Institut für Achtsamkeit und Selbstregulation

Institut für Achtsamkeit und Selbstregulation IFARE - Sabine Griesebner
Lösung von Stress und Trauma

Ziel des Institutes ist es, allen Berufsgruppen, die therapeutisch und beratend mit Menschen arbeiten, eine innere Haltung nahe zu bringen, die einen weiten, nicht wertenden und achtsamen Raum schaff, um so unsere Klienten und Klientinnen mit einer speziellen Fokussierungsmethode zu unterstützen ihre Anliegen in ihrem Tempo, in Achtsamkeit mit sich selbst und der Aktivierung der eigenen Selbstregulation zu lösen.

Ein Ja zum Leben heißt auch ein Ja zur Endlichkeit - Dem Sterben & Tod bewusst begegnenWie uns altes schamanisches Wisse...
28/09/2025

Ein Ja zum Leben heißt auch ein Ja zur Endlichkeit -
Dem Sterben & Tod bewusst begegnen
Wie uns altes schamanisches Wissen leiten kann

Sterben und Tod gehören untrennbar zum Leben – und doch sind sie oft mit Angst, Sprachlosigkeit oder Verdrängung belegt.

In diesem Workshop schaffen wir gemeinsam einen achtsamen und geschützten Raum, um uns diesen Themen liebevoll zuzuwenden.

Gemeinsam mit Arwen, einer geweihten nepalesischen Schamanin, erkunden wir Wege, wie wir einen heilsamen und persönlichen Zugang zu Sterben und Tod finden können – jenseits von Tabus und kultureller Enge.

Inhalte des Seminars
🌿 Achtsamer Austausch zu persönlichen Erfahrungen und Fragen
🌿 Schamanische Heilrituale
🌿 Raum für Stille, Würdigung und neue Perspektiven
🌿 Impulse, wie wir auch im Alltag einen freundlicheren Umgang mit diesem Thema finden können

Dieser Workshop richtet sich an alle Interessierten – unabhängig von Vorerfahrungen. Willkommen sind alle, die sich dem Thema mit Offenheit, Neugier oder persönlichem Anliegen nähern möchten.

Anmeldung unter: https://www.ifare.at/seminare/

🌿 Praxisgespräche – Wenn der Schmerz nicht aufhört - Auflösung von transgenerationalen TraumataAufstellung als Friedensa...
27/09/2025

🌿 Praxisgespräche – Wenn der Schmerz nicht aufhört - Auflösung von transgenerationalen Traumata
Aufstellung als Friedensarbeit - Teil 4

Traumata und ungelöste Konflikte wandern oft unbemerkt von Generation zu Generation. Systemische Aufstellungsarbeit macht diese verborgenen Dynamiken sichtbar und eröffnet einen Raum, in dem Impulse zur Heilung angeregt werden – nicht nur individuell, sondern auch kollektiv, etwa nach Krieg, Flucht oder Vertreibung.

Petra hat Körperschmerzen – Schmerzen, die sie schon sehr lange begleiten vor allem im Unterleib. Die Diagnose Endometriose. Sie hatte Operationen, nimmt Schmerzmittel, wenn es nicht anders geht, und hat gelernt, sehr achtsam mit sich umzugehen. Jetzt möchte sie einen Schritt weitergehen und den Schmerz auf systemischer Ebene anschauen.

✨Die Aufstellung
Sie stellt auf: Sich, den Schmerz, ihre Mutter und ihren Vater

Das Bild:
Sie steht in der Mitte und möchte sich gerne bewegen, aber der Schmerz stellt sich immer wieder vor sie, als ob er sie schützen will. Die Mutter ist abgewandt, will nicht hinschauen, der Vater steht etwas verloren da und sagt: „Ich hätte ja gerne Kontakt, aber hier habe ich keinen Chance.“

Petra erzählt von ihrer Familie:
Die Mutter ihrer Mutter – ihre Großmutter – war immer sehr vorsichtig, ständig von einer leisen Angst begleitet. Sie mahnte ihre Tochter und auch Petra immer wieder, nicht zu vertrauensselig zu sein.
Von der Ur-Großmutter berichtet Petra, dass sie eine bemerkenswert starke Frau gewesen sei – sie hatte den Krieg überstanden, Schreckliches erlebt und dennoch tatkräftig am Wiederaufbau mitgewirkt. Für ihre Zeit war sie sehr emanzipiert, voller Tatkraft.
Der Ur-Großvater hingegen war schweigsam. Über ihn gibt es kaum Geschichten – er hat nie viel gesprochen.
Ich schlage vor, auch die Großmutter, die Ur-Großmutter und den Ur-Großvater mit in die Aufstellung zu nehmen.

✨Die Dynamik:
Der Ur-Großvater schaut in die Richtung, in die die Mutter schaut, spürt eine tiefsitzende Kälte und fühlt sich emotional abgespalten. Die Ur-Großmutter ist ständig unterwegs – sie kommt nicht zur Ruhe. Die Großmutter setzt sich, wie ein kleines Kind, auf den Boden und wippt hin und her, wie in Trance. Der Schmerz wird größer, ist jetzt mit dem Blick nur auf die Großmutter fokussiert, steht aber immer noch vor Petra, die wenig Bewegungsspielraum hat.

