02/11/2024
In der Tierarztpraxis Jaderberg legen wir großen Wert darauf, dass Hunde sich bei uns wohlfühlen. Gerade für Welpen und junge Hunde ist es wichtig, positive Erfahrungen in der Praxis zu sammeln, damit Tierarztbesuche später stressfrei und entspannt ablaufen.
Wir empfehlen daher, mit jungen Hunden regelmäßig vorbeizuschauen, einfach mal im Wartezimmer zu sitzen oder ein Leckerli bei uns abzuholen – so verknüpfen sie die Praxis mit etwas Angenehmem.
Auch für erwachsene Hunde bieten wir solche Besuche gerne an, besonders wenn bereits schlechte Erfahrungen gemacht wurden. Sprechen Sie uns an! Wir unterstützen Sie dabei, dass Ihr Hund gerne zu uns kommt.
Hundeerziehung ist generell ein spannendes Thema, bei dem es verschiedene Ansätze gibt, um ein harmonisches Zusammenleben zwischen Menschen und Hunden zu fördern. Ich möchte mich einmal kurz zu einigen bekannte Ansätze bzw. Trainer, die sich in Deutschland etabliert haben, äußern.
Ich bin keine Hundetrainerin, bin aber als Tochter einer erfolgreichen Hundezüchterin aufgewachsen. Unseren ersten Hund einen Dackelwelpen aus der Karstadt Zoohandlung habe ich mit 10 Jahren zu Weihnachten geschenkt bekommen. Mit diesem Hund haben wir so ziemlich jeden Fehler begangen, der möglich war. Als dann unsere erste Neufundländerhündin dazukam, hat sie sowohl dem Dackel, als auch uns viel beigebracht. Damals gab es nur die klassischen Schäferhundeplätze. Mit meinem Neufundländer wurde ich hier regelmäßig belächelt.
Derzeit sind in Deutschland einige verschiedene Trainer/ Methoden populär zB. Martin Rütter, die Documenta, das Canis-Zentrum und Cesar Millan.
Martin Rütter - „Der Hundeprofi“
Martin Rütter ist in Deutschland einer der bekanntesten Hundetrainer und Begründer des „D.O.G.S.“-Konzepts, was für „Dog Orientated Guiding System“ steht. Er setzt auf eine partnerschaftliche und individuelle Herangehensweise, die auf das Wesen und die Bedürfnisse des einzelnen Hundes abgestimmt ist. Die wichtigsten Prinzipien bei Rütter sind
Kommunikation. Rütter legt großen Wert darauf, dass Hundehalter lernen, die Körpersprache und das Ausdrucksverhalten ihres Hundes zu verstehen. Ihm ist wichtig, dass der Mensch erkennt, was der Hund mitteilen möchte. Er bevorzugt Methoden, die auf Belohnung und Motivation aufbauen, wie Futter, Lob oder Spielen, um erwünschtes Verhalten zu fördern. Rütter lehnt den Einsatz von Schmerzreizen und Einschüchterung strikt ab und plädiert für eine stressfreie und gewaltfreie Erziehung.
Die Documenta in der Hundeerziehung
Der Name „Documenta“ steht für eine Gruppe von Hundetrainern und Verhaltensberatern in Deutschland, die einen eher wissenschaftlichen Ansatz zur Hundeerziehung verfolgen. Hier steht im Fokus, dass die Erziehung stets nach neuesten ethologischen und verhaltensbiologischen Erkenntnissen gestaltet wird. Documenta legt großen Wert auf fundiertes Wissen über die Bedürfnisse und die Psyche von Hunden, basierend auf moderner Verhaltensforschung. Ähnlich wie bei Martin Rütter wird bei der Documenta die Erziehung auf die Persönlichkeit des Hundes abgestimmt und nicht auf allgemeine Regeln beschränkt.Hunde sollen nicht unter Druck gesetzt werden, und das soziale Zusammenleben von Hund und Mensch steht im Vordergrund. Strenge und einschüchternde Maßnahmen werden abgelehnt.
Canis - Zentrum für Kynologie
Canis – das „Zentrum für Kynologie“ in Deutschland – ist vor allem durch einen strukturierten, analytischen Ansatz in der Hundeerziehung bekannt. Dieser Ansatz kombiniert praktische Erfahrungen mit einem umfassenden theoretischen Hintergrundwissen über Hundeverhalten.
