12/12/2025
Lese Dauer 2 Minuten
Der erste Bericht ist für Klienten geschrieben
Der zweite Bericht für Fachleute
Erster Bericht;
Fallbeispiel:
Behandlung eines 8 Wochen alten Säuglings mit Atembeschwerden
Eine junge Familie stellte sich mit ihrem acht Wochen alten Baby in meiner Praxis vor.
Die Eltern berichteten, dass ihr Kind seit der Geburt unter Atemnot leide und häufig röchle. Trotz mehrfacher ärztlicher Abklärungen habe es bisher keinen eindeutigen Befund gegeben.
Zusätzlich schilderte die Mutter, dass sie seit Wochen wiederkehrende Brustentzündungen habe und beim Stillen unter ausgeprägten Kopf- und Nackenschmerzen leide.
Die Schwangerschaft sei komplikationslos verlaufen, ebenso die kurze und unauffällige Geburt.
Aufgrund der anhaltenden Beschwerden hatte die betreuende Hebamme den Eltern empfohlen, eine biodynamische Craniosacral-Behandlung auszuprobieren.
Erstkontakt und Erklärung der Vorgehensweise
Zu Beginn erläuterte ich den Eltern meine Arbeitsweise in der biodynamischen Craniosacral Therapie und erklärte in einfachen Worten, wie ich mit dem gesamten Familiensystem arbeite – nicht nur mit dem Baby.
Da Craniosacral-Arbeit für viele Menschen noch ungewohnt ist, war es mir wichtig, Transparenz zu schaffen und mögliche Fragen zu klären.
Behandlung des Säuglings
Das Baby schlief tief und entspannt in den Armen seines Vaters.
Um diesen sicheren Zustand nicht zu unterbrechen, entschied ich mich, die erste Kontaktaufnahme und die kurze initiale Behandlung direkt beim Vater durchzuführen.
Zu Beginn arbeite ich sehr behutsam, um das Nervensystem des Säuglings nicht zu überfordern und keine Überstimulation zu erzeugen. Ein behutsamer Einstieg ist besonders wichtig, damit das Kind keinen Schreck oder Stress erlebt, wenn es plötzlich von einer fremden Person gehalten wird.
Einbezug der Mutter
Im Anschluss bat ich die Mutter, sich auf die Liege zu legen, da die Behandlung des Familiensystems einen wesentlichen Teil meiner Arbeit darstellt. Körperliche und emotionale Spannungen der Mutter können einen direkten Einfluss auf das Baby haben – insbesondere in den ersten Lebenswochen.
Obwohl die Mutter anfangs zustimmte, zeigte sich während der Sitzung ein gewisser innerer Widerstand, was in körperorientierten Behandlungen durchaus vorkommen kann. Heilungsprozesse können jedoch nur stattfinden, wenn die betreffende Person tatsächlich bereit ist, sich auf die Behandlung einzulassen.
Geplant war zudem der Einsatz einer Körperkerze als unterstützende Methode, was ich der Mutter vorab ausführlich erklärt hatte.
Der zweite Bericht für Fachleute:
Fallbeispiel:
Atemdysregulation des Säuglings im Kontext perinataler faszialer Spannungsmuster
Eine Familie stellte sich mit ihrem acht Wochen alten Säugling zur biodynamischen Craniosacral-Therapie vor.
Seit der Geburt zeigte das Kind wiederkehrende Atemgeräusche, intermittierendes Röcheln und unspezifische Atemdysregulationen ohne pathologischen Befund in der pädiatrischen Diagnostik.
Parallel dazu berichtete die Mutter über rezidivierende Mastitiden sowie intensiv auftretende Kopf- und Nackenbeschwerden während des Stillens.
Schwangerschaft und Geburt seien aus klinischer Sicht unauffällig verlaufen.
Die Zuweisung erfolgte durch die betreuende Hebamme aufgrund des Verdachts auf funktionelle Dysbalancen im craniosacralen, faszialen und neurovegetativen System.
Physiologischer und embryologischer Hintergrund
In den ersten Lebenswochen befinden sich die Strukturen des Schädels, der oberen Atemwege und des autonomen Nervensystems noch in hochgradig plastischen Entwicklungsprozessen.
Embryologisch stammen die Schädelbasistrukturen, die relevanten Hirnnervenkerne (u. a. N. vagus, glossopharyngeus) und die faszialen Membransysteme aus eng miteinander verknüpften Keimblattarealen.
Perinatal können selbst bei klinisch „unauffälligen“ Geburten funktionelle Kompressionen oder fasziale Restriktionen entstehen, insbesondere im Bereich der oberen Halswirbelsäule, der OAA-Region (Occiput–Atlas–Axis) sowie der cranialen Basissynchondrosen.
Diese Bereiche spielen eine zentrale Rolle für:
Atemrhythmus und Atemfluss
Schluck- und Saugkoordination
vegetative Regulation (Vagus-Tonus, Stressregulation)
das craniosacrale Impulssystem bzw. die craniosacrale Impulsdynamik
Funktionelle Einschränkungen können deshalb Atemphänomene, Stillprobleme, vegetative Dysbalancen oder erhöhte Irritierbarkeit begünstigen – auch ohne medizinisch fassbare Pathologie.
Erstkontakt und Erläuterung des biodynamischen Vorgehens
Zu Beginn wurden der biodynamische Ansatz, die Bedeutung des primären respiratorischen Mechanismus und das Konzept der neurovegetativen Regulation ausführlich erläutert.
Da die Methode für die Eltern neu war, wurden alle Schritte transparent dargestellt und Fragen offen geklärt.
Behandlung des Säuglings: Regulation im schlafenden Zustand
Der Säugling befand sich bei der Ankunft schlafend und gut reguliert im Arm des Vaters. Um das noch unreife autonome Nervensystem nicht zu überstimulieren, erfolgte die erste Kontaktaufnahme in dieser stabilen Umgebung.
Die Behandlung konzentrierte sich auf:
das Lauschen auf die craniosacrale Impulsdynamik
die Wahrnehmung der frühen Atem- und Flüssigkeitsbewegungen im biodynamischen Feld
mögliche fasziale Zuglinien im Bereich OAA, Schädelbasis und Zungenbeinapparat
sanfte Normalisierung des primären respiratorischen Mechanismus ohne Manipulation
Der Fokus lag darauf, das System zu orientieren und erste Entlastung zu ermöglichen, ohne Regulationsüberflutung zu erzeugen.
Einbezug der Mutter: Bedeutung des gemeinsamen Regulationsfeldes
Da kindliche Regulationsstörungen häufig mit dem physiologischen und emotionalen Zustand der Mutter in Resonanz stehen, wurde im Anschluss die Mutter in die Behandlung einbezogen.
Der mütterliche Organismus zeigte Hinweise auf:
erhöhte sympathikotone Aktivität
fasziale Verdichtungen im thorakalen Inlet
Spannungsmuster entlang der cervico-cranialen Faszienzüge
Belastung einzelner vegetativer Knotenpunkte
Im biodynamischen Ansatz sind solche Muster relevant, da sie unmittelbar mit Stillproblemen, Mastitisneigung und Spannungsübertragungen auf das Kind korrespondieren können.
Während der Behandlung wurden somatische Widerstände spürbar, die auf latente Schutzmechanismen des Nervensystems hinweisen. Regulationsarbeit ist jedoch nur möglich, wenn die betreffende Person innere Zustimmung und Sicherheit empfindet.
Die Anwendung einer Körperkerze war als ergänzende Maßnahme vorgesehen und wurde im Vorfeld in ihrer Wirkweise erläutert.