12/08/2020
Absonderung
Da ich mittlerweile über 10 Menschen in meiner näheren und ferneren Umgebung kenne, die von einer Absonderung (Zwangsisolierung) getroffen wurden, möchte ich ein paar Zeilen dazu schreiben.
Sie leiden.
Alle betroffenen Personen leiden. Jeder auf seine Art. Fühlen sich wie Aussätzige.
Die Eine hat keine Angst vor der Krankheit, kämpft aber hart damit, im wohl verdienten Urlaub eingeschränkt zu sein. Nach anstrengender, aufreibender Arbeit im Wirbel des Maßnahmenpaketes ,in „Kurzarbeit“ die länger dauert als die normale, aufgerieben von vielen, vielen Telefonaten usw. um als „Systemerhalter“ den Bereich am Laufen zu halten. Kein erholsamer Spaziergang im Wald, kein Bummeln in der Stadt. Eingesperrt. Die Polizei steht plötzlich vor der Tür und bringt den Bescheid. Die Polizei kontrolliert. Sie kommt sich wie eine Verbrecherin vor obwohl sie nichts Verwerfliches getan hat.
Die Andere hält sich mit ihrer bosnischen Herkunft bedeckt um sich nicht anhören zu müssen – „Urlaubsheimkehrer aus einem gefährlichen Land, gefährdest uns alle“ – obwohl sie gar nicht dort war.
Eine Nachbarin verheimlicht ihren Absonderungsstatus, niemand weiß etwas davon. Sie kehrt erst nach 14 Tagen verschämt in den Nachbarschaftskreis zurück als ob sie an irgendetwas Schuld wäre, als ob sie etwas verbrochen hätte.
Eine Familie kämpft mit der Angst vor der Erkrankung und noch viel mehr damit, die empfohlenen Maßnahmen einzuhalten: getrennt Essen, getrennt Schlafen, getrennte Lebensräume auf die Stockwerke verteilt.
Alle leiden, alle haben Angst und alle fühlen sich allein gelassen.
Als Lebensberater weiß ich, daß ich die Ängste , das Leiden nicht beseitigen kann. Aber ich kenne ein wenig von den ersten Schritten die es braucht um Lösungen zu finden, um in einen Lösungssprozess zu kommen.
Einer davon ist Hinsehen, die Dinge benennen. Das Gesehen-werden. Ein anderer das Geliebt-sein oder Etwas-Wert-sein.
Deshalb möchte ich hier öffentlich sagen: Ihr werdet gesehen! Euer Leid wird gesehen. In diesem Sinne seid ihr nicht allein.
Auch möchte ich stellvertretend eine Umarmung senden! Die scheint ja in diesen Zeiten so schwer zu fallen. Fühlt euch umarmt!
Und noch etwas möchte ich sagen: Danke!
Herzliche Grüße, Axel Kölblinger, psychologischer Berater und Tierarzt
Ihr dürft das ruhig teilen, es würde mich freuen wenn es zu denjenigen gelangt die gerade in der Absonderungssituation sind.