existentieller Unsicherheit erzählt.
- Weltmusik & kulturelle Verwurzelung: „Onde estão as Cantadeiras“ der portugiesischen A Cantadeira verwebt traditionelle Gesangskultur mit moderner Folklore.
- Härte & Rebellion: Powerwolf und Mannequin P***y setzen auf laute, kathartische Energie – einmal theatralisch-mythologisch, einmal roh und politisch.
- Progressive Komplexität: Leprous und Bent Knee dehnen die Songform in atmosphärische, oft dissonante Weiten.
- Dunkle Melancholie: Curses schlägt mit Coldwave-Ästhetik eine Brücke zu den Schattenseiten der menschlichen Erfahrung.
🎯 Balance aus Energie und Kontemplation
Die Playlist hat eine rhythmische Pendelbewegung: Hochenergie-Stücke werden von introspektiven, langsamen Tracks abgefedert. Das ist dramaturgisch interessant – wie eine Abfolge von Anspannung und Loslassen.
2. Existentialphilosophische Perspektive
Betrachtet man die Playlist durch eine existentialistische Linse, ergibt sich ein roter Faden: Das Ringen des Individuums zwischen äußerer Welt und innerem Erleben.
- Freiheit & Ekstase: Techno- und Clubmusik stehen hier für das Ausbrechen aus den Grenzen des Selbst
– eine temporäre Auflösung des Ichs (Victor Ruiz, Liquid Soul).
- Angst & Entscheidung: „Flugangst“ (Max Giesinger) ist eine Parabel auf Sartres „Geworfenheit“ – das Bewusstsein, dass wir handeln müssen, auch wenn wir nicht sicher sind, wohin uns der Weg führt.
- Tradition & Identität: A Cantadeira erinnert an Heideggers „Bodenständigkeit“ – die Verwurzelung in Kultur als Halt in einer sich verändernden Welt.
- Wut & Authentizität: Mannequin P***y und Powerwolf verkörpern Kierkegaards „Verzweiflung als Antrieb“ – der Aufschrei gegen das Absurde, gegen Sinnlosigkeit und Unterdrückung.
- Transzendenz & Sinnsuche: Jo Harrop, Nathaniel Rateliff und Curses greifen musikalisch nach etwas, das größer ist als das Individuum – eine Art musikalischer Mystizismus.
- Komplexität & Ambiguität: Bent Knee und Leprous führen in klangliche Labyrinthe, in denen es keinen einfachen Ausweg gibt – wie Camus’ Gedanke, dass der Mensch lernen muss, mit dem Absurden zu leben.
3. Fazit
Diese Platz-22-Liste ist mehr als eine Aneinanderreihung von Songs – sie wirkt wie eine Miniatur-Lebensreise:
1. Geburt & Entdeckung – pulsierend, ekstatisch (Victor Ruiz).
2. Angst & Entscheidung – persönliche Konflikte (Giesinger).
3. Identität & Zugehörigkeit – kulturelle Verwurzelung (A Cantadeira).
4. Konfrontation & Widerstand – Punk, Metal (Mannequin P***y, Powerwolf).
5. Reflexion & Sehnsucht – Folk, Jazz, Neo Soul (Jo Harrop, Rateliff).
6. Akzeptanz & Weitermachen – Progressive Weiten (Bent Knee, Leprous).
7. Dunkelheit & Schönheit – Coldwave und Gothic (Curses).
Diese Dramaturgie könnte als Soundtrack zu einem existentialistischen Roman dienen – vielleicht einer, in dem der Protagonist am Ende nicht alle Antworten hat, aber gelernt hat, im Ungewissen weiterzugehen.