23/11/2025
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Botanisch Rhamnus frangula, Frangula alnus
Beliebt in der Heilkunde und in der Kriegsführung
Der unscheinbare Faulbaum hat es in sich: Seit dem Mittelalter wird seine Rinde als Abführmittel eingesetzt. Der Clou ist jedoch, dass seine Holzkohle lange Zeit zur Herstellung von Schwarzpulver diente.
Die Legende lässt sich wie folgt zusammenfassen: Ein Ordensbruder mit dem Namen Berthold Schwarz soll bei alchemistischen Experimenten in einem Mörser Salpeter, Schwefel und Holzkohle zerstampft, diesen mit dem Stößel zusammen auf den Ofen gestellt und anschließend den Raum verlassen haben. Kurze Zeit später ereignete sich eine Explosion. Die herbeigeeilten Brüder stellten fest, dass der herausgeschleuderte Stößel so fest in einem Deckenbalken steckte, dass er selbst nach Berühren mit den Reliquien der heiligen Barbara nicht herausgezogen werden konnte.
So wurde das Schwarzpulver erfunden.
Der Faulbaum ist ein eher unscheinbarer, mehrstämmiger Strauch oder kleiner Baum der bis zu sechs Meter hoch werden kann. Zur sicheren Bestimmung braucht man nur an der Pflanze zu riechen, denn die Rinde riecht leicht nach Fäulnis. Ihrem Geruch verdankt die Pflanze zweifellos ihren Namen. Nichtdestotrotz, ist der Faulbaum ein beliebter Zierstrauch, auch wenn er bei uns in Mooren am häufigsten vorkommt.
Kurios an dem Faulbaum ist seine ehemalige Doppelfunktion als Heilpflanze auf der einen, und als Rohstofflieferant für das Militär auf der anderen Seite.
Zum einen wird die Rinde des Faulbaums seit dem Mittelalter als Abführmittel genutzt, wie Aufzeichnungen aus dem 14. Jahrhundert belegen. Heute findet die Faulbaumrinde sowohl in der klassischen Medizin als auch in der Naturheilkunde Anwendung. Es gilt als mildes, aber effektives Abführmittel und wird, zusammen mit anderen Pflanzen und Kräutern häufig in Tees verwendet. Wichtig ist jedoch, dass die Rinde mindestens ein Jahr vor der Verwendung gelagert wird. Denn die frische Rinde ist giftig – ebenso wie Blätter und Beeren des Faulbaums.
Der Clou des Baums ist jedoch: aus dem Faulbaum gewonnene Holzkohle wurde für die Herstellung von Schwarzpulver verwendet. Denn das Holz des Faulbaums wird zu einer hochwertigen Holzkohle mit geringem Ascheanteil und eignete sich deswegen hervorragend für die Schwarzpulverproduktion. Das brachte dem Strauch den Volksnamen „Pulverholz“ ein. Schwarzpulver war bis zur Erfindung moderner Sprengstoffe ein hoch geschätztes Gut. Denn es war der einzige Rohstoff, der Handfeuerwaffen und Feuerwerke ermöglichte.
Der Faulbaum ist von Europa bis Westsibirien und Marokko weitverbreitet. Die Blütezeit erstreckt sich von Ende Mai bis in den September hinein. Aus den unauffälligen Blüten entwickeln sich Beeren, die eine anfangs grüne, dann rote und im reifen Zustand blauschwarze Färbung aufweisen. Durch die lange Blütezeit sieht man häufig Blüten und Beeren in unterschiedlichen Reifezuständen an demselben Ast.
Der Faulbaum ist ein Strauch, manchmal ein kleiner Baum. Er ist eine beliebte Zierpflanze in Parks und Gärten.
Eingesetzt wird die Rinde als Abführmittel.
Dieses milde aber sehr wirksame Abführmittel schont die Dickdarmschleimhaut und beansprucht den menschlichen Körper kaum. Es führt nur sehr langsam zu Gewöhnungseffekten und ist sicher in der abführenden Wirkung.
In Nordamerika wächst der Amerikanische Faulbaum (Rhamnus purshiana), mit ähnlichen Wirkstoffen, lediglich gegen Verstopfung soll die Wirkung stärker sein.