Wir stellen das „Trauma“ dazu. Es geht direkt auf den Ur-Großvater zu.
Er beginnt zu zittern, hält sich am Trauma fest – und plötzlich kann er sich der Ur-Großmutter zuwenden. Sie sieht ihn an, Tränen in den Augen.
Die Großmutter schlägt mit den Händen auf den Boden und wiederholt: „Ich halte das nicht mehr aus!“

✨Die Wendung
Ich lasse dem Feld ganz viel Raum, um in die Bewegung zu kommen, die sich von selbst entwickeln mag.
Der Schmerz löst sich von Petra und geht zur Ur-Großmutter. Diese kann ihn kaum anschauen, hält sich den Bauch und sagt, dass sie das niemals mehr hatte spüren wollen. Der Ur-Großvater bricht in Tränen aus und sagt: „Es tut mir so unendlich leid – ich konnte dich davor nicht schützen.“

Und plötzlich ist es, als würde ein Schleier von der Geschichte gehoben.
Unausgesprochen wird klar, was damals geschah – was Millionen von Frauen im Krieg erlebten...
Die Ur-Großmutter beginnt zu weinen.
Der Ur-Großvater nimmt sie in den Arm.
Auch die Großmutter darf zu ihnen kommen, sie ist nicht mehr allein. Auch sie kann jetzt Kontakt zu ihrer Tochter aufnehmen. Die Mutter lehnt sich an ihre Mutter an – eine tiefe Entspannung geht durch die Reihe der Ahn*innen. Die Mutter schaut auf und wendet sich Petra zu.
Zum ersten Mal. Petra atmet tief und lehnt sich an ihre weiblichen Vorfahren an.

Der Schmerz zieht sich zurück und sagt: „Wann immer du mich brauchst – ich bin da, aber lieber wäre ich etwas anderes. Es ist noch nicht ganz da, aber es spürt sich an, wie eine neue Lebendigkeit und eine enorme Kraft.“

✨Heilung, die weiterreicht
Es ist still. Eine dichte, ehrfürchtige Stille.
Alle im Raum sind tief bewegt – nicht nur von Petras Geschichte, sondern von dem, was sie in sich trägt: ein Stück kollektiver Erinnerung, die uns alle betrifft – Frauen wie Männer.

In dieser Aufstellung durfte Frieden einkehren.
Nicht nur für Petra, sondern auch für ihre Mutter, ihre Großmutter, ihre Ur-Großmutter – und vielleicht für viele Frauen, die Ähnliches erlebt haben.

Gleichzeitig wird sichtbar, wie sehr auch die Männer gelitten haben.
Wie schwer es war, ertragen zu müssen, dass sie ihre Frauen nicht schützen konnten.

✨Krieg trennt uns von unserem tiefsten, ur-menschlichen Instinkt der Verbundenheit.
Er reißt uns heraus aus dem Gefühl der Zugehörigkeit, schneidet uns ab von uns selbst, von unseren Emotionen, von unserer Mitmenschlichkeit.
Die Wunden, die er schlägt, reichen weit – sie wirken über Generationen fort und hinterlassen Spuren in Kindern, Enkeln und Urenkeln.

Systemische Aufstellungsarbeit kann diese unsichtbaren Fäden sichtbar machen – und einen Raum öffnen, in dem Heilung geschehen darf. Auch bei Petra – die Schmerzen verschwanden langsam. Dadurch, dass sich das Feld für dieses Thema geöffnet hatte, konnte sie das erste Mal ihre eigenen Verletzungen des Weiblichen ansehen und integrieren.

🔒 Hinweis zum Datenschutz: Mir ist Vertraulichkeit sehr wichtig. Die Impulse für diese Geschichten, die ich erzähle, stammen von Erfahrungen aus Aufstellungsprozessen – sie sind jedoch verfremdet und anonymisiert, sodass keine Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich sind.

✨ Wenn du die Aufstellungsarbeit einmal selbst kennenlernen möchtest:
Melde dich gerne als Repräsentant*in an 👉 https://www.ifare.at/seminare/

🌿 www.ifare.at
Sabine Griesebner

🌿 Praxisgespräche – Förderung von Empathie und MitgefühlAufstellung als Friedensarbeit - Teil 3In Aufstellungen öffnen s...
14/09/2025

🌿 Praxisgespräche – Förderung von Empathie und Mitgefühl
Aufstellung als Friedensarbeit - Teil 3

In Aufstellungen öffnen sich Räume, in denen Menschen einander auf einer tiefen Ebene begegnen. Indem Teilnehmer*innen stellvertretend Rollen übernehmen, erleben sie nicht nur unterschiedliche Perspektiven, sondern spüren auch unmittelbar Gefühle und innere Bewegungen, die sonst verborgen bleiben. Dieses Eintauchen in andere Lebenswirklichkeiten fördert Mitgefühl, Verständnis und die Bereitschaft zur Vergebung – essenzielle Schritte auf dem Weg zu innerem und äußerem Frieden.

