21/10/2023
"Meine schöne Stimme"
Mit dem Thema "Stimme" kam eine Klientin letzte Woche mit einem für mich völlig neuen Anwendungsgebiet von Logosynthese zu mir. Sie hat schon ihr Leben lang gesungen, viel im Chor und Ensembles, hatte aber eine längere Pause und fängt nun wieder an. Sie nimmt Gesangsunterricht und stellte dabei fest, dass sie teilweise hohe Töne nicht mehr singen kann. Es kommt dann einfach kein Ton mehr heraus. Da es aber manchmal doch auch klappt, war sie mit ihrer Gesangslehrerin einig, dass es ein mentales Problem sei. Auch sei sie nach jeder Gesangsstunde heiser und verschleimt im Hals. Da sie in Zukunft wieder in einem Chor singen möchte, möchte/muss sie aber verlässlich die Töne treffen können.
Wir explorieren zuerst ein wenig und sie bestätigt nochmals, dass die Töne ab und an "funktionieren", aber eben genau dann nicht, wenn ihr vorher klar ist, dass es nicht geht. Es betrifft vor allem Töne, die vom H an aufwärts gehen (sie ist Altistin). In der Sekunde, bevor sie den Ton singen müsste, klappt zudem etwas in ihrem Hals zu und sie bekommt eine Art "Schnappatmung". Ihre Gedanken in dieser Sekunde vor dem Ton sind "Oh Gott, es wird doch nichts", es kommt eine graue Wolke hinter der Stirn, durch die sie nicht schauen kann und die den Platz im Hirn vollständig ausfüllt. Auch wird der Hals schleimig. Sie fühlt sich verzweifelt, frustriert, schämt sich und ist traurig und wütend. Vor allem, weil sie sich früher IMMER auf ihre schöne Stimme verlassen konnte. Nun, sagt sie, wurden ihr ihr Instrument und ihre Leichtigkeit weggenommen. Und sie hätte so gerne ihre schöne Stimme von früher zurück.
Ich frage sie, wie gross auf einer Skala von 0-10 der Wunsch ist, ihre schöne Stimme von früher zurückzuhaben. Der ist bei 10. Und die Belastung ist bei 8. Ich gebe ihr die Sätze zu dem Wunsch, ihre schöne Stimme von früher zurückzuhaben und Ende mit "der Tatsache, dass der Wunsch nicht in Erfüllung ging, geht oder gehen wird".
Darauf reagiert sie sofort - warum geht das nicht mehr in Erfüllung? Na, weil jetzt einfach 30 Jahre später ist ;-). Und die Stimme von früher nicht mehr so ist im Heute. Trotzdem kann sie schön sein... sage ich. Aber ihre Belastung ist weiterhin nicht bei 0. Ich lasse sie daher den Satz sagen: "Ich habe eine schöne Stimme". Er stimmt nicht zu 100% und die Belastung wird deutlich (ab dem Zeitpunkt bin ich so in Prozess und die Klientin sehr erfahren mit Logosynthese, so dass ich keine konkreten Zahlen mehr notiert habe). Daher wenden wir das Lego-Protokoll auf diesen Satz an.
Anschliessend ist die Belastung immer noch bei 2 - 3 weil sie weiterhin ein wenig Angst hat, dass ihr Hals wieder zuklappt, wenn sie die hohen Töne singen muss. Wir machen also eine dritte Runde Sätze mit der Überzeugung, dass der Hals wieder zuklappt.
Beim Future Pacing ist sie noch ein wenig unsicher bei der Vorstellung, wie es ist, wieder einen hohen Ton zu singen. Ich frage sie daher, ob sie mir das Stück, was sie gerade übt und über das wir anfangs gesprochen hatten, einmal kurz ansingen mag bis zu dem hohen Ton. Sie tut dies.... und es funktioniert sehr gut. Ich bekomme direkt Gänsehaut :-). Sie hat eine sehr schöne Stimme.
Eine Woche später erhalte ich eine Nachricht mit einem Tonmitschnitt. Sie hat ein anderes Stück gesungen mit noch höheren Tönen. Und es hat wunderbar geklappt. Auch dieses Mal bekomme ich von ihrer schönen Stimme sofort eine Gänsehaut. Sie schreibt: nicht alles war SO gut, wie bei der Aufnahme. Aber der Weg sei jetzt frei um zu begreifen, dass sie (wieder) singen könne.