01/07/2022
Gestern war ich als Coach auf dem in Koblenz und durfte insgesamt 12 Teilnehmer:innen coachen - das war spannend, vielseitg, anstrengend und anregend! Es ging um Themen wie Berufseinstig bzw. -wiedereinstieg, Karriereplanung und berufliche Neuorientierung.
Was mich im Nachgang beschäftigt hat, war ein Thema, dass bei den weiblichen Coachees fast immer eine Rolle spielte; entweder ganz konkret oder im Subtext: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. das Ausbalancieren der Rollen Mutter und Arbeitnehmerin. Eine bis in die Haarspitzen ausgebildete Frau trieb etwa die Sorge um, wie sie sich mit 3 Kindern wohl einem potenziellen Arbeitgeber zu präsentieren und ob sie überhaupt Chancen hätte, in eine Führungsposition zu gelangen. In Ihrem Lebenslauf musst man schon sehr genau hinschauen, um Informationen zum Familienstand und Kindern zu finden. Eine hochsympathische, hochmotivierte Frau Anfang 30 mit 3 Uni-Abschlüssen und Beruferfahrung fragte sich, welche Chancen sie im Bewerbungsverfahren habe, weil die potenziellen Arbeitgeber sich doch sicher scheuten, eine Frau "im gebärfahigen Alter" einzustellen. Eine weitere Frau war schon länger arbeitssuchend, weil sie einfach keine Arbeitsstelle fand, die ihr die nötige Flexibilität ermöglichte, die sie für die Betreuung ihres autistischen Sohnes brauchte.
Männer machen sich diese Sorgen meist nicht.
Das alles finde ich ernüchternd. Wie wäre wohl eine Welt, in der man der von Frauen geleisteten unbezahlten Sorgearbeit endlich die Wertschätzung entgegenbringt, die ihr angemessen ist? In der Frauen im Berufsleben unterstützt werden, wenn sie sich für Kinder entscheiden? In der Mütter und Väter Arbeitszeitmodelle und Gehaltskompensationen zur Verfügung stünden, die wirkliche paritätische Sorgearbeit ermöglichten, ohne dass eine:r von ihnen befürchten muss, bei der Karriere abgehängt zu werden? ....
Es gibt im beruflichen Alltag von jedem von uns Möglichkeiten, die Sache voranzutreiben, manchmal ganz kleine. Welche Möglichkeiten hast du?