17/06/2025
Nach dem erschütternden Amoklauf am 10. Juni an einer Grazer Schule thematisierte die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) heute in einer Pressekonferenz die hohe Bedeutung der psychiatrischen Medizin. Nicht nur im Kindes- und Jugendalter, sondern auch für Erwachsene.
Es müsse mehr hingeschaut, statt weggeschaut, mehr aktiv zugehört, statt weggehört werden, betonte ÖÄK-Präsident Johannes Steinhart. Die aktuelle Situation zeige jedenfalls einen enormen Handlungsbedarf für die österreichische Gesundheitspolitik. Eine konkrete Maßnahme sei die Integration von psychosozialer Aufklärung in die Lehrpläne der Schulen, damit bereits Kinder und Jugendliche befähigt werden, Warnsignale zu erkennen und Hilfe zu holen, so Steinhart.
Mit insgesamt nur 59 Kassenärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie und 408 Kassenärzten für Erwachsenenpsychiatrie sei die Versorgung in Österreich unzureichend, ergänzte Dietmar Bayer, stellvertretender Bundeskurienobmann niedergelassene Ärzte, und selbst Facharzt für Psychiatrie in der Steiermark. Die Politik solle hier massiv Geld in die Hand nehmen.
Es herrsche ein Mangel an kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlungsplätzen im niedergelassenen und im stationären Setting bei gleichzeitig deutlich steigender Nachfrage nach kinder- und jugendpsychiatrischer Versorgung, sagte Paul Plener, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Medizinischen Universität Wien. Neben dem Ausbau der stationären Behandlungsplätze, müssen stationsäquivalente Behandlungsformen wie das Home-Treatment in die Regelbehandlung überführt werden, zudem müssten kassenfinanzierten kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlungsplätze im ambulanten Bereich ausgebaut werden.