10/01/2016
Heute etwas magisches zur Wegwarte:
Der Alchemist Albertus Magnus nennt sie mit Recht die "Sonnenbraut".
Die Volkssage macht sie zur verwunschenen Prinzessin, die mit ihren blauen Augen ständig nach Osten hin Ausschau hält, den Weg hinunter, den ihr Ritter nach Jerusalem zog.
Eine andere Sage erzählt von einer Jungfrau, die sieben lange Jahre um ihren im Krieg gefallenen Freund trauerte. Als man sie drängte, endlich einen anderen zu wählen erwiederte sie:
"Eh als ich lass das Weinen stehn, will ich lieber auf die Wegscheid gehn - eine Feldblum' dort zu werden!
Diese Blume erzählt also von Liebe, die nicht loslässt - im gewissen Sinn aber auch von Selbstmitleid oder gar Egozentrik.
Diese schöne blaue Blume ist aber auch eine altgermanische Zauberpflanze, von der gesagt wird, dass man beliebter wird und leichter erreicht, was man sich wünscht, wenn man sich mit dem Saft des Krautes oder der Wurzel einreibt.
Die weiss blühende Wegwarte gehört zu den sogenannten "Wunderblumen", die nur von einem Sonntagskind gepflückt werden soll. Der Sage nach ist sie, die Prinzessin unter den Wegwarten, die blauen sind ihr Hofstaat. Eine weisse Wegwarte muss sofort an einen Stock gebunden werden, sonst verschwindet sie. Zu Mariä Himmelfahrt geht man noch vor Sonnenaufgang zum Fundort der weissen Wegwarte und spricht mit dem Gesicht gegen Osten: "Gott grüss euch, ihr lieben Wegwarten, die ihr hinter und vor mir seid. Stillt Blut, heilt Wunden und behaltet eure Kraft, die euch Gott und die heilige Maria gegeben haben". Man gräbt dann den Stock mit der Wurzel aus, aber nicht mit Eisen und auch nicht mit der blossen Hand.
Die blaue Wegwarte gräbt man am Dominikustag (4. August) kurz vor Mittag. In Oberösterreich gräbt man die Wegwarte nach alter Volkstradition mit einem Hirschgeweih aus, mit blosser Hand darf sie nicht berührt werden. Die Tugenden und Kräfte der auf dieser Art behandleten Wegwarte sind gross. Sie schützt vor allen Gefahren, lässt Schlösser und Türen aufspringen und heilt alle Wunden. Oft heiss es aber ausdrücklich, dass nur die weisse Wegwarte diese Gabe besitzt.
Die Zigeuner verwenden sie zur Bändigung des Feuers und als Blitzschutz.
Wenn man vor Gericht gehen muss, bricht man bei Sonnenaufgang sieben Blüten, steckt sie ins Haar und bittet die Wegwarte um Glück. Wem etwas gestohlen wird, der soll eine Wurzel unter das Kopfkissen legen, er wird vom Dieb träumen.
Wird die Wegwarte, um die Sonnenwende gepflückt und gemeinsam mit einem Wolfs- bzw. Hundezahn in ein Lorbeerblatt gelegt und getragen, so wird dem Träger niemand untreu, und er ist beliebt bei jedermann.
Im Liebeszauber pflücken Mädchen geschlossene Blüten, wobei sie die Hand mit einem Tuch umwickelt haben und sprechen dazu "Oh Wegwarten an des Pfades Rand, es pflückt ums Glück dich meine Hand. Schenk mir den Liebsten, Wegwart, auf den du hast umsonst geharrt". Die gepflückten Knospen legt man sich unter's Hemd, gehen sie in der Körperwärme auf, ist dies ein gutes Zeichen und bedeutet Glück in der Liebe.
Paracelsus meint, dass sich die Wurzel der Wegwarte nach 7 Jahren in eine Vogelgestalt verwandelt.
Eine um den Hals gehängte Wurzel heile Augenkrankheiten, Impotenz und Unfruchtbarkeit.
Die blaue Wegwarte gehört, wie eigentlich alle blau blühenden Pflanzen, zu den Heilern einer kranken Seele.
Quelle: "Die Seelenpflanzen des Edward Bach", "Die Kräuter aus meinem Garten"