29/08/2023
1978 erhielt Astrid Lindgren den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Sie war eingeladen, bei der Verleihung eine Rede zu halten und entschied sich für ein Plädoyer für gewaltfreie Erziehung. Zu dieser Zeit wurde Gewalt in der Erziehung in vielen Kreisen noch als normal und notwendig angesehen. Der Veranstalter, der die Rede vorher lesen wollte, fand sie zu provokant und legte Astrid Lindgren nahe, den Preis nur mit einem kurzen Dank anzunehmen. Astrid Lindgren bestand darauf, die Rede so zu halten, wie sie war. Ansonsten würde sie gar nicht kommen. So hielt sie ihre Rede, die bald weltweit verbreitet wurde. Infolge wurde 1979 in Schweden das Schlagen von Kindern verboten. Deutschland zog erst 2000 nach.
Erschüttert u.a. vom zweiten Weltkrieg, engagierte sich Astrid Lindgren für ein gewaltfreies Miteinander auf der ganzen Welt. Ihrer Meinung nach beginnt Frieden in der Welt in den Familien. Ja, vermutlich ist das so. Kinder, die liebevoll und bedürfnisorientiert aufwachsen, neigen sicher auch als Erwachsene weniger zu Gewalt gegenüber anderen.
Körperliche Gewalt gegenüber Kindern und erwachsenen Konfliktpartnern ist für die meisten von uns Tabu (auch wenn es immer noch viel zu viele Kinder und auch Erwachsene gibt, die in familiären Beziehungen körperliche Gewalt erfahren!). Weitaus weniger selbstverständlich ist gewaltfreie Kommunikation – meiner Meinung nach eine Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen und sollten. In den sozialen Medien ist die Kommunikation diesbezüglich oft unterirdisch. Abfällige Bemerkungen, Abwertungen, Beleidigungen, Vorwürfe, Beschuldigungen und Rechthaberei sind oft eher die Regel als die Ausnahme. Respektvolles Miteinander? Fehlanzeige. Aber mal – Hand aufs Herz – für wen von uns ist ein respektvolles Miteinander im Alltag nicht eine Herausforderung? Gewaltfrei? Noch relativ easy, wenn wir uns unter Gleichgesinnten tummeln. Eine Herausforderung, wenn wir Menschen begegnen, die anders denken, anders handeln, als das so unserer Vorstellung entspricht. Egal, ob es sich um unsere Kinder, Lebenspartner/innen, Kolleg/innen oder Nachbar/innen handelt. Dann unsere Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken, ohne die Integrität, die Würde des Gegenübers zu verletzen – leichter gesagt, als getan, aber möglich! Wirklich zu akzeptieren, dass der/die Andere eine andere Meinung hat als wir, ohne uns im Recht und insgeheim „besser“ zu fühlen – auch das leichter gesagt, als getan, aber möglich! Lasst uns gemeinsam auf den Weg machen zu einem friedvollen und respektvollen Miteinander. Liebe Grüße aus Astrid Lindgrens Smaland in Schweden.