10/08/2016
Welche Möglichkeiten
gibt es, Legionellen
im Warmwasser abzutöten?
1. Thermische Desinfektion
Aus Unkenntnis denken viele Menschen thermische Desinfektion
wäre das Hochheizen des Warmwasserboiler auf 70 °C.
Dies ist nicht richtig und tötet auch nur die zu diesem Zeitpunkt
frei schwimmenden Legionellen, die durch den Warmwasserboiler
fließen.
Es gibt drei Dinge, die man mit dieser Methode nicht erreicht:
a. Durch das Hochheizen wird nur der Hauptwasserstrang erhitzt.
b. Sämtliche Nebenleitungen, die zu Duschen oder den Wasserhähnen
führen, sind durch das Hochheizen nicht betroffen. Führt
man eine thermische Desinfektion vorschriftsgemäß nach DVGW
Arbeitsblatt 551 durch, muss man während der Zeit, in der die
Heizung hoch geheizt ist, sämtliche Wasserhähne und Duschen
mindestens 3 Minuten laufen lassen und dabei die Wassertemperatur
messen bis dort 70°C erreicht werden.
Durch die schlechten Isolierungen der Warmwassersysteme wird
in vielen Häusern die vor 2000 gebaut wurden, diese Temperatur
nicht im gesamten Haus erreicht werden. Im ersten OG vielleicht
noch, aber weiter oben in der Regel nicht mehr.
c. Wird diese Temperatur nicht erreicht, scheidet die thermische
Desinfektion als Lösung für dieses Haus aus. Es muss auch
der hohe Arbeitsaufwand für eine solche Maßnahme beachtet
werden. Ferner stellt sich die Frage, ob man in dieser Zeit
wirklich an alle Wasserentnahmestellen gelangt?
In einem Mietshaus, Hotel, Altenheim oder Krankenhaus dürfte
das fast unmöglich sein.
2. Allgemeine Chlorlösungen / Natriumhypochlorit
Chlorlösungen können nur in Kaltwassersystemen eingeimpft werden.
Durch die Tatsache, dass nur ein sehr kleiner Teil des Kaltwassers
in das Warmwassersystem geleitet wird, ist die Wirksamkeit
nicht in jedem System ausreichend. Ein zweiter wichtiger Punkt ist,
dass Legionellen im Biofilm leben, dieser schützt sie vor dem Chlor.
Biofilm ist ein Schleim ähnlicher Belag, der sich in allen Rohren bildet.
In ihm leben viele Keime manche davon wie Legionellen und
Ecoli Bakterien sind aber für den Menschen gefährlich. Normale
Chlorlösungen können, eingesetzt in den Grenzen der Trinkwasserverordnung,
wenig für den Abbau des Biofilms ausrichten.
3. Chlordioxid
Chlordioxid kann nur in Kaltwassersystemen eingeimpft werden.
Durch die Tatsache, dass nur ein sehr kleiner Teil des Kaltwassers in
das Warmwassersystem geleitet wird, ist die Wirksamkeit ebenfalls
nicht in jedem System ausreichend. Der Biofilm wird nicht in ausreichendem
Masse bekämpft. Selbst wenn das System gut ausgebaut
ist, dauert es sehr lange, bis sämtlicher Biofilm abgebaut ist. Chlordioxid
ist ein sehr giftiges Gas. Personen die damit arbeiten, müssen
spezielle Schulungen durch die Berufsgenossenschaft absolvieren.
Ferner müssen die Räume, in den solche Anlagen betrieben werden,
speziell dafür ausgerüstet sein.
4. UV und Ozon
Diese Verfahren können nur punktuell wirken und sind daher für die
Desinfektion von Wassersystemen ungeeignet. UV-Licht tötet Keime
nur dort, wo das Licht die Keime erreicht. Somit ist schon einen
Meter hinter der UV-Lichtquelle keine Wirkungsweise mehr möglich.
Das Gleiche gilt für Ozon. Es tötet alle Keime nur an der Impfstelle.
Da es schnell zerfällt, ist nach der Impfstelle und folglich in einem
Wassersystem keine Wirkung mehr möglich.
5. Kammerzellenelektrolyse
Bei diesem Verfahren wird eine elektrisch aufgeladene Lösung mit
ca. 1.200 mV Redoxwert erzeugt, die man direkt in das Warmwassersystem
einimpfen kann. Die Redoxspannung hält sich im Warmwassersystem
und bekämpft dort den Biofilm und die Keime auf
„elektrischem“ Wege. Diese Spannung ist für den Menschen völlig
ungefährlich. Keime sterben ab einem Redoxwert von ca. 600 mV,
Legionellen hingegen brauchen über 700 mV. Neben dieser Umweltfreundlichkeit
ist auch der Umgang mit der Anlage und dem Mittel
ungefährlich. Das Mittel wird aus normalem Salzwasser vor Ort hergestellt.
Das Verfahren ist DVGW Arbeitsblatt 551 und 229 gelistet
und die Lösung nach DIN EN 901 und TVO zugelassen.