27/01/2025
Schön, dass Sie fragen! Das beantworten wir sehr gerne, um das grundlegende Verständnis für Suchterkrankungen zu fördern und mehr Bewusstsein dafür zu schaffen:
Sucht entsteht nicht von heute auf morgen. Sie entwickelt sich meist schleichend über mehrere Stufen von riskantem über schädlichen Konsum bis hin zur vollständig ausgeprägten Abhängigkeitserkrankung, wobei die Übergänge fliessend sind. Aus Genuss wird Missbrauch, wenn das Suchtmittel oder -verhalten dazu dient, Problemen auszuweichen. Verliert man die Kontrolle darüber, ist aus dem gelegentlichen Missbrauch eine Gewohnheit geworden. Daraus kann sich schliesslich eine Abhängigkeit entwickeln, bei der sich plötzlich alles nur noch um die Sucht dreht.
Es gibt weitere Faktoren, die die Entwicklung einer Sucht begünstigen: Genetische Disposition, Kultur und Umfeld, familiäre Ausgangslage, persönliche Kompetenzen (z.B. Impulskontrolle), Beschaffenheit und Verfügbarkeit des Suchtmittels. Auch das Alter spielt eine Rolle, wie früh die Abhängigkeit „erlernt“ wird oder ob der Körper das Suchtmittel nur noch langsam abbauen kann. Je ausgeprägter und zahlreicher diese Faktoren sind, desto grösser ist das Suchtrisiko.
Suchterkrankungen kommen nie allein, sondern sind fast immer mit einer psychischen Begleiterkrankung verbunden, wie etwa Depression, ADS/ADHS, Trauma, Angst- oder Persönlichkeitsstörung. Für eine erfolgreiche Therapie müssen diese sogenannten „Komorbiditäten“ mitbehandelt werden.
80% der Schweizer Bevölkerung erkranken mindestens einmal in ihrem Leben psychisch. 32% davon sind Suchterkrankungen. (Quelle: Zürcher Kohortenstudie: Angst et al., 2016)