
25/06/2023
Unterschätzen Sie die Kraft der Pause nicht!
Pausen einplanen und machen mag sehr banal klingen. Die Bedeutung von Pausen ist jedoch nicht zu unterschätzen, denn der Effekt von Pausen reicht weit über die Erholung hinaus, die Sie dabei erleben. Sie tragen maßgeblich zu einem gesunden Stresssystem und damit einem gesunden Organismus bei.
Ein gesundes Stresssystem reagiert auf Belastungen mit einer angemessenen Stressreaktion, das heißt, es reagiert auf geringe Belastungen mit einer geringen Stressreaktion und auf starke Belastungen mit einer starken Stressreaktion.
Ein ungesundes Stresssystem ist entweder hyperaktiv und reagiert auf geringe Belastungen mit einer übertrieben stark ausgeprägten Stressreaktion, oder es ist hypoaktiv, also reaktionsgemindert, und reagiert selbst bei hoher Gefahr für Leib und Leben mit einer zu gering ausgeprägten Stressreaktion. Ein hyperaktives Stresssystem erhöht das Risiko für die Entstehung von Stressfolgeerkrankungen, wie Depressionen, Angst- und Panikstörungen. Ein hypoaktives Stresssystem kann Erkrankungen, wie eine posttraumatische Belastungsstörung begünstigen, wenn der Körper in einer Gefahrensituation unzureichend Energie zur Gefahrenabwehr oder Flucht bereitstellt.
Damit unser Stresssystem angemessen reagiert, ist es wichtig, dass zwischen stressreichen Phasen immer wieder Phasen der Erholung stattfinden. Neurobiologisch betrachtet bedeutet das, dass mal das sympathische und mal das parasympathische Nervensystem dominiert. Während das eine System dominiert, kann sich das andere System erholen. Vereinfacht dargestellt, brauchen wir immer wieder mal Stress, damit sich unser Erholungssystem erholen kann und Erholung, damit sich unser Stresssystem erholen kann.
Die Anpassungsfähigkeit unseres Organismus an Stress ist beachtlich, aber nur, wenn wir für gesunde Rahmenbedingungen sorgen. Auch wenn eine innovative Geheimformel spannender wäre: Regelmäßige Pausen können einen erheblichen Beitrag zur Resilienz leisten, weil sie Dauerstress verhindern.
Für Personen, die sich schon seit längerer Zeit im Dauerstress befinden, können Pausen eine echte Herausforderung darstellen. Stress und die damit einhergehende Biochemie machen gewissermaßen abhängig, sodass Pausen gerade in Hochleistungsphasen extrem unangenehm werden können. Zum einen, weil Stress zu einem Tunnelblick führt, bei dem eventuell belastende Themen leicht ausgeblendet werden können, die dann in Ruhephasen wieder auftauchen. Zum anderen, weil der Organismus sich auf den Zustand eingestellt und sich auf die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe vorbereitet hat.
Bekommt der Organismus diese nicht mehr, kann dies tatsächlich zu einer milden Entzugssymptomatik führen. Wenn sich Pausen nicht gut anfühlen, ist das entsprechend kein Grund, auf regelmäßige Pausen zu verzichten, sondern ein Hinweis darauf, dass sie gerade jetzt besonders wichtig sind.