Verwendete Pflanzenteile: Innenrinde, Rinde Inhaltsstoffe: Anthrachinone, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Glukofranguline, Glykoside, Saponine Sammelzeit: Mai - Juli Nebenwirkung: Durchfall, Elektrolytverlust Kontraindikation: Darmverschluss, Entzündungen im Magen-Darm-Bereich, Herzschwäche, Kinder, Schwangerschaft, Stillzeit
Die frische oder zu kurz gelagerte Rinde darf nicht benutzt werden, da die giftigen Bestandteile starkes Erbrechen auslösen.
Nach der Einnahme dauert es 8-10 Stunden bis die Wirkung im Dickdarm einsetzt.
Die optimale Menge an Rinde ist dann erreicht, wenn nach der Anwendung der Stuhl weichgeformt ist.
Nicht länger als 2 Wochen an einem Stück einsetzen, es drohen Herz- und Muskelprobleme durch Kaliumverlust.
Die Faulbaumrinde wird oft als Abführmittel in der Schwangerschaft empfohlen, sollte aber keinesfalls eingesetzt werden, da bei falscher Anwendung eine Fehlgeburt die Folge sein kann.
Tee
1 Teelöffel zerkleinerter Faulbaumrinde (Frangulae cortex) auf 250 ml Wasser. Kalt aufsetzen und kurz aufkochen, dann 30 Minuten ziehen lassen. Tee vor dem Schlafengehen trinken, die abführende Wirkung setzt erst am nächsten Morgen ein.
Waschungen und Umschläge
Den Tee kann man in Waschungen und Umschlägen äusserlich gegen Hautkrankheiten einsetzen.
Mundspülung
1 Teelöffen zerkleinerter Rinde auf 250 ml Essig. Kalt aufsetzen und einige Zeit kochen, nach dem Abkühlen zur Mundspülung eingesetzt hilft gegen Entzündungen im Mundraum.
Apfelwein-Abkochung
1/2 Teelöffel auf 250 ml Apfelwein. Kalt aufsetzen und kurz aufkochen, trinken sobald die Temperatur es erlaubt. Hilft gegen Arterienverkalkung und beugt Schlaganfällen vor.
Tinktur
Mit 5 Teelöffeln auf 100 ml Rotwein oder Obstler lassen sich Tinkturen herstellen. Etwa 1 Esslöffel vor dem Schlafengehen zu Abführzwecken einnehmen.
Räuchern
Holz und Rinde des Faulbaumes eignen sich als Räucherpulver in der Aromatherapie, um eine entspannende und beruhigende Atmosphäre im Raum herzustellen.
Homöopathie
In der Homöopathie wird die frische Rinde verarbeitet und als Rhamnus (D3) gegen Durchfall/saure Diarrhö eingesetzt.
Heilwirkung: Pflanzenheilkunde abführend, antiabsorbtiv, hydragog, laxierend, stuhltreibend, Volksheilkunde abführend, milzanregend, kreislaufstärkend, schleimlösend, wurmtötend, Anwendungsbereiche: Pflanzenheilkunde Obstipation Verstopfung Volksheilkunde Abszesse Arterienverkalkung Blutreinigung Fettsucht Gallenflußstauung Gallenschwäche Gallensteine Grind Hämorrhoiden Krätze Leberschwellung Mundschleimhautentzündung Verstopfung Völlegefühl Wassersucht Zahnfleischentzündung Homöopathie Durchfall saure Diarrhö Verdauungsschwäche
Noch mehr Geschichtliches
Geschichtliches:
Der Faulbaum fand seit dem 14. Jahrhundert Anwendung in der Heilkunde und wurde somit auch in den alten Kräuterbüchern beschrieben. Natürlich nutzte man in erster Linie seine abführende Wirkung. Der Apotheker Tabernaemontanus (1520- 1590) schreibt noch zusätzlich: “Viel brauchen die Rinden allein / gebens gedörrt und gepulvert ein / treibt oben und unten aus. Sie soll auch sonst alle innerliche Glieder von groben / faulen Feuchten reinigen und dieselbige stärcken / sonderlich der Leber....Aus diesem Baum Kohlen macht man trefflich gut Buchsenpulver. Das Laub soll dem Rindviehe nutz seyn / sollen darvon sehr zunehmen / und den Kühen viel Milch machen. Die Rinde mit Wein und Essig gesotten und den Mund damit gespühlet / heilet das faule Zahnfleisch und das Zahnwehe. Wann man diese Rinde in Essig beizet / und den Leib damit bestreichet / soll ein gewisse Arzney sein wider die Krätze und Räudigkeit des Leibes.”
Ist die Natur nicht wundervoll ?
Schützen wir diese wo wir nur können
AHO
René Edmond Lutz