24/10/2021
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„Stillen bedeutet mir sehr viel“
Seit 8 Monaten stillt Sonia Kälin ihre Tochter. Die ehemalige Schwingerkönigin über Stillprobleme, die La Leche League und die Unterstützung ihres Mannes.
Interview: Annette Saloma (Stillberaterin LLL)
Welche Erfahrungen hast du mit der La Leche League gemacht?
Sonia Kälin: Ich habe online an Stilltreffen teilgenommen. Ich habe es sehr geschätzt, mich mit anderen Frauen auszutauschen. Das kam genau im richtigen Moment.
Hast du dir vor der Geburt über das Stillen Gedanken gemacht?
Sonia Kälin: Für mich war ganz klar, dass ich unbedingt stillen wollte. Ein anderer Weg kam für mich gar nicht in Frage. Ich weiss, dass es das absolut Beste fürs Kind ist.
Wie hast du den Stillstart erlebt?
Sonia Kälin: Schwierig. Als ich das erste Mal angesetzt habe, hat meine Tochter zwar wunderbar getrunken. Aber danach war die ganze Brust wund und rot. Ich hatte tief eingerissene Brustwarzen, die nicht heilen wollten. Ich probierte Laser, Stillhütchen, Salben - aber nichts nützte. Ich weinte vor Schmerzen und vor Verzweiflung. Zwischendurch machte ich eine Stillpause und pumpte während drei Tagen nur ab. Dann biss ich wieder durch. Es war ganz schlimm und ganz schmerzhaft.
Hast du daran gedacht, abzustillen?
Sonia Kälin: Ja, ich war nah dran, abzustillen. Aber mein Mann motivierte mich. Er war eine sehr grosse Stütze für mich. Hätte er gesagt, ich soll abstillen, dann hätte ich es vermutlich gemacht. Heute bin ich sehr froh und stolz, dass ich durchgehalten habe. Ich empfinde das Stillen als sehr praktisch.
Hat dich dein Mann auch sonst unterstützt?
Sonia Kälin: Ja, er hat alles versucht, um mich zu unterstützen. Er machte beispielsweise auch Energiekugeln für mich.
Hat man nie herausgefunden, weshalb du solche Schmerzen hattest?
Sonia Kälin: Nein, leider nicht. Aber nach 9 Wochen stillte ich endlich schmerzfrei. Seither ist alles super. Wir stillen immer noch etwa 6x am Tag.
Was bedeutet dir das Stillen?
Sonia Kälin: Es bedeutet mir sehr viel. Ich muss mir keine Sorgen machen, dass sie unterversorgt ist mit Nähstoffen und es ist praktisch.
Wie lange willst du stillen?
Sonia Kälin: Ich kann mir gut vorstellen, dass ich sie ein Jahr lang stille. Ich habe das Gefühl, dass es ihr sehr gut tut. Sie war noch nie krank.
Welche Erfahrungen hast du gemacht, wenn du in der Öffentlichkeit stillst?
Sonia Kälin: Nur gute. Ich ziehe mich zwar jeweils ein wenig zurück. Aber wenn jemand ein Problem hat, soll er wegschauen. Stillen ist etwas vom Natürlichsten der Welt. Die Zeiten, in denen man sich als stillende Mutter verstecken muss, sind vorbei. Es ist wie der Teller des Kindes, den man auspackt.
Was rätst du anderen Müttern, die ein Kind erwarten?
Sonia Kälin: Sie sollen unbedingt versuchen, zu stillen. Wenn es läuft, ist es super schön und super praktisch und das Beste fürs Kind.
Du warst mehrfach Schwingerkönigin. Wie sieht es mit Sport aus?
Sonia Kälin: Ich mache jeden Tag eine Stunde Sport. Das ist ein wichtiger Ausgleich für mich. Ich gehe oft aufs Bike. Das lässt sich mit dem Stillen sehr gut vereinbaren. Ich habe einfach geschaut, dass ich nicht allzu intensive Einheiten machen. In der ganzen Zeit hatte ich drei Milchstaus, das war recht happig. Es war mir eine Lehre, dass ich auf mich schauen und Stress vermeiden muss. Immer war der Auslöser nämlich Stress.
Sonia Kälin ist 36 Jahre alt und wohnt mit ihrem Mann Stefan Halter und ihrer gemeinsamen Tochter Lena (8 Monate) im Kanton Obwalden. Sie war in den Jahren 2012, 2015, 2016 und 2017 Schwingerkönigin. Seit 2019 ist sie die erste Schiedsrichterin in der Sendung Donnschtig-Jass bei SRF.