11/06/2022
Hartgeldnutte oder auch „Sie war jung und brauchte das Geld!“
Achtung - zartbesaitete Menschen oder auch solche, die meinen frustrationsgeladenen Post nicht ertragen können, sollten an dieser Stelle aufhören zu lesen und lieber weiterscrollen.
Ich habe so die Faxen dicke.
Lieber GKV-Spitzenverband, liebe Krankenkassen und liebe unfähige Abrechnungsstellen - ihr könnt mich mal sowas von kreuzweise.
Seit knapp zwei Wochen mache ich neben dem Irrsinn des Lebens auch noch online Beratung über Ammely - eine Plattform des Hebammenverbandes (Grüße an der Stelle von einem massiv frustrierten Ex-Mitglied) und Keleya (die übrigens Leistungen anbieten, die wir in der Form nicht machen dürfen, die aber trotzdem von vielen Krankenkassen erstattet werden, weil - Achtung jetzt kommt der Lacher - es zu wenige Hebammen gibt).
Liebe Beteiligte - fragt ihr euch eventuell mal warum das so ist?!?
Aber weiter in meiner Wut-Litanei.
So sitzt man also vor dem Laptop, bereitet die Sprechstunde vor, druckt Versichertenbestätigungen aus, macht die Beratung, danach eine Mail mit allen Daten an die Frau, die dann von dieser bestätigt werden muss (was nicht immer direkt gemacht wird, man aber nur 14 Tage Zeit hat, ansonsten muss man eine Privatrechnung stellen und da rennt man dann auch hinterher), das alles darf dann ausgedruckt werden, gibt alle Daten in das System ein, verschickt es per Datenübertragung an die jeweilige Kasse, druckt den Begleitzettel dazu, packt alles in einen Umschlag, Porto drauf und bringt es zur Post. Ganze Wälder habe ich auf dem Gewissen, weil man uns Hebammen einfach nicht trauen kann und die Kasse deswegen auch die Urbelege haben will und wehe man verschreibt sich bei einem Hausbesuch und streicht was durch. Dann darf man neben diese Änderung noch eine Unterschrift der Frau setzen lassen. Sicher ist sicher. Schließlich sind wir alle Hexen und Scharlatane und wurden nicht ohne Grund früher auf den Scheiterhaufen gestellt.
„Gewinn“ vor Steuer dieser ganzen Unternehmung ist ein Stundenlohn von 14,21€!
Abgezogen wurden die Rentenversicherung, die Krankenversicherung, anteilig die Berufshaftpflicht, 15% für die Plattform, das Porto und anteilig die Kosten für die Nutzung des Portals. Was fehlt sind alle Fixkosten, der Sprit, etc., was letztendlich dann bei einem Betrag unter 12€ liegt - den Mindestlohn ab 10/2022. Und das als Freiberufler, der seine Preise nicht einmal selber bestimmen darf. Läuft - nicht!
31,25€ ist dem GKV eine Beratung durch eine ausgebildete, examinierte, permanent fortgebildete und QM-führende Fachkraft wert und das ist ein Fixpreis. Egal wie lange die Beratung dauert - zumindest, wenn sie länger als 21 Minuten ist, denn für alles darunter gibt es 7,02€!!!!
Als ich mir das heute morgen ausgerechnet habe, fiel mir nur ein Wort ein. Hartgeldnutte. Ich bin eine Hartgeldnutte. Ich verkaufe mich. Weit unter meinem Wert. Aber dummerweise bleibt mir an der Stelle auch nichts weiter übrig, denn meine Krankenversicherung spielt gerade an ihrem Rechenschieber und möchte gerne auch ihren Teil an meinem reichlichen Gewinn haben. Eigentlich bin ich nämlich Dagobert Duck und ziehe meine Bahnen anstatt im Schwimmbad im eigenen Geldspeicher.
Also werfe ich meine Steuerbescheide in den Briefkasten, fahre den Laptop hoch, nehme meinen Kaffee und berate wirklich nette Frauen deutschlandweit, denn grundsätzlich finde ich die Idee mit der online Beratung gerade in der Zeit des Hebammenmangels wirklich eine gute Idee. Wer mich also kaufen möchte - https://video.ammely.de/de/p/carolinhermanni