✨Lisa beschreibt es so:
„Ich werde für eine Rolle ausgewählt und stelle mich in das Feld. Es ist ein fast unmerklicher Übergang in eine andere Person, deren Geschichte, Emotionen und Körperempfindungen ich spüre. Sabine erinnert uns immer daran, nichts zu interpretieren – nur zu fühlen und darauf zu vertrauen, was auftaucht. Es geht nicht um die erzählte Geschichte, sondern um das, was im Moment lebendig wird. Für mich ist es bis heute ein Rätsel, wie das funktioniert – aber es funktioniert. Sobald ich aus der Rolle heraustrete, ist die Information weg, und ich bin wieder ganz bei mir. Diese Erfahrung, mich so unmittelbar in andere hineinversetzen zu können, empfinde ich als ein großes Geschenk. Sie hat mir geholfen, meinem eigenen Spüren zu vertrauen.“

✨Thomas erzählt:
„Am Anfang war ich sehr im Kopf, habe Dinge gesagt oder getan, weil ich dachte, das sei passend. Doch das Feld hat sofort reagiert – skeptisch und mit klaren Grenzen, wenn ich nicht authentisch war. Heute weiß ich: echt zu sein ist das Wertvollste, auch wenn ich einmal gar nichts spüre. Gerade dann ist das, was da ist, wichtig für den Prozess – ohne dass ich etwas dafür leisten muss.“

Auch Saskia macht eine berührende Erfahrung:
„Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal ein Verständnis für einen SS-Soldaten entwickeln könnte. Als Repräsentantin dieses Mannes habe ich gespürt, warum er anfällig war für dieses Regime und weshalb er sich ihm angeschlossen hat. Es ging nicht darum zu rechtfertigen, sondern darum, die größeren Zusammenhänge zu erkennen. Diese Art von Mitgefühl, das nicht mit Zustimmung verwechselt werden darf, öffnete einen Raum für Heilung und für die Übernahme von Verantwortung.“

✨Vera berichtet:
„Als ich in die Rolle einer Frau trat, die ihr Kind verloren hatte, war ich zutiefst berührt. Dieses Spüren hat mir einen neuen Zugang zu meiner eigenen Geschichte eröffnet. Ich hatte selbst eine Fehlgeburt erlebt und mir lange die Schuld gegeben, wodurch meine Trauer blockiert war. Durch die Aufstellungsarbeit hat sich in mir vieles gelöst. Ich konnte weicher mit mir selbst werden und der Liebe in mir mehr Raum geben.“

So entsteht in Aufstellungen ein Feld, in dem Empathie lebendig wird. Nicht als Theorie, sondern als unmittelbares Erleben. Ein Mitfühlen, das weich macht, das Verständnis wachsen lässt und Frieden möglich macht – in uns selbst und in den Beziehungen, die uns umgeben.

🔒 Hinweis zum Datenschutz: Mir ist Vertraulichkeit sehr wichtig. Die Impulse für diese Geschichten, die ich erzähle, stammen von Erfahrungen aus Aufstellungsprozessen – sie sind jedoch verfremdet und anonymisiert, sodass keine Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich sind.

✨ Wenn du die Aufstellungsarbeit einmal selbst kennenlernen möchtest:
Melde dich gerne als Repräsentant*in an 👉 https://www.ifare.at/seminare/

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🌿 Praxisgespräche – Versöhnung mit der Herkunftsfamilie Aufstellung als Friedensarbeit - Teil 2Viele Konflikte im Erwach...
07/09/2025

🌿 Praxisgespräche – Versöhnung mit der Herkunftsfamilie
Aufstellung als Friedensarbeit - Teil 2

Viele Konflikte im Erwachsenenleben wurzeln in ungelösten Verstrickungen mit der Herkunftsfamilie. In einer Aufstellung können Eltern, Geschwister oder Ahnen wieder ihren Platz finden. Das entlastet von übertragener Schuld, Wut oder Scham – und schafft Frieden in den Beziehungen.

✨ Markus’ Geschichte
Markus erzählt, dass er nie ganz in seinen beruflichen Erfolg gehen kann. Immer wieder bremst er sich selbst aus – macht Fehler, verliert plötzlich alle Energie.
Seine Mutter sei erfolgreich, sagt er. Sie habe sich früh von seinem Vater getrennt, „weil der nichts auf die Reihe bringt“. Zu seinem Vater hat Markus nur wenig Kontakt, und wenn, dann endet es meist im Streit. „Er nervt mich einfach. Er ist so bedürftig“, erklärt er.

✨ Die Aufstellung
Wir stellen auf: Markus, den beruflichen Erfolg, die Mutter und den Vater.

Das Bild:
Der berufliche Erfolg wirkt optimistisch, aber er schaut aus dem Fenster, nicht zu Markus. Die Mutter steht in einiger Entfernung, wohlwollend zu ihm gewandt. Der Vater wirkt schwach, sucht Halt bei seinem Sohn – doch Markus weicht ihm aus.
Dann erzählt Markus von der Geschichte seines Vaters:
Sein Großvater war einer der Letzten, die aus Stalingrad herausgekommen sind – als Einziger seiner Kompanie überlebte er.
Wir stellen den Großvater dazu. Er blickt auf den Boden, tiefe Traurigkeit liegt über ihm. Als die gefallenen Kameraden dazugelegt werden, sinkt er zu ihnen auf den Boden. „Ich wäre lieber mit euch gegangen. Hier habe ich kein Recht zu leben.“ Ein Teil seiner Seele ist bei ihnen geblieben.
Doch die Kameraden werden unruhig. Sie wollen nicht, dass er bleibt, weil sie sich dadurch nicht geachtet fühlen. Ihr Wunsch ist es, dass er zu den Lebenden geht und das lebt, was ihnen verwehrt war. Da richtet sich der Großvater auf. Zum ersten Mal sieht er seinen Sohn – und ist bewegt, dass das Leben weitergegangen ist.
Der Vater kann sich nun an den Großvater lehnen und die Kraft der Männer spüren. Er braucht nicht länger den Sohn als Stütze – jetzt kann er selbst Halt geben.

