04/09/2025
Yoga, Tai Chi, Walking und Jogging verbessern den Schlaf und lindern Schlaflosigkeit
01.09.2025 - Yoga, Tai Chi, Walking und Jogging sind möglicherweise die besten Bewegungsinterventionen, um die Schlafqualität zu verbessern und Schlaflosigkeit zu lindern. Zu diesem Ergebnis kommt eine vergleichende Datenanalyse. Die Ergebnisse stützen laut der Forschenden den Einsatz von Sport als primäre Behandlungsstrategie bei Schlafstörungen.
Insomnie ist durch Einschlaf- und Durchschlafstörungen sowie frühes Erwachen gekennzeichnet und tritt laut den Forschern bei 4 bis 22 % der Bevölkerung auf. Sie ist mit einem erhöhten Risiko für verschiedene psychische und physische Erkrankungen verbunden, darunter Demenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Medikamentöse Behandlungen von Insomnie sind nicht ohne Nebenwirkungen, und kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist zwar wirksam, aber aufgrund des Mangels an ausgebildeten Therapeuten nicht immer verfügbar, erklären die Forscher.
Eine Reihe neuer Forschungsergebnisse deutet darauf hin, dass Bewegung hilfreich ist, aber die aktuellen Leitlinien geben keine Auskunft darüber, welche Arten von Bewegung am vorteilhaftesten sind. Die Forscher machten sich daher daran, diese Wissenslücke zu schließen.
Sie durchsuchten Forschungsdatenbanken nach relevanten randomisierten klinischen Studien, die bis April 2025 veröffentlicht wurden, und nahmen 22 davon in eine Netzwerk-Metaanalyse auf – eine statistische Methode, mit der mehrere Interventionen gleichzeitig verglichen werden können.
An den Studien nahmen 1348 Proban*innen teil, die 13 verschiedene Behandlungsansätze zur Linderung von Schlaflosigkeit erhielten, von denen sieben auf Bewegung basierten: Yoga, Tai Chi, Walking oder Jogging, Aerobic plus Krafttraining, Krafttraining allein, Aerobic in Kombination mit Therapie und gemischte Aerobic-Übungen. Diese Programme hatten eine Dauer von 4 bis 26 Wochen.
Die anderen Ansätze umfassten CBT, Schlafhygiene, Ayurveda, Akupunktur/Massage, keine Behandlung und bestehende Behandlungen wie die übliche Versorgung und/oder Änderungen des Lebensstils, deren Dauer zwischen 6 und 26 Wochen lag.
Zur Beurteilung der Schlafmuster wurden validierte Bewertungssysteme für die Schlafqualität und den Schweregrad der Schlaflosigkeit – PSQI und ISI45 – sowie subjektive und objektive Messungen der Gesamtschlafzeit, der Schlafeffizienz (Prozentsatz der Zeit, die schlafend im Bett verbracht wird), der Anzahl der Aufwachphasen nach dem Einschlafen und der Zeit bis zum Einschlafen (Schlaflatenz) verwendet.
CBT verlängert Schlafzeit
Im Vergleich zu bestehenden Behandlungsmethoden führt CBT laut subjektiven Schlaf-Tagebuchdaten wahrscheinlich zu einer deutlichen Verlängerung der Gesamtschlafzeit. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass CBT auch die Schlafeffizienz verbessern und die Zeit nach dem Einschlafen sowie die Einschlafzeit verkürzen kann, wobei die Verbesserungen nachhaltig sind.
Bewegungsinterventionen ebenfalls wirksam
Einige der auf Bewegung basierenden Interventionen schienen im Vergleich zu bestehenden Behandlungsmethoden ebenfalls wirksam zu sein.
Yoga führt zu einer deutlichen Verlängerung der Gesamtschlafzeit um fast 2 Stunden und kann vermutlich die Schlafeffizienz um fast 15 % verbessern. Es kann auch die Zeit, die man nach dem Einschlafen wach liegt, um fast eine Stunde verkürzen und die Einschlafzeit um etwa eine halbe Stunde verkürzen.
Walking oder Jogging kann die Schwere der Schlaflosigkeit um fast 10 Punkte reduzieren, während Tai Chi die Werte für schlechte Schlafqualität um mehr als 4 Punkte senken, die Gesamtschlafzeit um mehr als 50 Minuten verlängern und die Zeit, die man nach dem Einschlafen wach liegt, um mehr als eine halbe Stunde verkürzen kann. Es kann auch die Einschlafzeit um etwa 25 Minuten verkürzen.
Weitere eingehende Analysen ergaben, dass Tai Chi bei allen subjektiv und objektiv bewerteten Ergebnissen bis zu zwei Jahre lang deutlich besser abschnitt als bestehende Behandlungen.
Erklärungsmodelle
Die Forschenden sehen potenziell plausible biologische Erklärungen für die Ergebnisse:
Mit seinem Fokus auf Körperbewusstsein, kontrollierter Atmung und Aufmerksamkeitstraining kann Yoga die Gehirnaktivität verändern und dadurch Angstzustände und depressive Symptome lindern, die oft einen guten Schlaf beeinträchtigen, vermuten sie.
Tai Chi legt den Schwerpunkt auf Atemkontrolle und körperliche Entspannung und senkt nachweislich die Aktivität des sympathischen Nervensystems, wodurch Übererregbarkeit gedämpft wird.
Die Kombination aus meditativen Bewegungen und Achtsamkeit kann die Emotionsregulation fördern, „mentales Geschwätz” deaktivieren und Ängste reduzieren. Es kann auch dazu beitragen, die Produktion von Entzündungschemikalien über längere Zeiträume einzudämmen, vermuten die Forschenden.
Walking oder Jogging könnten den Schlaf verbessern, indem sie den Energieverbrauch erhöhen, die Cortisolproduktion drosseln, die emotionale Regulierung verbessern, die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin ankurbeln und die Menge an Tiefschlaf erhöhen.
Limitationen
Die Forscher räumen ein, dass 15 (68 %) der einbezogenen Studien Mängel hinsichtlich ihres Designs und ihrer Methodik aufwiesen. Außerdem gab es keine standardisierten, quantifizierbaren Messgrößen für die Häufigkeit oder Intensität der Bewegungsinterventionen, während die Stichprobengrößen einiger Studien klein waren.
Fazit
Dennoch kommen die Forschenden zum Schluss, dass ihre Ergebnisse das therapeutische Potenzial von Bewegungsinterventionen bei der Behandlung von Schlaflosigkeit unterstreichen und nahelegen, dass ihre Rolle über die ergänzende Unterstützung hinausgehen und sie als praktikable primäre Behandlungsoptionen dienen können.
Obwohl Bewegungsinterventionen in den aktuellen klinischen Leitlinien nur am Rande erwähnt werden, liefert diese Studie relativ umfassende vergleichende Belege, die in die Entwicklung spezifischerer und umsetzbarer klinischer Empfehlungen einfließen können. Angesichts der Vorteile von Bewegungsformen wie Yoga, Tai Chi und Walking oder Jogging – darunter geringe Kosten, minimale Nebenwirkungen und hohe Zugänglichkeit – eignen sich diese Interventionen gut für die Integration in die Primärversorgung und kommunale Gesundheitsprogramme.
Originalpublikation
Bu, Z et al. Effects of various exercise interventions in insomnia patients: a systematic review and network meta-analysis. BMJ Evidence-Based Medicine 2025. doi.org/10.1136/bmjebm-2024-113
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