01/09/2025
Schilddrüsendiagnostik – worauf solltest du im Labor achten?
Viele Patient:innen haben trotz “normalem” TSH und vielleicht auch normalem fT4 psychische Symptome. Der Schlüssel liegt oft im freien T3 (fT3), das ist der aktiv wirksame Teil.
Die wichtigsten Werte:
TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
Klassischer Screening-Wert, aber unzuverlässig bei ZNS-Symptomen.
Ein „normaler“ TSH (z.B. 2,5–3,5) schließt keine Unterversorgung mit T3 im Gewebe aus.
Werte über 1,5–2,0 können bei sensiblen Personen schon Symptome machen
fT4 (freies T4)
Speicherhormon, das erst in fT3 umgewandelt werden muss.
Aussagekraft begrenzt, wenn du wissen willst, ob Zellen tatsächlich mit T3 versorgt sind
fT3 (freies Trijodthyronin)
Wichtigster Wert bei psychischen Symptomen!
Gibt Auskunft über die aktive Versorgung des Körpers.
Sollte im oberen Drittel des Referenzbereichs liegen, wenn das Nervensystem gut arbeiten soll.
Werte im unteren Bereich können schon deutlich spürbare Symptome machen.
rT3 (Reverse T3)
Inaktive Form von T3, entsteht z.B. bei Stress, Cortisolüberschuss, chronischen Entzündungen.
Blockiert die T3-Rezeptoren im Gewebe → funktioneller T3-Mangel, obwohl fT3 im Blut noch okay aussieht.
Gutes Tool bei chronischer Müdigkeit, Burnout, postviral, Long COVID, Cortisoldysbalancen
Schilddrüsenantikörper (TPO-AK, TG-AK, ggf. TR-AK)
Bei Hashimoto wichtig zu wissen, um stille Entzündungen zu erkennen.
Entzündungen im Schilddrüsengewebe können die T3-Produktion und Umwandlung behindern.
Auch bei subklinischer Entzündung kann fT3 gedrückt sein.
Zusätzliche Marker für besseren Überblick:
• Ferritin (Eisen-Speicher) – wichtig für die Umwandlung von T4 in T3
• Selen, Zink – Cofaktoren der Dejodase (Umwandlungsenzym)
• Cortisol (Speichel oder Tagesprofil) – hohe Cortisolwerte blockieren die T3-Wirkung (über rT3)
• Vitamin D, B6, B12, Magnesium – wichtig für Synthese und Wirkung der Neurotransmitter
Therapeutische Ansätze bei funktionellem T3-Mangel
Je nach Ursache und Ausprägung lässt sich auf verschiedenen Ebenen ansetzen. Du kannst das schulmedizinisch, naturheilkundlich oder kombiniert betrachten.
Verbesserung der T4-zu-T3-Umwandlung
Wenn fT4 hoch und fT3 niedrig ist, liegt vermutlich eine Umwandlungsstörung vor.
Ursachen:
• Nährstoffmangel (Selen, Zink, Eisen)
• Chronischer Stress (hohes Cortisol → erhöht rT3)
• Entzündungen (auch “silent”)
• Leberbelastung (Dejodase sitzt dort)
• Dysbiosen (Darmflora beeinflusst Hormonstoffwechsel!)
Therapieansätze:
• Selen (z.B. 100–200 µg täglich)
• Zink (z.B. 15–30 mg)
• Eisen auffüllen (Ferritin-Zielwert > 60 ng/ml)
• Adaptogene (Ashwagandha, Rhodiola bei Stress)
• Darmtherapie, falls Dysbiose vorliegt
• Leberunterstützung (Mariendistel, Bitterstoffe)
Reverse-T3 senken (rT3-Last reduzieren)
Wenn rT3 erhöht ist → T3 kann nicht an die Rezeptoren andocken.
Ursachen:
• Stress, chron. Cortisolanstieg
• Crash-Diäten, Kalorienmangel
• Entzündungen, chron. Infektionen
• Nährstoffmangel, vor allem Selen
• Medikamente (z.B. Betablocker, Cortison, Amiodaron)
Was tun?
• Entzündungen behandeln (z.B. Darm, Zähne, stille Infekte)
• Cortisolbalance wiederherstellen (z.B. adaptogene Pflanzen, Schlafhygiene, Stressmanagement)
• Ernährung optimieren (ausreichend Eiweiß, keine extremen Diäten)
• Selen, Zink, B-Vitamine ergänzen
Gezielte T3-Gabe (nur mit Erfahrung!)
Wenn fT3 trotz aller Maßnahmen zu niedrig bleibt, kann die substituierende Gabe von T3 sinnvoll sein – entweder als:
• Reines T3 (Liothyronin / Thybon): vorsichtig einschleichend dosieren, z.B. 2,5–5 µg, mehrfach täglich.
• Kombinationspräparate (T4 + T3): z.B. Novothyral oder natürliche SD-Hormone (NDT = Natural Desiccated Thyroid, wie Thyroid von Erfa, Armour etc.).
Wichtig:
• Langsam einschleichen, Tagesverlauf beachten (T3 wirkt schnell, aber kurz).
• Immer engmaschig kontrollieren (v.a. fT3, Herzfrequenz, Unruhe etc.).
• Nicht für jeden geeignet (Herzkrankheiten, Panikstörung, Übererregbarkeit als Kontraindikation).
Naturheilkundlich kannst du außerdem denken an:
• Rhodiola oder Ashwagandha zur Cortisolregulation
• L-Tyrosin zur Unterstützung von Dopamin/Noradrenalin (aber nur bei ausreichender Schilddrüsenfunktion!)
• 5-HTP oder Tryptophan bei Serotoninmangel (nur wenn keine Autoimmunentzündung aktiv ist)
• Omega-3-Fettsäuren, Phosphatidylserin, Magnesium, Vitamin D3 für neuronale Stabilität
Praxis für ganzheitliche Naturheilkunde & Chiropraktik
Alexandra Nau