21/11/2025
Rituale und Veränderung – ein feiner Balanceakt
Oft passiert es, dass sich bei Menschen mit Behinderung eine feste Materialwahl etabliert – eine Art Ritual. Sie greifen immer wieder zum selben Pinsel, zur gleichen Farbe, zum gleichen Papier. Und vielleicht fragst du dich: Warum immer das Gleiche? Die Antwort ist einfach: Es gibt Sicherheit in diesen Ritualen. Sie geben dem Kunden Halt und Orientierung. Doch bedeutet das, dass es keine Veränderung geben kann? Muss es immer gleich bleiben?
Es braucht viel Feingefühl, immer wieder neu abzuschätzen, ob eine Veränderung dieses Rituals angebracht ist. Kann eine neue Perspektive, ein neues Material zur Weiterentwicklung anregen? Oder wäre es vielleicht kontraproduktiv, den vertrauten Rahmen zu stören, wenn gerade genau dieser das Gefühl von Sicherheit und Stabilität gewährleistet?
Es gibt keine Patentlösung. Manchmal ist es der Moment, in dem Veränderung sinnvoll ist, und manchmal ist es der Moment, in dem es wichtiger ist, das Ritual zu bewahren, weil es dem Kunden hilft, in seiner Welt zu bleiben und sich in ihr sicher zu fühlen.
Wie immer geht es um das Miteinander. Es geht um das gemeinsame Herausfinden, was es jetzt braucht – immer wieder neu. Jeder Schritt, jede Entscheidung, ob Veränderung oder Bewahrung, muss individuell getroffen werden, im Dialog, im Vertrauen und in der Achtsamkeit für den Prozess des anderen. Nur so können wir sicherstellen, dass der Kunde sich weiterentwickeln kann – in seinem Tempo, in seinem Raum, immer im Einklang mit dem, was er braucht.