04/08/2025
Aus dem Alltag im Zentrum für Kreativtherapie St. Pölten :
"Hallo! Meine Mama hat in 2 Tagen Geburtstag! Ich will für sie was basteln. Kann ich dein Handy haben, dann zeig ich dir den Rosenstrauß, den ich für sie machen will."
Zack. Hingesetzt. YouTube mit dem Tutorial eingeschalten. Mal schnell angeschaut. Materialien zusammengesucht die gebraucht werden. Überlegt welche Farbe alles haben soll. Und los geht's.
Und dann haben wir eine Stunde einen Papierrosenstrauß gebastelt.
Und das ist Kunsttherapie!?
Ja!
Denn was man nicht sieht :
Die Klientin traut sich Forderungen zu stellen.
-> Das zeigt schon eine gute Beziehung zur Kunsttherapeutin und dass sie sich im Setting wohl und sicher fühlt.
Der Bastelprozess war sehr fordernd.
-> Es hat nicht so einfach funktioniert, wie das Tutorial es gezeigt hat.
-> Mehrmals wanderte schon alles in Richtung Papierkorb.
-> Es wurde geflucht, geschimpft und gejammert.
-> Aufgeben war zum Greifen nahe.
-> Papier wurde zerrissen, zerknüllt.
Aber wir haben es durchgezogen.
-> Wir haben gestoppt.
-> Gemeinsam überlegt wie man dran bleiben kann.
-> Uns gefragt was hilft, wenns einfach nicht mehr läuft, um einen kühlen und klaren Kopf zu behalten.
Lieblingsmusik an und dann wurde das ganze zur Komödie und wir haben geschimpft und geredet wie die alten Waschweiber
-> "Damit dea Schmoarrn endli so tuat wia mia des woin. Wei ma des fürd Muada do schoffn woin. Und jiatzt sama hoit immahin scho amoi soweit kuma. Mit dem sch... Papia. Moch ma nimma noch deara Onleitung is nächste Moi. Himmü Heagott."
-> Wir sind in eine andere Rolle geschlüpft, in der es uns gelungen ist dran zu bleiben und es durchzuziehen.
-> Und wir haben gelacht und plötzlich war es möglich. Nicht leicht und einfach. Aber machbar.
Das Ergebnis dieser Kunsttherapie Einheit war also weniger, der Papierrosenstrauß, der schlussendlich gut gelungen und doch wirklich schön geworden, ist. Es war der Prozess des Durchhaltens und die Lösung die man für sich gefunden hat, wie man durch eine schwere Situation durchkommen kann.
Die Klientin hat das Setting mit Lachtränen in den Augen und den Rosenstrauß stolz in den Armen tragend verlassen.
Mit dem Wissen, was sie heute geschafft hat.
Und das sie auch andere schwierige Situationen meistern kann.
Und das ist Kunsttherapie.
Öbkt Berufsverband Kunsttherapie
KUKiS-Kreativität und Kommunikationsförderung für Kinder
Claudia KiKu
Natascha Zirngast