✨ Die Wendung
Markus tritt selbst in die Aufstellung. Zum ersten Mal spürt er, wie es ist, diese männliche Kraft in sich zu fühlen. Es durchströmt ihn, trägt ihn.
Er wendet sich seinem beruflichen Erfolg zu – und dieser schaut ihn nun direkt an, ganz präsent, ganz bei ihm.

✨ Einige Zeit später
Markus erzählt, dass sich sein Verhältnis zu seinem Vater verändert habe. Sie können nun in Ruhe miteinander sprechen. Sein Vater interessiert sich sehr für seine beruflichen Projekte – und genau das gibt Markus Kraft.

✨ Essenz: Wenn das Verdrängte in der Herkunftsfamilie gesehen und geachtet wird, können neue Kräfte frei werden. Versöhnung mit den Ahnen bedeutet nicht, ihr Schicksal zu tragen – sondern ihren Weg zu würdigen und den eigenen zu gehen.

🔒 Hinweis zum Datenschutz: Mir ist Vertraulichkeit sehr wichtig. Die Impulse für diese Geschichten, die ich erzähle, stammen von Erfahrungen aus Aufstellungsprozessen – sie sind jedoch verfremdet und anonymisiert, sodass keine Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich sind.

✨ Wenn du die Aufstellungsarbeit einmal selbst kennenlernen möchtest:
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🌿 Praxisgespräche -                   Aufstellungsarbeit als Friedensarbeit – Teil 1✨ Frieden beginnt im Inneren.Unsere ...
03/09/2025

🌿 Praxisgespräche -
Aufstellungsarbeit als Friedensarbeit – Teil 1
✨ Frieden beginnt im Inneren.

Unsere Erfahrungen leiten uns – manchmal auf eine Weise, die uns im Leben dient, manchmal aber auch so, dass wir immer wieder an die gleichen Grenzen stoßen. Aufstellungsarbeit eröffnet einen achtsamen Raum, in dem Unbewusstes, Verdrängtes oder traumatische Erfahrungen sichtbar werden dürfen. Wenn sie integriert werden, entsteht innerer Frieden – und dieser verändert auch, wie wir mit anderen umgehen.

Paul beschreibt sich selbst als „immer angetrieben“. Still sitzen kann er nicht. Er muss ständig etwas tun. Auf der einen Seite hat ihn das erfolgreich gemacht. Auf der anderen Seite führt es immer wieder zu tiefer Erschöpfung – und dazu, dass er seiner Frau und seinem Sohn gegenüber unwirsch, abwesend, manchmal hart wirkt.

✨ Die Aufstellung
Wir stellen auf: die Erschöpfung, die Angetriebenheit, Paul selbst und die Entspannung.

Das Bild:
Die Erschöpfung steht dicht hinter Paul, während er relativ stabil in der Mitte steht. Die Angetriebenheit setzt sich, springt auf, läuft umher – sie findet keinen Platz. Die Entspannung ist wie eingefroren, starr, reglos.
Wir stellen „das, um was es geht“ dazu. Der Repräsentant fühlt sich wie ein kleiner Junge, der sich am liebsten verstecken würde – aber es nicht kann. Er nimmt vorsichtig Kontakt zur Angetriebenheit auf. Die Entspannung erstarrt noch mehr.

Als Paul das sieht, steigen Tränen in seine Augen. Er erzählt von seiner Schulzeit, von jahrelangem, furchtbarem Mobbing. Seine einzige Rettung war, schneller zu sein als die anderen.

✨ Das Trauma zeigt sich
Wir stellen das Trauma dazu. Es stellt sich eng an den kleinen Jungen und sagt: „Ich schütze dich.“
So wirken Traumadynamiken oft – die daraus entstandenen Überlebensstrategien sind Schutzmechanismen, damit die Ohnmacht nicht mehr gespürt werden muss.

✨Das Feld bewegt sich.
Der erwachsene Paul wendet sich seinem kleinen Anteil mit viel Mitgefühl zu. Doch der Junge wehrt ab, misstraut ihm: „Ich weiß, du hast niemandem vertrauen können, weil keiner geholfen hat“, sagt Paul. Langsam erkennt der Kleine, dass dieser Erwachsene er selbst ist – sein großes „Ich“. Er wagt es, sich halten zu lassen. Tränen und Zittern durchströmen den Körper.

Paul stellt sich nun selbst in die Aufstellung. Er nimmt den kleinen Jungen in den Arm, hält ihn, tröstet ihn, schützt ihn. Die Entspannung löst sich aus der Erstarrung und setzt sich zu den beiden. Die Angetriebenheit seufzt erleichtert: „Endlich darf ich das sein, was ich wirklich bin – deine Lebenskraft.“ Die Erschöpfung legt sich hin und lehnt sich an die Entspannung.

✨ Einige Monate später
Paul erzählt, dass er innerlich ruhiger geworden ist. Er reagiert nicht mehr so hart auf seinen Sohn, wenn dieser schwach wirkt. Stattdessen spürt er, dass sein Sohn ihn braucht – als Vater, nicht als Antreiber. Seine Beziehung zu ihm ist inniger geworden.
Er erkennt: Bisher hatte er in seinem Sohn das eigene überforderte Kind gesehen – und das nicht ertragen, solange seine Traumaenergie ungelöst war. Jetzt kann er seinen Sohn wahrnehmen, wie er ist.

✨ Essenz: Wenn innere Verletzungen gesehen und gehalten werden, kann Frieden einkehren. Dieser Frieden verändert nicht nur das eigene Leben – er öffnet auch den Raum für liebevolle Beziehungen zu den Menschen, die uns am nächsten sind.

