11/12/2017
Editorial von M.S. Jus - Similia 87
Ich werde von vielen Menschen gefragt, warum die Homöopathie bei allen wirkt, bei Menschen weltweit, sowie bei Tieren und Pflanzen. Warum wirken Substanzen, die ihren Ursprung in Asien haben, genauso gut bei Europäern oder Afrikanern? Bei der Homöopathie haben wir keine örtliche Begrenzung der Heilwirkung. Wenn man eine Substanz verdünnt und verschüttelt, so arbeitet man mit der dynamischen Kraft und der Seele des Stofflichens. Wir sehen eine Ähnlichkeit zu der dynamischen Kraft im Menschen, ob er nun im Norden, Osten, Süden oder Westen wohnt. Nehmen wir z.B. Asarum europaeum, die europäische Haselwurz. Mit diesem Mittel habe ich in Indien sehr grossen Erfolg bei Nervosität, Schlafstörungen oder Wechseljahrbeschwerden gehabt. Oder Ignatia, die Ignatiusbohne aus den Philippinen oder Nux vomica, den Brechnussbaum, den man tonnenweise in Indien findet. Beide sind potenziert wertvolle Mittel, die im Westen täglich in der Praxis zur Anwendung kommen. Das ist die Schönheit der Homöopathie. Hahnemann hat bei der Entdeckung der Lebenskraft von Pflanzen, Mineralien, Metallen etc. mit der Potenzierung den Anwendungsbereich universal gemacht. Wie er im Organon schreibt, wirken die Gesetze der Natur bedingungslos, unbegrenzt und überall auf der Welt, und so auch die homöopathischen Mittel. Das hat er bewiesen mit der Herstellung von potenzierten Mitteln, die wie Naturgesetze überall auf der Welt wirken, und dies bei allen Wesen, bei Menschen, Tieren oder Pflanzen. In der Volksmedizin hat man regional bevorzugte Pflanzen und Tinkturen, die ihre Heilwirkung zeigen. Die Indianer in Amazonasgebiet behandeln mit anderen Pflanzen als die Phytotherapeuten im Westen. Aber mit der Entdeckung der Verfeinstofflichung der Substanzen durch Hahnemann sprengte er die Grenzen des Materiellen und somit die geographischen Grenzen. Er brachte die Natur den Menschen auf der ganzen Welt näher. So ist es auch mit dem Mittel Cina. Haben wir ein zahnendes Kind mit Koliken, so wirkt Cina, vorausgesetzt das Mittel wird gemäss dem Ähnlichkeitsgesetz verschrieben, in Indien wie auch hier in der Schweiz. Bei den dunkelhäutigen Kindern sieht man natürlich keine Rötung der Wangen, trotzdem wirkt es, weil die Gesamtheit der Symptome Cina ähnelt. Viele Homöopathen arbeiten mit Symptomen wie „Phosphor ist indiziert bei Menschen mit blauen Augen und blonden Haaren“. So kann man nicht arbeiten. Das würde heissen, dass nur hellhäutige Menschen mit blonden Haaren und blauen Augen Phosphor sein könnten. Aber ich habe so viele dunkelhäutige Menschen getroffen, die dem Phosphor-Typ entsprachen. Unter dem Arzneimittelbild von Cina ist beschrieben, das Kind habe rote Wangen. Wo würde man in Afrika oder in Indien rote Wangen finden? Aber Cina wirkt trotzdem und heilt auch so. Also befreien Sie sich von den äusserlichen Merkmalen. Sie können als Hinweis dienen, aber fixieren Sie sich nicht damit. Diese typischen Symptome werden atypisch, wenn wir in einem anderen Land sind. Die Hauptsache ist die Ähnlichkeit zwischen dem Patientenbild und dem Arzneimittelbild. Und das Patientenbild besteht aus der Gesamtheit seiner Symptome, psychischer, körperlicher und allgemeiner Natur. In der Wertung der Symptome haben Hinweise betreffend Aussehen einen tieferen Wert als Symptome, die das Verhalten und das Naturell eines Menschen betreffen. So wie die Heilung in der Homöopathie von Innen nach Aussen geschieht, so erfolgt auch die Deutung der Symptome, die sogenannte Hierarchisierung - Das Innerste des Menschen ist das Wichtigste!
Gemäss dem grossen Homöopathiemeister J.T. Kent sind bei der Behandlung von chronischen Krankheiten Gemütssymptome und Allgemeinsymptome (wie z.B. die Menstruationssymptome oder die Schlaflage, die Essensvorlieben usw.) in der Regel wichtiger als die körperlichen Lokalsymptome (wie z.B. stechende Schmerzen im linken Fuss). Von Innen nach Aussen…ein Naturgesetz, das man tagtäglich beobachten kann. Jedes Wachstum erfolgt von innen nach aussen. Jede Zelle braucht einen gesunden Kern, um zu wachsen. So ist es auch in unserem Leben. In der Bibel steht dieser sehr weise Satz „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.
Also kann man anderen nur so viel Liebe schenken, wie man für sich selbst empfindet, von innen nach aussen. Wenn man dieses Naturprinzip konsequent im eigenen Leben anwendet, dann findet man Lösungen für viele Probleme. Von "Innen nach Aussen" bedeutet auch vom Nichtstofflichen, vom Innersten, von der Seele, vom Göttlichen in uns, zum Stofflichen, Materiellem, Körper. Pflegen wir unser Innerstes, sind wir im inneren Gleichgewicht, dann können wir uns dem Äusseren, dem Körper und dem Alltag widmen. In unserer schnelllebigen Gesellschaft haben sich die Grundprinzipien jedoch verändert und es herrscht nun das Gesetz „von Aussen nach Innen“, ein gefährliches Spiel. Es braucht konstante Achtsamkeit, um das eigene Leben nach dem Naturprinzip „von Innen nach Aussen“ zu gestalten. Je älter ich werde, desto besser verstehe ich den Satz von J.T. Kent in seiner umfassenden Tiefe: „Liebe die Homöopathie und sie wird dich lieben“. Die Homöopathie beruht auf unvergänglichen Naturgesetzen, aus diesem Grund sind viele Antworten zu den Lebensgeheimnissen in den Grundprinzipien der Homöopathie versteckt. Homöopathie ist viel mehr als eine Medizin, sie ist eine Lebenseinstellung und ein grosses Geschenk.
http://www.homoeosana.ch/default.asp?prono=1213