29/04/2025
Die elektronische Patientenakte – ein Meilenstein digitaler Gesundheitsversorgung oder ein trojanisches Pferd für unsere intimsten Informationen?
Die elektronische Patientenakte (ePA) wird derzeit wie ein Heilsbringer durch das deutsche Gesundheitssystem getragen. Politiker, Krankenkassen und viele Medien überschlagen sich mit Lobeshymnen: effizienter, transparenter, sicherer – so lauten die Schlagworte. Doch wer genauer hinsieht, erkennt schnell: Die Vorteile, die so gerne in den Vordergrund gestellt werden, sind nicht so eindeutig, wie sie scheinen. Besonders im psychotherapeutischen Bereich ist die ePA nicht nur kritisch zu betrachten – sie kann sogar regelrecht gefährlich sein.
Psychotherapie lebt von Vertrauen. Von einem sicheren Raum, in dem alles gesagt werden darf, ohne Angst vor Bewertung, Zugriff oder gar Missbrauch. Was aber passiert, wenn dieser geschützte Raum plötzlich digitalisiert wird? Wenn das, was bisher nur zwischen Therapeut und Patient ausgesprochen wurde, plötzlich in einer Akte gespeichert wird, die potenziell von mehreren Stellen eingesehen werden kann – heute oder in zehn Jahren? Es ist naiv zu glauben, dass die Versprechungen von „Freiwilligkeit“ und „vollständiger Kontrolle“ durch die Patienten in der Realität standhalten. Die meisten Menschen haben keine tiefgehenden IT-Kenntnisse, wissen kaum, wer Zugriff hat, wie lange Daten gespeichert bleiben oder wie man gezielt bestimmte Informationen wieder entfernt. Und selbst wenn: Der psychologische Druck, dem Patienten ausgesetzt sind, um „alles freizugeben“, kann subtil, aber wirkungsvoll sein.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Die Angst. Wer weiß, dass seine tiefsten Ängste, Suizidgedanken, Traumata oder familiäre Konflikte digital abgespeichert werden könnten, wird sich vielleicht nicht mehr öffnen. Es entsteht eine neue Form der inneren Zensur. „Was, wenn das jemand liest?“ – ein Gedanke, der im Therapieprozess Gift ist. Eine Therapie funktioniert nur, wenn Menschen sich vollständig zeigen dürfen. Die ePA hingegen schürt Misstrauen, hemmt Offenheit und schafft eine Atmosphäre der Kontrolle statt der Heilung.
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