
07/09/2025
🌿 Praxisgespräche – Versöhnung mit der Herkunftsfamilie
Aufstellung als Friedensarbeit - Teil 2
Viele Konflikte im Erwachsenenleben wurzeln in ungelösten Verstrickungen mit der Herkunftsfamilie. In einer Aufstellung können Eltern, Geschwister oder Ahnen wieder ihren Platz finden. Das entlastet von übertragener Schuld, Wut oder Scham – und schafft Frieden in den Beziehungen.
✨ Markus’ Geschichte
Markus erzählt, dass er nie ganz in seinen beruflichen Erfolg gehen kann. Immer wieder bremst er sich selbst aus – macht Fehler, verliert plötzlich alle Energie.
Seine Mutter sei erfolgreich, sagt er. Sie habe sich früh von seinem Vater getrennt, „weil der nichts auf die Reihe bringt“. Zu seinem Vater hat Markus nur wenig Kontakt, und wenn, dann endet es meist im Streit. „Er nervt mich einfach. Er ist so bedürftig“, erklärt er.
✨ Die Aufstellung
Wir stellen auf: Markus, den beruflichen Erfolg, die Mutter und den Vater.
Das Bild:
Der berufliche Erfolg wirkt optimistisch, aber er schaut aus dem Fenster, nicht zu Markus. Die Mutter steht in einiger Entfernung, wohlwollend zu ihm gewandt. Der Vater wirkt schwach, sucht Halt bei seinem Sohn – doch Markus weicht ihm aus.
Dann erzählt Markus von der Geschichte seines Vaters:
Sein Großvater war einer der Letzten, die aus Stalingrad herausgekommen sind – als Einziger seiner Kompanie überlebte er.
Wir stellen den Großvater dazu. Er blickt auf den Boden, tiefe Traurigkeit liegt über ihm. Als die gefallenen Kameraden dazugelegt werden, sinkt er zu ihnen auf den Boden. „Ich wäre lieber mit euch gegangen. Hier habe ich kein Recht zu leben.“ Ein Teil seiner Seele ist bei ihnen geblieben.
Doch die Kameraden werden unruhig. Sie wollen nicht, dass er bleibt, weil sie sich dadurch nicht geachtet fühlen. Ihr Wunsch ist es, dass er zu den Lebenden geht und das lebt, was ihnen verwehrt war. Da richtet sich der Großvater auf. Zum ersten Mal sieht er seinen Sohn – und ist bewegt, dass das Leben weitergegangen ist.
Der Vater kann sich nun an den Großvater lehnen und die Kraft der Männer spüren. Er braucht nicht länger den Sohn als Stütze – jetzt kann er selbst Halt geben.
✨ Die Wendung
Markus tritt selbst in die Aufstellung. Zum ersten Mal spürt er, wie es ist, diese männliche Kraft in sich zu fühlen. Es durchströmt ihn, trägt ihn.
Er wendet sich seinem beruflichen Erfolg zu – und dieser schaut ihn nun direkt an, ganz präsent, ganz bei ihm.
✨ Einige Zeit später
Markus erzählt, dass sich sein Verhältnis zu seinem Vater verändert habe. Sie können nun in Ruhe miteinander sprechen. Sein Vater interessiert sich sehr für seine beruflichen Projekte – und genau das gibt Markus Kraft.
✨ Essenz: Wenn das Verdrängte in der Herkunftsfamilie gesehen und geachtet wird, können neue Kräfte frei werden. Versöhnung mit den Ahnen bedeutet nicht, ihr Schicksal zu tragen – sondern ihren Weg zu würdigen und den eigenen zu gehen.
🔒 Hinweis zum Datenschutz: Mir ist Vertraulichkeit sehr wichtig. Die Impulse für diese Geschichten, die ich erzähle, stammen von Erfahrungen aus Aufstellungsprozessen – sie sind jedoch verfremdet und anonymisiert, sodass keine Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich sind.
✨ Wenn du die Aufstellungsarbeit einmal selbst kennenlernen möchtest:
Melde dich gerne als Repräsentant*in an 👉 https://www.ifare.at/seminare/
🌿 www.ifare.at
Sabine Griesebner