08/03/2025
Das Hinterhauptsbein (Os occipitale) ist ein kleiner, aber mächtiger Knochen. Es liegt gut tastbar zwischen den Ohren des Pferdes und bildet den Ursprung des Mähnenschopfes. Genau dahinter sitzen auch die Genickstücke von Halfter, Zaumzeug und Co. – also ein Bereich, den wir ständig berühren und im täglichen Umgang mit dem Pferd unbewusst manipulieren. Doch oft, ohne uns bewusst zu machen, wie sensibel und einflussreich diese Region tatsächlich ist.
Das Hinterhauptsbein verbindet den Schädel mit dem ersten Halswirbel (Atlas). Wer schon einmal erlebt hat, wie ein Pferd am Halfter zieht oder sich darin festhängt, kann sich vorstellen, welche Kräfte hier wirken. Auch Zügelhilfen oder das Hängen in der Longe belasten diesen Bereich mehr, als vielen bewusst ist. Dabei ist das Gelenk zwischen Hinterhauptsbein und Atlas fein abgestimmt – es ermöglicht nicht nur Nick- und kleine Rotationsbewegungen, sondern ist auch ein wichtiger Teil des Gleichgewichtssystems.
💡 Ist das Hinterhauptsbein in seiner Bewegung blockiert, kann das Pferd instabil wirken, sich schief machen oder sogar schneller erschöpft sein. Warum? Weil die kurzen, tiefen Genickmuskeln, die für die feine Kopfkontrolle zuständig sind, dann nicht mehr funktional arbeiten können. Ein Pferd balanciert sich nicht nur mit den Beinen aus – es nutzt auch feinste Kopfbewegungen, um sein Gleichgewicht zu halten.
💡 Das Hinterhauptsbein hat direkten Einfluss auf das Nervensystem. Direkt darunter tritt der Vagusnerv aus, der viele lebenswichtige Prozesse steuert – von der Verdauung über die Regeneration bis zur Atmung. Verspannungen in diesem Bereich können sich also nicht nur auf die Beweglichkeit, sondern auch auf das innere Gleichgewicht des Pferdes auswirken. Manche Pferde wirken dann nervös oder „geladen“, andere eher träge oder schwerfällig.
💡 Und dann gibt es noch einen Zusammenhang, den viele nicht kennen: Der Trapezmuskel hat direkten Zusammenhang mit dem Hinterhaupt. Denn genau hier (am Foramen jugulare) tritt der Nervus accessorius aus dem Schädel aus, der diesen Muskel versorgt. Löst man die Spannung im Genick, entspannt sich oft auch die gesamte Schulter- und Vorderhandmuskulatur – eine kleine Veränderung mit großer Wirkung.
‼️ Ein freies, bewegliches Hinterhauptsbein bedeutet also weit mehr als nur ein entspanntes Genick. Es beeinflusst das Gleichgewicht, die Körperwahrnehmung und sogar das Temperament des Pferdes. Wer einmal gespürt hat, wie sehr sich ein Pferd durch kleine, gezielte Impulse an dieser Stelle verändern kann, wird den Bereich mit ganz neuen Augen sehen.