16/11/2021
Heute poste ich die eindrucksvolle Geschichte von Susan Mühlfeld, wie sie es nach einem Unfall zurück ans Steuer geschafft hat:
„Ich möchte hier mal meine Geschichte erzählen, wie ich die Angst nach meinem Unfall überwunden habe.
Damals vor ca. 20 Jahren war ich täglich beruflich mit dem Auto unterwegs.
Am Unfalltag hatte ich Kopfschmerzen und dachte, ach die letzte Tour machst du jetzt noch.
Ich kam an eine Kreuzung, bei der man zweispurig links abbiegen kann.
Ich habe mich auf der rechten Spur zum Linksabbiegen eingeordnet.
Ich stand als erstes an der Ampel und links neben mir stand ebenfalls ein Auto.
Es wurde grün und das Auto neben mir fuhr los wie der Teufel....
Ich fuhr gemütlich los, sah nach dem Abbiegen in den Spiegel und wechselte auf die linke Spur.
Ich habe noch nicht mal richtig die Spur gewechselt, da kam von hinten ein Cabrio angeschossen.
Er fuhr mir rechts ins Heck.
Bevor ich kapiert habe, was passiert war, hab ich mich ein oder zwei Mal komplett gedreht und bin dann in Fahrtrichtung links die Leitplanke hoch.
Auf der anderen Seite wieder runter, kam ich in den zweispurigen Gegenverkehr.
Ein LKW kam mir entgegen.
Meine einzige Reaktion war nur noch nach rechts zurück zur Leitplanke zu lenken. Keine Ahnung ob das etwas gebracht hat.
Ich sah die Ecke des LKW-Anhängers von vorne links auf mich zukommen und machte glaube ich die Augen zu.
Dann knallte es wieder.
Es war wie Zeitlupe.
Mich hat es aus dem Sitz gehoben, mein Kopf schlug am Dach an und die Scherben von meinem halboffenen Fenster kamen rein gesplittert.
Meine Ladung schoss vor und verteilte sich überall. Als ich wieder im Sitz unsanft gelandet bin, tat mir mein Rücken weh.
Ich weiß nicht warum ich mich nicht bewegt habe.
Es war vermutlich Schockstarre.
Ein Mann öffnet die Beifahrer Tür... oder das Fenster? 🤔 Er half mir jedenfalls raus und fragte mich ob alles okay sei... Der Cabrio Fahrer beschimpfte mich, von wegen Spurwechel und sein Cabrio sein Cabrio .... Aber ich war ihm egal.
Das Nummernschild lag sehr weit weg auf der Straße.
Mein Chef war auch gleich zur Stelle, da er Fahrzeughalter war und sofort informiert wurde.
Seine einzige Frage an mich....
bist du falsch abgebogen?
Im Krankenhaus wurde ich durchgecheckt und es war bis auf den Schock alles in Ordnung.
Mein Rücken war nur gestaucht.
Am selben Tag durfte ich noch nach Hause. Mein Freund holte mich damals ab.
Die erste Nacht nach dem Unfall war sehr unruhig und voller Alpträume.
Trotz allem hatte ich 5 Schutzengel dabei.
Am nächsten Tag:
Mein eigenes Auto stand noch in der Arbeit und mir war klar, dass ich es irgendwann holen muss.
Schon beim Gedanken daran bekam ich Panik, Herzrasen und zitterte.
Es war viel zu frisch.... es war noch nicht verarbeitet.
Mir war aber klar, dass mein Körper in dem Moment Angst entwickelt.
Und mir war klar, egal wie sehr ich jetzt Angst habe und wie sehr sich mein Körper sträubt,
wenn ich an diesem Tag nicht einsteige, dann kann ich nie mehr fahren.
Diesen Kreislauf wollte ich nicht zulassen.
Also hat mein Freund mich hin gefahren und wir haben uns eine Strecke für den Rückweg ausgesucht, die nicht stark befahren ist und bei der man nicht oft stehen bleiben muss.
Als wir an der Arbeitsstelle ankamen, bin ich sofort eingestiegen. Mein Herz raste, Schwitzen, Zittern und panisches Atmen kam auch noch dazu. Ich konnte kaum die Kupplung treten und den Gang einlegen.
Aber... holprig und vorsichtig bin ich los. Es war wirklich Stress pur. So fuhren wir hintereinander nach Hause. Am Parkplatz angekommen viel mir ein Stein vom Herzen. Puh geschafft ♥ das war wichtig!
Danach machte ich mir viele Gedanken. Es hat einige Tage gedauert, bis ich ohne zittern fahren konnte und auch einige Zeit, bis ich mich wieder sicherer beim Fahren gefühlt habe.
Auch heute halte ich noch eher mehr Abstand vor LKWs, aber ich fahre gerne und sicher. Die Angst hat nicht gewonnen!“ ❤