20/04/2025
Zurückgelassen
Täter und Opfer – in Villen, in Gassen,
hinter Anzügen, Uniformen, in Schulklassen.
Es gibt keinen Ort, wo es nicht passiert,
doch Ihr seht nur nach unten, niemals nach vorn.
Schlagzeilen berichten über die ein oder andere Tat,
der Missbrauch – der Täter offenbart.
Bitte schaut auch nach uns – bitte dreht Euch nicht um.
Wir Opfer sind hier– weinend und stumm.
Und aus Kindern werden Menschen, die niemals vergessen,
die Schatten von damals ihr Leben verletzen.
Die Täter sind frei, die Opfer gefangen,
gefangen im Trauma, gefangen in Schranken.
Das Kind von damals – es lebt noch hier,
hinter erwachsenen Augen – und es schreit in mir.
Ihr sprecht von der Heilung der Täter, kaum von unserem Leid,
doch wir tragen die Narben – ein Leben lang, durch die Zeit.
Ihr gebt ihnen Chancen, denn nicht jeder ist schlecht,
Doch wie werden wir Opfer unterstützt? Wo bleibt unser Recht?
Beim Opferentschädigungsgesetz rasseln wir durch,
keine Zeugen- kein Melden- aus Scham? Aus Furcht?
keine Beweise- dann tuts uns leid,
der Gesundheitsschaden nicht bestimmbar nach so langer Zeit.
Zerrissen im belastenden Verfahren – die Seele wieder verletzt,
Seit Jahrzehnten bekannt, doch so ist halt das Gesetz.
Für uns Opfer gabs einen Fonds – einen Akt der Mildtätigkeit,
Zu bewilligende Sachleistungen und Therapie auf Zeit,
Rechtsanspruch auf den Fonds, wo kämen wir da hin?
Das machte für die Gesetzgeber keinen Sinn.
Sie sagten, sie hör’n uns zu, hör´n auch den verzagtesten Ton.
Versprachen uns Hilfe, doch jetzt schließt dieser Fonds.
Die Akten verstauben, die Stimmen werden leise,
Zurück bleibt nur die Stille – auf die altbekannte Weise.
Ihr zieht die Unterstützung ab, lasst uns wieder allein,
Wir haben euch geglaubt,
Ihr brecht das Wort – wie kann das sein?
Und wir bleiben zurück, der Hilfe beraubt.
Wo ist das Versprechen, das man uns gab?
Wo ist der Schutz, wo das solidarische Band?
Wenn ihr uns jetzt vergesst, wer hält uns dann die Hand?
Doch wir werden laut – wir geben nicht auf,
Unsere Narben erzählen, wir halten es aus.
Wenn ihr uns verlasst, dann tragen wir’s selbst,
Wir bleiben hier – und wir schreiens raus in die Welt!
Ihr zieht die Mittel ab, lasst uns alleine,
Doch unsere Stimmen, sie schweigen nie mehr!
Wir sind Menschen – keine Steine.
Wir stehen jetzt auf – wir sind so viel mehr!
Urheber: Rapunzels Turm
(K)PTBS für Anfänger, Fortgeschrittene und Angehörige