🔒 Hinweis zum Datenschutz: Mir ist Vertraulichkeit sehr wichtig. Die Impulse für diese Geschichten, die ich erzähle, stammen von Erfahrungen aus Aufstellungsprozessen – sie sind jedoch verfremdet und anonymisiert, sodass keine Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich sind.

✨ Wenn du die Aufstellungsarbeit einmal selbst kennenlernen möchtest:
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Warum poste ich diese Geschichten? Es geht darum, größere Zusammenhänge zu erkennen, einen weiteren Blick auf innere und...
29/08/2025

Warum poste ich diese Geschichten?

Es geht darum, größere Zusammenhänge zu erkennen, einen weiteren Blick auf innere und äußere Konflikte zu bekommen.

Aufstellungsarbeit ist Friedensarbeit - das ist mein Anliegen. Es geht mir nicht um Werbung - es geht mir um ein größeres Verständnis vom menschlichen Sein.
Liebe Grüße Sabine

🌿 PraxisgesprächeWenn die Sehnsucht uns führt – aus der Verstrickung heraus ins eigene LebenSIE sitzt neben mir. Eine le...
26/08/2025

🌿 Praxisgespräche
Wenn die Sehnsucht uns führt –
aus der Verstrickung heraus ins eigene Leben

SIE sitzt neben mir. Eine lebendige, ausdrucksvolle Frau. Ich kenne ihre Geschichte – die vielen Wege, die sie schon gegangen ist, das, was sie hinter sich gelassen, und das, was sie in sich geheilt hat.
Sanft, aber bestimmt beginnt sie zu sprechen:
„Es geht um meinen Herzschmerz. Um meine Sehnsucht. Dieses unaufhörliche Suchen nach einer Beziehung. Und doch frage ich mich manchmal: Warum tue ich das eigentlich?“

Ihre Stimme trägt weder Bitterkeit noch Resignation. Vielmehr liegt darin eine leise, kraftvolle Klarheit. Jede Begegnung, jede Beziehung hat sie ein Stück näher zu sich selbst gebracht. Das ist ihr ganz klar und dafür ist sie auch dankbar.

Sie erzählt von den Treffen mit Männern – nicht häufig, doch immer wieder folgt sie diesem inneren Drängen. Es kostet sie Kraft, und doch gibt es etwas in ihr, das nicht aufhören will zu suchen. Diesem inneren Ruf möchte sie jetzt tiefer auf den Grund gehen.

Eine Begegnung war Auslöser: Ein Mann, der sie zutiefst berührte – durch seine Offenheit, seine Verletzlichkeit, durch den Mut, Dinge direkt anzusprechen. Und auch die körperliche Anziehung war spürbar. Nur zwei Treffen. Dann erkannte sie: Er steckt noch in einer eigenen Geschichte fest, in der es keinen Platz für sie gibt. Er zog sich zurück, weil er spürte, dass er zuerst an sich selbst arbeiten müsse.
Es blieb ein Schmerz in ihr. Doch zugleich auch Respekt, Hochachtung für seine Entscheidung – und eine zarte Traurigkeit darüber, dass es nicht möglich war.

Sie sagt leise: „Früher wäre ich dran geblieben. Hätte versucht, mir einen Platz zu erkämpfen. Aber das tue ich nicht mehr. Ich habe verstanden: Ich kann den anderen nicht heilen – und wenn ich es versuche, verliere ich mich selbst.“

✨Die Aufstellung
SIE stellt auf: das „Ich“, die „Sehnsucht“, den „Schmerz“ und die „Suche“.

✨Das Bild entsteht von selbst:
Das „Ich“ tritt leicht zur Seite, beobachtet.
Die „Sehnsucht“ stellt sich dicht an den „Schmerz“.
Der "Schmerz" zieht sich tief in sich zurück, kaum fähig, die Sehnsucht wahrzunehmen.
Die „Suche“ schaut in die Ferne – immer woanders hin.

Ich frage sie, ob in ihrer Familie früher Verluste gewesen sind. Sie nickt. Der Vater hat seinen Vater nie kennengelernt. Die Mutter verlor ihren Vater mit nur 20 Jahren. Wir stellen beide ins Feld.

✨ Der Prozess
Der Vater schwankt – „wie im Nebel“.
Die Mutter wirkt abgewandt, unnahbar.
Ich lasse noch „das, worum es wirklich geht“ hineinstellen. Es bewegt sich auf den Vater zu, die Augen voller Tränen. Doch er wendet sich ab, sagt: „Das ist mir zu viel.“ Der Repräsentant spricht von einem starken Alkoholgeschmack im Mund.
Sie nickt: „Mein Vater war alkoholkrank. Er starb, als ich Anfang 20 war.“ Auch sie selbst kannte den Alkohol lange als Begleiter – um zu spüren, oder um nicht spüren zu müssen. Doch seit einigen Jahren ist er nicht mehr Teil ihres Lebens.

