03/11/2025
Meine Weiterbildung zur Wundexpertin
Mit der Idee die Ausbildung zur Wundexpertin zu absolvieren, befasste ich mich schon länger. In meinem Arbeitsalltag in der Spitex Aadorf bin ich fast ausnahmslos mit der Versorgung von Wunden konfrontiert. Immer wieder habe ich merken müssen, dass mir das Wissen, weshalb gewisse Massnahmen anwenden müssen, fehlt. Damals war meine Motivation so gross, dass ich mich kurzerhand für den Kurs angemeldet habe. Ich erhielt Bescheid, dass ich im Januar 2024 in Ausbildung bei H+ in Aarau anpacken konnte. Erfreulicherweise hat mich der Betrieb sehr unterstützt. Natürlich musste ich eine Weiterbildungsverpflichtung von 2 Jahren eingehen, welche vertraglich festgehalten wurde.
Die Ausbildung umfasste 24 Kurstage in Aarau und einen Praxistag, den ich im Wundambulatorium des Spitals Bülach absolvieren durfte. Etwas unterschätzt habe ich die vielen Stunden des Selbststudiums.
Meine Familie mit zwei Kindern im Alter von 5 und 7 Jahren, musste ich zuerst einmal so organisieren, dass sie auch währen meiner Abwesenheiten ordentlich versorgt sind. Glücklicherweise fand ich im Dorf eine Tagesmutter, welche sich während meinen Schultagen um meine Kinder kümmerte.
Bereits nach dem 1. Kurstag fühlten sich meine Kurskolleginnen und -kollegen und ich völlig «erschlagen». Der Austausch und das Lernen in der Klasse waren bereichernd, weil die Teilnehmenden aus allen Regionen der Schweiz angereist sind. Auf jeden Fall wurde uns klar, dass diese Ausbildung sehr herausfordernd und anspruchsvoll sein wird.
Ca. alle 6 Wochen fanden jeweils 3 Kurstage statt, die ich persönlich als «Power-Lernen» bezeichnet habe. Wir wurden in der Materialkunde, Grundlagen der Diagnostik, der Podologie, der Mikrobiologie, der Lebensqualität und vielen weiteren Themen intensiv geschult.
Während den Kurstagen übernachteten viele der Teilnehmenden in Aarau, auch ich. Der Unterschied zu ihnen lag darin, dass ich direkt an der Aare unseren Familiencamper aufstellen konnte. Das war schön für mich.
In jedem Kursintervall galt es, eine schriftliche Zwischenprüfung zu bestehen. Dies bedingte, konsequent zu lernen und den «Stoff» immer wieder aufzufrischen. Dazu nutzte ich oft die Vormittage, an denen meine Kinder in der Schule oder Kindergarten waren. Dabei konzentriert zu bleiben fiel mir nicht jeden Tag leicht. Neben dem Haushalt und meiner Familie kamen in dieser Zeit auch meine persönlichen Bedürfnisse viel zu kurz.
Oft nutzte ich an Wochenenden die Infrastruktur unseres Spitexzentrums, weil ich dort ungestört lernen konnte und ich weniger Ablenkungen ausgesetzt war. Im Verlauf der Weiterbildung verspürte ich einmal intensiv, dass mir die vielseitigen Belastungen schlicht zu viel wurden und am liebsten hätte ich die Weiterbildung abgebrochen. In diesen schwierigen Phasen konnte ich glücklicherweise auf meinen Partner und meine Kolleginnen im Betrieb zählen.
Sehr motivierend für mich war, dass ich im Arbeitsalltag plötzlich auf mein neu erworbenes Wissen zurückgreifen konnte und die Klienten langsam von meiner Ausbildung profitieren konnten. Meine Arbeitskolleginnen fragten mich immer wieder um Rat und gerne gebe ich mein Wissen weiter.
Ab dem November hatten wir keinen Unterricht mehr.
Für mich startete im Dezember und über die ganzen Weihnachten bis hin zum Prüfungstermin im Februar das tägliche, intensive Wiederholen und Lernen des kompletten vergangenen Jahres.
Meine Familie flog im Januar in die Sonne, während ich Zuhause «büffelte».
Die Abschlussprüfung bestand aus einem halbstündigen Fachgespräch mit zwei Experten. Zur Vorbereitung wurden uns ein Zeitfenster von 30 Minuten eingeräumt. Die Anspannung war bei mir und allen meinen Kurskollegen und Kolleginnen immens.
Leider durften nicht alle nach den Prüfungen die Urkunde «diplomierte Wundexpertin» in den Händen halten.
In meine Rolle als Wundexpertin wachse ich nun mehr und mehr hinein. Es bereitet mir grosse Freude, das Wissen im Alltag anzuwenden und an mein Team zur Steigerung der Qualität weiterzugeben. Natürlich bin ich stolz, alles geschafft zu haben.
Die Ausbildung ist machbar, jedoch sind eine grosse Bereitschaft und Selbstdisziplin zum eigenständigen Lernen nötig. Das Organisatorische ist nicht zu unterschätzen und die persönlichen Bedürfnisse müssen ein wenig hintenangestellt werden.
Dank Unterstützung meiner Familie, Kolleginnen und meinem Umfeld habe mein Ziel erreicht.
Von Anne Hoop