25/06/2025
Zecken - eine sachlich-fachliche Information
Es kursieren viele Falschinformationen über Zeckenstiche und Vermeidung und Behandlung von durch Zecken übertragbare Erkrankungen. Vor diesen haben - mitverursacht durch übergroße furchteinflößende Darstellungen von Zecken in der Werbung für die Impfung - viele Menschen unnötigerweise große Angst; viel größer, als vor anderen vergleichbaren Erkrankungen.
Wir geben einen unaufgeregten Überblick:
Für Menschen relevant sind hauptsächlich zwei durch Zecken übertragbare Erkrankungen: FSME und Borreliose.
In Österreich tragen ca. 5 % aller Zecken das FSME-Virus in sich, in ca. 25% aller Zecken können Bakterien namens „Borrelien“ nachgewiesen werden. Für beide Erreger gibt es starke regionale Unterschiede. Ein Zeckenstich bedeutet nicht, dass die Zecke infiziert war und dass man die eine oder andere Erkrankung dadurch bekommen kann.
Grundregel: Je schneller die Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Risiko. Daher aktiv nach Zecken suchen und diese mit einer Zeckenzange (gibt es in der Apotheke) vorsichtig, ohne den Körper zu quetschen, entfernen.
FSME:
Erkrankt man, gibt es keine Therapie, in seltenen Fällen verläuft die Erkrankung tödlich. Man kann die Erkrankung jedoch durch eine Impfung verhindern. Das Impfintervall ist alle 5 Jahre. Erfahungsgemäß hält der Impfschutz aber viel länger: Wenn Sie sich nicht „blind“ auffrischen lassen möchten (was jedoch kein Problem wäre), dann können Sie per Blutabnahme feststellen lassen, wie lange Ihr Impfschutz noch hält. Das kostet wenige Euro und kann bei uns durchgeführt werden.
Als Randbemerkung sei erwähnt, dass es in Österreich erstaunlich viele Menschen gibt, die gegen FSME, jedoch nicht gegen andere, teils viel gefährlichere Erkrankungen wie Hepatitis B, Grippe, Mumps, Masern, Tetanus,… geimpft sind. Das ist total unlogisch. Wer sich gegen FSME impfen lässt, sollte sich auf gegen andere Erkrankungen impfen lassen.
Borreliose:
Nahezu jeder Zeckenstich hinterlässt nach Entfernung eine kleine gerötete, meist juckende Erhabenheit. Das ist normal und kann wenige Tage anhalten. Das ist noch keine sogenannte „Wanderröte“ bzw. kein Hinweis auf eine Borreliose. Bleibt die Rötung bestehen und breitet sie sich aus (manchmal sieht das wie ein Ring aus mit zentraler Aufhellung), dann gilt das als beweisend für eine Borreliose, sodass eine Therapie erfolgen soll (die Diagnose muss ein Arzt stellen).
Wichtig ist: ohne vorherigen Zeckenstich (d.h. es muss eine Zecke im betroffenen Bereich gesehen woden sein!) kann die Diagnose nicht gestellt werden.
Zu beachten ist, dass auch ohne die charakteristische Rötung eine Infektion mit Borrelien erfolgt sein kann. Beruhigend ist jedoch, dass viele Menschen unbemerkt eine Borreliose hatten und ohne Behandlung gesund wurden; das heißt, dass häufig auch unser Immunsystem die Erkrankung besiegen kann. Die Empfehlung lautet trotzdem: bei klaren Hinweisen auf Borreliose sollte diese antibiotisch behandelt werden.
Was tun bzw. nicht tun?
* Beobachten Sie die Rötung nach Entfernung der Zecke. Sie können die Ränder mit einem Kugelschreiber markieren und dadurch besser beobachten, ob die Rötung sich ausbreitet. Wenn sie das macht, dann konsultieren Sie Ihren Arzt.
* Eine Blutabnahme direkt nach einem Zeckenstich zur Bestimmung von Antiköpern (sogenannte „Borrelienserologie“) ist sinnlos und nie aussagekräftig. Die Wanderröte ist eine Blickdiagnose. Eine Therapie bei Wanderröte vom Ergebnis der Blutabnahme abhängig zu machen, wäre ein medizinischer Fehler.
* Wenn Sie schon einmal eine Borreliose hatten, dann ist die Abnahme einer „Borrelienserologie“ für den Rest des Lebens sinnlos, da damit keine neuerliche Infektion festgestellt werden kann.
* Die Blutabnahme für die Borrelienserologie bei Beschwerdefreiheit ist ebenso sinnlos. Zu beachten ist auch, dass diese Blutwerte mit großer Vorsicht zu betrachten sind, da es viele Einflussfaktoren gibt, die das Ergebnis verfälschen. Positiv heißt in fast allen Laboratorien (bis auf die wenigen Referenzlaboratorien in Österreich) nicht, dass je eine Infektion vorgelegen hat.
* Eine chronische Borreliose ist extrem selten. Die Diagnose sollten Neurologen oder Infektiologen stellen (nicht zu verwechseln mit der großen Anzahl an Ärzten, die sich als „Borreliosespezialisten“ ausweisen). Der Umstand, dass viel zu häufig chronische Borreliosen diagnostiziert und auch behandelt werden, ist der Tatsache geschuldet, dass bei vielen Menschen nach einer Infektion über Jahre Antikörper im Blut nachweisbar sind, die auf eine aktive Infektion hindeuten (sogenannte „IgM-Antikörper“). Das ist ein bekanntes Phänomen, welches bei vielen anderen Infektionen auftreten kann (z.B. EBV). In diesen Fällen verschwinden diese IgM Antikörper nicht aus dem Blut, auch wenn die Infektion ausgeheilt/behandelt ist. Der Nachweis dieser Antikörper ohne erinnerlichen kurz zurückliegenden Zeckenstich ist eindeutig kein Grund für eine Behandlung.
Wir hoffen, Ihnen mit diesen Informationen gedient zu haben. Schönen Sommer im Freien!
Autor: Univ.-Prof. PD Dr. Bernhard Angermayr
Bild: Quelle Wikipedia