Wir stellen den Großvater – den Vater ihres Vaters – dazu. Auch er ist früh gestorben, im Krieg gefallen, nie zurückgekehrt.
„Das, worum es geht“, wendet sich ihm zu und weint. Der Schmerz tritt hinzu, hält die Hände des Großvaters. „Ich wollte so gerne bleiben …“

Nun löst sich etwas: Der Vater taucht langsam aus seinem Nebel auf. Die Großmutter betritt das Feld – sofort eilt sie zu ihrem Mann. „Ich dachte, du kommst zurück. Ich habe überall nach dir gesucht.“
Eine Szene voller Tränen, voller Abschiedsschmerz. Nun erst sieht die Mutter ihren Sohn. Und er sieht sie. „Ich dachte, ich darf nicht leben, wenn er nicht da ist.“ Der Alkohol war sein Schutz, um diese Leere nicht zu spüren. Auch er darf jetzt seiner Sehnsucht nach dem Vater nachgeben. Legt sich in seine Arme und sagt: "Ich hab dich auch immer gesucht und so vermisst."

Und dann geschieht etwas:
Die Repräsentantin für das „Ich“ tritt näher. Sie wendet sich der Großmutter zu: „Ich habe es für dich gespürt. Und ihn mein Leben lang gesucht.“ Sie verneigt sich, lässt das, was zu der Großmutter gehört, bei ihr.

Der Vater erhebt sich, blickt seine Tochter an – so als würde er sie das erst Mal sehen. Tief berührt davon, dass das Leben weitergegangen ist. SIE stellt sich selbst in die Aufstellung.

Nun darf auch SIE ihre Sehnsucht nach ihrem Vater spüren – nach dem, der viel zu früh gegangen ist. Sie sinkt in seine Umarmung, verweilt dort lange. Und kann das erste Mal die Verbindung zu ihm spüren und as Leben von ihm nehmen.

✨Einige Monate später
Als wir uns wieder hören, klingt ihre Stimme leicht, frei, gelöst.
„Weißt du“, sagt sie, „dieses unaufhörliche Suchen – es ist vorbei. Es fühlt sich an wie eine Befreiung.“
Manchmal denkt sie noch an den Mann, der all das in ihr sichtbar gemacht hat. Doch nicht mit Schmerz, sondern mit Dankbarkeit. „Ich bin froh, dass ich ihm begegnet bin.“

✨ Eine Sehnsucht, die sich verwandeln durfte. Ein Schmerz, der endlich einen Platz fand. Und eine Frau, die frei geworden ist, ihr Leben ganz zu nehmen.

🔒 Hinweis zum Datenschutz: Mir ist Vertraulichkeit sehr wichtig. Die Geschichten, die ich erzähle, stammen aus Aufstellungsprozessen – sie sind jedoch verfremdet und anonymisiert, sodass keine Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich sind.

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Sabine Griesebner

🌿Praxisgespräche – Die Angst um das eigene KindWenn das Grauen der Vergangenheit ins heute greift.Sie sitzt mir gegenübe...
24/08/2025

🌿Praxisgespräche – Die Angst um das eigene Kind
Wenn das Grauen der Vergangenheit ins heute greift.

Sie sitzt mir gegenüber, Mitte vierzig, mit wachen, aber müden Augen. Eine Frau, die in ihrem Leben schon viel durchgestanden hat. Aufgeben, sagt sie, sei nie eine Option gewesen. Und doch gesteht sie, dass es dunkle Stunden gab, in denen Gedanken an den Tod sie kurz begleiteten – wie ein Schatten, der über sie huschte. Aber er blieb nie lange. Was blieb, ist die Angst.

Die Angst um ihren Sohn. Dreizehn Jahre alt, mitten in dieser verletzlichen Zeit zwischen Kindheit und Jugend. „Es raubt mir den Schlaf“, sagt sie leise. Auf meine Frage, warum gerade diese Angst so groß ist, bricht es aus ihr heraus: Ihr Vater – Suizid. Ihr Bruder – ebenfalls. Beide depressiv, beide gefangen in Alkohol und inneren Dämonen. Offiziell nie diagnostiziert, doch unübersehbar.

„Ich habe Angst, dass mein Sohn in diese Spur gerät. Auch wenn es keine Anzeichen gibt. Ich schaue ihn immer an, mit dieser Wachsamkeit. Aber ich glaube, es tut ihm nicht gut.“

✨Die Vorgeschichte
Die Familiengeschichte wirkt wie ein schwerer Stein, der von Generation zu Generation weitergegeben wurde.
Ihr Vater – selbst vaterlos, denn sein eigener Vater fiel im Krieg, als er noch ein Säugling war. Die Herkunftsfamilie wollte das Kind nicht anerkennen. Seine Mutter heiratete erneut, lebte in Armut, mit einem gewalttätigen, trinkenden Mann.

Mit sechzehn suchte ihr Vater seine Wurzeln – und fand sie in einem Onkel, ebenfalls alkoholabhängig und brutal. Gewalt und Demütigung waren das Fundament dieser Herkunft. Später erfuhr sie, dass einer der Söhne dieser Großfamilie im Suff vom eigenen Vater erschlagen worden war. Die Ahnengeschichte liest sich wie eine Abfolge von Leid, Scham und Verlust.

✨Die Aufstellung
Ich bitte sie, eine Aufstellung zu machen: für sich, ihren Sohn, den Bruder und den Vater.

Das Bild ist erschütternd:
Sie eng bei ihrem Sohn, der sich an sie lehnt, traurig den Blick gesenkt. Der Bruder und der Vater abgewandt, ebenfalls zum Boden schauend.

✨Der Prozess
Ich lasse Bruder und Vater sich hinlegen. Sie erstarrt. Krallt sich fest an ihren Sohn. Die Angst packt sie, während der Sohn immer trauriger wird und zu seinem Onkel schaut.

