12/06/2020
"Verglichen mit Mimik und Gestik nehmen wir wahrscheinlich weniger bewusst wahr, was wir mit unseren Füßen und Beinen machen. Dennoch fehlt bis heute der wissenschaftliche Beleg dafür, dass »die Füße der ehrlichste Teil der Körpersprache sind«. Trotz nicht vorhandener Forschungsergebnisse behaupten das aber immer wieder viele Buchautoren [...]", fasst Dirk W. Eilert in seiner Mimikresonanz-Profibox "Körpersprache entschlüsseln & verstehen" zusammen.
"Der aktuelle Stand der Körpersprache- und Gehirnforschung spricht gegen den verbreiteten Fuß-Bein-Mythos:
🔹 Unsere mimische Muskulatur ist direkt mit dem limbischen System im Gehirn verdrahtet und zeigt deshalb die wahren Emotionen eines Menschen sehr verlässlich und unwillentlich an (Hwang & Matsumoto, 2016, S. 258). Auch die Muskulatur, welche Kopf- und Schulterbewegungen sowie die Körperhaltung steuert, reagiert durch die spezielle und sehr direkte neuronale Verschaltung besonders empfänglich auf emotionalen Regungen. Das Fuß- und Beinverhalten wird hingegen – genau wie die Bewegungen der Hände – über verzweigte Nervengeflechte gesteuert und reagiert deshalb nur schwach auf Emotionen ([z.B.] Givens, 2015; [...]).
🔹 In den Schläfenlappen unseres Gehirns ist ein eigener Bereich auf Gesichtserkennung spezialisiert (Kanwisher, McDermott, & Chun, 1997) [...]. Für die Füße und Beine gibt es hingegen kein spezielles Gehirnareal. Ihre Signale werden deshalb langsamer als die der Mimik verarbeitet, wenn wir sie wahrnehmen. Unser Gehirn »macht« nichts, was keinen Sinn hat, also wichtig für unser Überleben ist. Daran können Sie erkennen: Die Evolution hat die nonverbalen Zeichen der Füße bisher als nicht besonders wichtig eingestuft.
Auch wenn das Fuß- und Beinverhalten weniger bedeutsam ist, als viele populäre Körperspracheratgeber meinen, enthüllt es dennoch Spannendes über das subjektive Statusempfinden und das Arousal [= der psychophysische Erregungszustand] einer Person."
Was der Öffnungsgrad der Beine über das Statusempfinden eines Menschen verraten kann, das zeigt Dirk Eilert in seiner Profibox: https://www.junfermann.de/titel/koerpersprache-entschluesseln-und-verstehen/1135
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Quellen:
• Givens, D. B. (2015). Nonverbal Neurology: How the Brain Encodes and Decodes Wordless Signs, Signals, and Cues. In A. Kostić & D. Chadee (Eds.), The Social Psychology of Nonverbal Communication (pp. 9-30). London: Palgrave Macmillan UK.
• Hwang, H. C., & Matsumoto, D. (2016). Facial Expressions. In D. Matsumoto, H. C. Hwang, & M. G. Frank (Eds.), APA Handbook of Nonverbal Communication (pp. 257-287). Washington, DC: American Psychological Association.
• Kanwisher, N., McDermott, J., & Chun, M. M. (1997). The fusiform face area: a module in human extrastriate cortex specialized for face perception. Journal of Neuroscience, 17(11), 4302-4311.