
04/05/2024
Besteht bei Erwachsenen mit ADHS ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Derzeit erforscht die Wissenschaft die mögliche Verbindung zwischen ADHS und einem gesteigerten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Beweise für ein erhöhtes Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit psychischen Störungen nehmen zu, aber das Risiko bei Menschen mit ADHS ist noch nicht gut erforscht.
Um dieses Wissensdefizit zu beheben, hat ein Forschungsteam mit Unterstützung der EU-finanzierten Projekte CoCA, TIMESPAN und NEWBREED begonnen, die möglichen Verbindungen zwischen ADHS und verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Erwachsenen zu untersuchen. Die Ergebnisse dieser Forschung wurden in der Fachzeitschrift "World Psychiatry" veröffentlicht.
Mechanismen des Zusammenhangs zwischen ADHS und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Unter der gemeinsamen Leitung des Karolinska Institutet in Schweden, einem Partnerprojekt von CoCA und TIMESPAN, führte ein Forschungsteam eine umfassende Beobachtungsstudie durch, um den möglichen Zusammenhang zwischen ADHS und etwa 20 verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu untersuchen. Dabei wurden andere potenzielle Risikofaktoren wie Typ-2-Diabetes, Fettleibigkeit, Rauchen, Schlafstörungen oder psychische Erkrankungen berücksichtigt. Die Studie basierte auf Daten aus dem nationalen Register mit mehr als fünf Millionen Erwachsenen in Schweden, darunter 37.000 Personen mit ADHS.
Nach einer durchschnittlichen Nachuntersuchungsdauer von gut 12 Jahren stellte das Team fest, dass das Risiko, mindestens eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln, bei Erwachsenen mit ADHS fast doppelt so hoch war wie bei Erwachsenen ohne diese Störung. Selbst nach Berücksichtigung anderer Risikofaktoren blieb die Assoziation signifikant, was darauf hinweist, dass ADHS als eigenständiger Risikofaktor betrachtet werden muss. Besonders häufig wurden bei ADHS-Betroffenen Herzstillstand, hämorrhagische Schlaganfälle und periphere arterielle Verschlusskrankheiten diagnostiziert. Interessanterweise war der Zusammenhang bei Männern stärker ausgeprägt als bei Frauen. Das Vorhandensein von zwei oder mehr psychischen Störungen, insbesondere Essstörungen und Suchterkrankungen, ging ebenfalls mit einem erhöhten Risiko bei ADHS-Betroffenen einher. Die Behandlung mit Stimulanzien und anderen psychotropen Medikamenten zeigte keinen wesentlichen Einfluss auf diese Verbindung.
Weitere Studien sind nötig
Es bedarf weiterer Studien, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit ADHS besser zu verstehen und zu reduzieren. Henrik Larsson, Mitautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karolinska Institutet sowie Professor an der medizinischen Fakultät der Universität Örebro, betonte die Bedeutung der Berücksichtigung von psychiatrischen Komorbiditäten und Lebensstilfaktoren. Gleichzeitig unterstrich er die Notwendigkeit weiterer Forschung, um biologische Mechanismen wie gemeinsame genetische Komponenten zwischen ADHS und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu untersuchen. Die Ergebnisse dieser Studie, unterstützt durch Projekte wie CoCA, TIMESPAN und NEWBREED, betonen die Wichtigkeit einer engmaschigen Überwachung der Herz-Kreislauf-Gesundheit bei Menschen mit ADHS sowie der Entwicklung altersgerechter und maßgeschneiderter Strategien zur Risikoreduktion.