Dann kommt der Großvater – der im Krieg Gefallene – ins Bild. Auch er legt sich zu den Toten. „Lieber bei den Toten“, sagt er.
Ein unendliches Gewicht liegt im Raum. Sie hält den Sohn fester, voller Panik. „Ich werde es nicht zulassen, dass er auch geht.“ Doch sie selbst kann kaum noch stehen.

Ich stelle die Gewalt hinein – übermächtig, zentral, alles bestimmend. Daneben den Urgroßvater, steinern, auf die Gewalt fixiert. Dann das Trauma, die Urgroßmutter. Das Feld verändert sich: Die Gewalt weicht ein Stück zurück, das Trauma bringt Bewegung.

Schließlich kommt der tote Sohn dazu – der vom Urgroßvater erschlagen worden war. Die Urgroßmutter stürzt zu ihm, will ihn retten. Doch der Tote sagt: „Es ist in Ordnung. Ich bin in Frieden mit meinem Schicksal.“

Und plötzlich wendet sich IHR Blick auf die Urgroßmutter. Da ist sie: die Quelle ihrer eigenen Angst, die Ohnmacht, die Trauer, die Angst um das Kind. Zum ersten Mal kann sie den Sohn loslassen. Über das Feld legt sich tiefe Trauer.

Ihr Sohn sinkt nieder, weint um den Onkel. Ich bitte die Klientin sich selbst ins Feld zu stellen. Sie setzt sich selbst an die Stelle des Sohnes. Und da endlich: sie trauert. Um den Vater, den Bruder, um all das, was nie betrauert werden durfte.

✨Der Wendepunkt
Sie nimmt Abschied. Vom Vater, der sie in die Arme nimmt, aber sanft sagt: „Geh ins Leben. Dann war das alles nicht umsonst.“
Sie umarmt den Bruder. Endlich kann sie all die Liebe und Trauer zeigen, die so lange gefangen war. Ich lasse ihr Zeit. Die Trauer braucht Raum.

Die Ahnen treten zurück. Der Urgroßvater übernimmt seine Verantwortung und muss die Schuld nicht mehr hinter der Gewalt und dem Alkohol verbergen. Die Urgroßmutter findet ihren Schmerz und die Trauer, die auch nie bei ihr sein durfte. Die Gewalt verliert ihre Macht. Die Toten finden Frieden.

Und dann ihr Sohn: Er schaut zu den Toten, dann zu ihr. „Ich gehe nicht – nicht jetzt. Ich habe noch so viel vor.“ Er lacht. Sie nimmt ihn in den Arm, mütterlich, warm. Und lässt ihn los: „Ich bin immer für dich da, nun lebe dein Leben.“

✨Einige Wochen später
Sie ruft mich an. Ihre Stimme klingt leichter. „Die Schwere ist weg“, sagt sie. „Ich dachte immer, sie gehört zum Leben. Aber jetzt… jetzt ist sie weg. Und ich kann meinen Sohn anders sehen. Ich traue ihm jetzt das Leben zu.“
Sie ist dankbar. Dankbar, dass sie endlich trauern darf und wieder in Verbindung ist mit ihren Ahn*innen.

Praxisgespräche: Wenn die Abwertung der Frauen tief wirktWie Aufstellungsarbeit Frieden zwischen Mann und Frau bringen k...
23/08/2025

Praxisgespräche: Wenn die Abwertung der Frauen tief wirkt
Wie Aufstellungsarbeit Frieden zwischen Mann und Frau bringen kann

Sie sitzt mir gegenüber, die Schultern ein wenig nach innen gedreht, und sagt ohne Umschweife:
„Ich wünsche mir so sehr eine liebevolle Beziehung. Aber ich treffe immer wieder denselben Typ Mann. Erst aufmerksam und zärtlich … und dann kippt es: kalt, abwertend, unnahbar.“

Während sie spricht, spüre ich die Mischung aus Sehnsucht und Müdigkeit. Auf meine vorsichtige Frage, wie sie selbst über Männer denkt, antwortet sie halb im Scherz, halb im Ernst:
„Ehrlich? Ich finde sie oft mühsam und eigentlich zu nicht wirklich viel zu gebrauchen.“

✨Das Dilemma ist spürbar:
der Wunsch nach Nähe – und eine innere Abwertung, die genau diese Nähe unbewusst wieder fortschiebt. Gleichzeitig erzählt sie, dass ihre Mutter sich früh vom Vater getrennt hat, der dann nur noch sporadisch in ihrem Leben auftauchte. Das Muster ist vertraut.

✨Ihre Geschichte
Als wir die Familienlinien anschauen, zeigt sich eine Kette von Unterbrechungen und Verlusten:

• Väterliche Seite: Männer, die viel arbeiteten und emotional kaum erreichbar waren; Männer, die früh starben – einige im Krieg.
• Mütterliche Seite: Männer, die nie heirateten oder die Frauen früh verließen, Verbindungen, die von Anfang an brüchig waren. Der Vater ihrer Mutter starb, als diese vier Jahre alt war – zu früh, zu plötzlich.
• Sie selbst ist Einzelkind – viel Blick der Familie auf sie, viel unausgesprochenes Erbe auf ihren Schultern.

Je deutlicher die Fäden werden, desto klarer zeigt sich: Es geht nicht nur um „ihre“ Erfahrungen mit Männern, sondern um ein geerbtes Beziehungsklima – Frauen, die allein zurückbleiben; Männer, die gehen oder nicht wirklich da sind. Und in den Frauen wächst als Schutz die Abwertung: „Auf die kann man sich nicht verlassen.“

✨Die Aufstellung
Ich schlage vor, „sie selbst“, „ihre Mutter“, „ihren Vater“ und als Ressource die „„gute Beziehung“ in den Raum zu stellen.