Canis vermittelt nicht nur praktische Tipps, sondern bietet ein tief gehendes Studium über das Verhalten und die Kommunikation von Hunden. Selbstbewusstsein und Klarheit: Hundeerziehung wird hier als authentische und klare Führung verstanden, ohne jedoch den Hund in seiner Individualität einzuschränken. Anwendung von natürlichen Verhaltensmustern: Bei Canis wird oft daraufgesetzt, das natürliche Verhalten des Hundes zu fördern und in die Erziehung zu integrieren, um so eine harmonische Zusammenarbeit zu erreichen. Das Ziel ist eine Balance zwischen Freiheit und Regeln.
Cesar Millan – „Der Hundeflüsterer“
Cesar Millan ist ein aus den USA stammender Hundetrainer, der international durch seine TV-Sendungen wie „Der Hundeflüsterer“ bekannt geworden ist. Seine Methoden sind oft kontrovers, da er Ansätze verwendet, die sich stark von den bisher genannten Konzepten unterscheiden. Rudelführer-Prinzip: Millan setzt auf das Prinzip des „Pack Leaders“, also des Rudelführers. Er geht davon aus, dass Hunde klare, konsequente Führung brauchen und sich in einer stabilen Rangordnung wohler fühlen. Korrektur unerwünschten Verhaltens: Millan setzt auf direkte Korrekturen und gelegentlich auf körperliche Eingriffe wie Leinenruck oder sanften Druck, um unerwünschtes Verhalten zu unterbrechen. Diese Methoden sind stark umstritten, da sie auf Strafe und Dominanz basieren und teilweise mit Druck arbeiten. Kritik an seinem Ansatz: Viele Experten in Europa, darunter auch Martin Rütter und Vertreter von Canis, lehnen Millans Methoden ab, da sie Stress verursachen und die Bindung zwischen Hund und Halter negativ beeinflussen können.
Es gibt eine Reihe weiterer gewaltfreier Erziehungskonzepte in der Hundeerziehung, die ganz ohne Strafen, Druck oder Einschüchterung arbeiten und den Hund als fühlendes Wesen respektieren. (Positive Verstärkung (Positive -Reinforcement), LIMA-Prinzip (Least Intrusive, Minimally Aversive), BAT (Behavior Adjustment Training), Tellington TTouch, Freies Formen und Shaping, Kooperative Erziehung (Cooperative Care und bestimmt noch einige ansere.
Mein Fazit:
Die Erziehungskonzepte unterscheiden sich insbesondere durch den Einsatz von Belohnung oder Strafe, die Bedeutung von Kommunikation, sowie die Rolle der Beziehung zwischen Mensch und Hund: Martin Rütter, Documenta und Canis betonen die Bedeutung einer partnerschaftlichen Erziehung, die auf positiven Verstärkung und fundierte Kenntnisse der Hundepsychologie basiert. Cesar Millan hingegen legt Wert auf klare Hierarchien und eine eher traditionelle „Rudelführer“-Position des Menschen, was im Gegensatz zu den in Europa verbreiteten Ansätzen als umstritten gilt. Ich finde jeder muss das für sich stimmigste Heraussuchen. Jedenfalls mache ich das schon mein ganzes Leben so und ich bin immer noch am Lernen. Jeder Hund bringt mir was neues bei.
Zentraler Punkt als Tierärztin ist mir jedoch, dass ich einen entspannten Hund in der Praxis habe. Dies erleichtert mir die Untersuchung sehr.
Bei einigen Tieren ist das leider nicht möglich! Sie sind ängstlich oder haben Ihre Vorgeschichte. Ich versuche dann vorab möglichst durch das Gespräch mit dem Besitzer viele Informationen zu erhalten und die Untersuchung für den Hund so kurz wie möglich zu gestalten. Die tierärztliche Untersuchung findet sowieso schon bei Betreten der Praxis statt, ohne dass es viele Tierbesitzer überhaupt bemerken. Adspektion (Anschauen) und Palpation (Befühlen), sind meist schon beim Streicheln erfolgt.
Dr Karin Schlichting Riebel