29/03/2019
Es ist nicht die Reiterei, welche „Reiten“ zu etwas Schändlichem hat verkommen lassen.
Es ist der Umstand, dass der weitaus größte Teil der heutigen Reiter nicht mehr weiß, was Reiten bedeutet.
Einmal abgesehen von der Mafia, die mit dem „großen Sport“ auf Kosten der Pferde ihr Geld verdient:
Ich wette, 90% der ganz normalen Leser dieses Artikels würden auf den ersten Blick zu dem Foto sagen: Oh, der links sieht ja echt gut aus, aber rechts geht ja gar nicht!
Und das ist genau der Punkt:
Heutige Reiter halten das, was bei dem linken Pferd dargestellt ist, für normal. (Und einige wahrscheinlich auch das rechte Bild…).
Das ist es nicht.
Bei beiden Pferden ist der Kandarenzügel VIEL zu stramm, beide Pferde versuchen verzweifelt, das Maul aufzusperren, um dem zu entkommen.
Beide Bilder haben mit Reiten im ursprünglichen Sinn nichts zu tun und sind der Grund dafür, warum die Gruppe derer, die Ställe eröffnen, in welchen Sporen und Gerten verboten sind und am besten nur mit Halsring „geritten“ werden darf, stetig wächst.
Das ist NICHT die Lösung.
Weder Sporen, noch Gerte, noch Kandare oder eine Wassertrense sind verwerflich – wenn man denn damit umgehen kann.
Und genau das ist eben die Kunst, die REITkunst, die zu erlernen nur mit jahrelanger Disziplin, Schweiß und Tränen möglich ist.
Ich kann verstehen, dass das vielen Menschen zu aufwändig ist, aber dann sollte man sich eben lieber ein anderes Hobby suchen.
Es kann doch nicht sein, dass man heutzutage einfach auf der einen Seite Zwangsmaßnahmen und scharfe Zäumungen nutzt und auf der inzwischen formierten Gegenseite Pferde gebisslos und ohne jede Überlegung mit hoch erhobenen Köpfen und weggedrückten Rücken durch die Roundpens „reitet“ und das als pferdegerecht deklariert – und zwar nur weil den Reitern auf BEIDEN Seiten das reiterliche Können fehlt.
Ich habe nichts gegen Halsringe, aber um ein Pferd so zu trainieren und zu reiten, dass es gesund bleibt und sich wohlfühlt, braucht es nun einmal mehr als das und die Abwesenheit eines Gebisses ist nicht automatisch eine Garantie für pferdegerechtes Reiten.
Verbände wie die FN und FEI bringen dabei leider gar nichts. Zum einen, weil sie schlicht kein übergroßes Interesse daran zu haben scheinen, zum anderen, weil die heutige Reiterschar ziemlich sicher ohnehin die Regeln ignorieren würde, selbst wenn es sie denn gäbe. Und zwar weil der größte Teil von ihnen davon überzeugt ist, alles am besten zu wissen und alles richtig zu machen und ganz einfach die Konsequenzen fehlen. Wir wurden früher vom Pferd geholt, wenn wir solch einen Fehler machten und mussten so lange üben (wir Reiter, nicht die Pferde!) bis es saß. Das findet heute schlicht nicht mehr statt.
Dies ist der Grund, warum ich mir immer wieder die Mühe mache, Veröffentlichungen und Bücher zu schreiben:
Weil nur jeder einzelne Reiter für sich selbst entscheiden kann, es ab heute anders zu machen.
Weil jeder einzelne Reiter, der sein Pferd durch meine Bücher und Texte anders sieht und versteht und die Notwendigkeiten erkennt, die er zu erfüllen hat, um ein GUTER Reiter zu sein, etwas zum Besseren wendet für das Pferdewohl. Deswegen kann jeder etwas dazu beitragen: Als Vorbild, als Multiplikator, als jemand, der sich zumindest Mühe gibt, wirklich reiten zu lernen.
Es ist ein weiter Weg, aber wird bereits beschritten und ich habe die Hoffnung, dass jeden einzelnen Tag mehr und mehr Reiter hinzukommen.
In diesem Sinne allen ein schönes Wochenende!
Ihre, Julie von Bismarck
PS: An alle, die immer wieder versuchen, meine Veröffentlichungen als „Bücherwerbung“ zu verunglimpfen: Selbstverständlich möchte ich meine Bücher so weit wie möglich verbreiten. Es steckt enorm viel Arbeit darin, die ich (s.o.) auf mich nehme, weil ich hoffe, damit aufzuklären und etwas zum Besseren zu wenden in der Pferdewelt. Ginge es mir um Geld, würde ich ganz sicher keine Bücher schreiben, das nochmals zum Verständnis.
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