Das erste Bild ist eindrücklich:
• Der Vater steht abgewandt, wie betäubt, ohne spürbaren Kontakt.
• Die Mutter blickt auf den Boden, innerlich leer, wie an einer unsichtbaren Stelle festgebunden.
• Sie selbst möchte zur „guten Beziehung“, doch diese wendet sich ab und signalisiert: „Mit dir will ich nichts zu tun haben.“

Es ist ein schmerzhaft klares Bild: Die Liebe ist da – aber sie dreht sich weg, als müsse sie sich schützen.

✨Der Prozess
Um tiefer zu gehen, lege ich einen Stellvertreter für „den Vater der Mutter“ in die Aufstellung – den Großvater, der starb, als seine Tochter vier war. Die Mutter reagiert sofort: Wut, Abwehr. Sie wendet den Blick ab. Ich stelle „die Großmutter“ dazu – und, weil das Feld danach ruft, auch „deren Eltern“: Urgroßmutter und Urgroßvater.

Hier beginnt sich die verborgene Geschichte zu zeigen:

• Der Urgroßvater (er hat die Ur-Großmutter nie verheiratet – einfachheitshalber nenne ich ihn hier Ur-Großvater). Er hat die Familie verlassen.
• Die Urgroßmutter ist tief verletzt; in ihr hat sich Verachtung als Rüstung verfestigt.
• Die Großmutter trägt die Leere und Abwertung, die daraus entstand – und gibt sie unbewusst weiter.

Ich frage behutsam, was in der Familie über den Urgroßvater erzählt wurde. Sie erinnert sich: Er stammte aus sehr wohlhabendem Hause, vermutlich missbilligte seine Familie die Verbindung. Als diese Worte im Raum sind, beginnt der Stellvertreter des Urgroßvaters zu weinen. Er schaut seine Frau (Geliebten) an:
„Ich wäre so gerne geblieben. Ich konnte nicht. Bitte verzeih mir.“

Die Urgroßmutter rührt sich, die starre Verachtung weicht Trauer. Es gelingt eine vorsichtige Annäherung, schließlich eine Umarmung. Die Liebe, die zwischen ihnen war, darf wieder einen Platz finden. In diesem Moment spüre ich, wie das Feld weicher wird: Die „gute Beziehung“ entspannt sich spürbar. Die Großmutter wird traurig – nicht hart –, die Mutter kann den Blick heben und zu ihren Ahnen schauen.

Jetzt wird deutlich: Die Wut und das Misstrauen der Frauen gegenüber Männern sind kein persönlicher Makel, sondern ein „geerbter Schutz“. Generationenlang hat er gehalten, was er sollte – schützen. Und doch verhindert er heute genau das, was sie sich wünscht: Bindung.

Nun darf die Mutter endlich um ihren Vater trauern, den sie mit vier verloren hat. Sein Stellvertreter wendet sich ihr zu:
„Ich wollte bleiben. Ich hätte dich nie verlassen.“
Er starb bei einem Autounfall – es war kein Weggehen, sondern ein Abriss.

✨Die Lösung
Ich lade meine Klientin ein, sich selbst in dieses nun beweglicher gewordene Feld zu stellen. Sie schaut und sieht, wie viel Einsamkeit sie getragen hat, wie sehr die alten Geschichten in ihren Beziehungen weiterwirkten. Sie verneigt sich innerlich vor den Ahnen: „Ich sehe und achte euer Schicksal. Danke, dass ich lebe.“ Und sie gibt zurück, was nicht zu ihr gehört: die harte Abwertung, die nicht ihre war, sondern eine ererbte Rüstung.

Dann wendet sie sich ihren Eltern zu. Der Vater ist noch weit weg – gebunden an seine eigene Geschichte. Die Mutter schaut nun zu ihm und sagt:
„Du hattest bei mir keine Chance. Das hatte nichts mit dir zu tun.“
Er atmet auf – und kann denselben Satz zurückgeben. Zwischen beiden entsteht ein stilles „Schade“: jene Sorte Frieden, die nichts beschönigt und doch entlastet.

In dieser Atmosphäre dreht sich die „gute Beziehung“ nun von selbst zu meiner Klientin. Kein Drängen, kein Festhalten – eher ein sanftes Einverständnis: „Jetzt ja.“

Wir lassen es an dieser Stelle. Integration braucht Zeit. Ich lade sie ein, das Bild wirken zu lassen – und später, wenn der Impuls kommt, die väterliche Linie noch einmal gezielt anzuschauen.

✨Ein Jahr später
Sie meldet sich wieder. Die Stimme klingt heller.
„Die alte Abwertung ist weg“, sagt sie. „Ich schaue anders auf Männer. Nicht naiv – aber offen. Ich spüre wieder Neugier und Respekt.“
Sie möchte weiterarbeiten – jetzt mit der Vaterseite. Nicht mehr aus Not, sondern aus freier Entscheidung.

Ich erlebe solche Prozesse immer wieder als stilles Wunder: Wenn eine jahrzehntelang vererbte Härte weicher wird, entsteht Platz – für Zuwendung, Respekt und die Möglichkeit, sich wirklich zu begegnen. Und manchmal beginnt genau dort eine Liebe, die bleiben kann. 🌿

Foto: reni (pinterest)

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