31/08/2017
© Sonntagsblatt
Zwei Praxen - ein Lösungsweg
Mit ihrem Burnout–Zentrum wollen Roswitha Voskuhl und Wilfried Abheiden Hilfe, Unterstützung und Therapie bieten.
Aurich/Jever. Burnout ist ein Thema, das viele Menschen beschäftigt und das noch immer stigmatisiert wird, wissen Roswitha Voskuhl und Wilfried Abheiden aus ihrer Praxis-Erfahrung. Die beiden sind Psychotherapeuten nach dem Heilpraktikergesetz und erleben in ihren Praxen regelmäßig, dass viele ihrer Klienten einen langen Leidensweg hinter sich haben und der Leidensdruck so stark geworden ist, dass sie erkennen, dass sie Hilfe brauchen. Und dass sie sich dann auch trauen, diese zu suchen .
„Burnout ist ein ganz großes Thema, das viele Facetten hat. Es ist eine Kombination aus verschiedenen Symptomen, die zur körperlichen und seelischen Erschöpfung führen, sowohl im privaten und beruflichen Bereich - und jeder Betroffene hat andere Symptome”, sagt Wilfried Abheiden. „Es ist ein längerer Prozess, der dazu führt, dass sich ein Burnout aufbaut”, ergänzt Roswitha Voskuhl. Und so könne ein Burnout, das „Ausgebrannt-sein”, mit eher unauffälligen Frühsymptomen beginnen, wie vielleicht innerer Unruhe, sich kaputt, überfordert, gestresst und unter Druck gesetzt zu fühlen.„Wer sich erschöpft und ausgebrannt fühlt, hat keinen Grund, dies zu vertuschen. Es ist erst einmal und ganz einfach ein Zeichen dafür, dass man eine Ruhepause braucht, aus der man wieder gestärkt und erholt hervorgehen kann”, betont Abheiden .
Kritisch würde es erst dann, wenn genau dies nicht passiert, Betroffene sozusagen aus ihrem Hamsterrad nicht mehr herauskönnten und sich Probleme und Symptome verstetigen würden. „Was dann wiederum dazu führen kann, dass sich Betroffene aus dem sozialen Leben zurückziehen, unter Depressionen leiden, nicht mehr arbeitsfähig sind oder schließlich ganz zusammenbrechen”, so Abheiden und Voskuhl.
Vorbeugend aktiv werden
Und genau hier wollen die beiden Therapeuten mit ihrem Burnout-Zentrum gerade auch präventiv in Ostfriesland und Friesland Hilfe bieten. „Wir haben festgestellt, dass es in der Region zum Thema Burnout und Prävention wenig Hilfsangebot in dieser Art gibt.” Deshalb haben sie ihre beiden Praxen - Voskuhl ist seit 2014 in Jever tätig und Abheiden seit 2016 in Aurich -, zu einem Verbund zusammengeschlossen, wo sie nun in diesem Bereich zusammenarbeiten. So können sie ihren Klienten eine Anlaufstelle für deren Probleme und einen Lösungsweg anbieten .
„Wir ergänzen uns perfekt”, sagen sie. Während unter anderem bei Wilfried Abheiden der Praxis-Schwerpunkt im Bereich der kognitiven Verhaltenstherapie liegt, ist Roswitha Voskuhl spezialisiert auf Schmerztherapie, Hypnose und Entspannungstechniken. „Wir wollen Menschen helfen, sei es durch Zuhören oder Fragestellungen, für sich selbst zu erkennen, was wichtig für ihre eigene Lebensqualität ist - und so den für sich selbst richtigen Weg zu finden.”
Mit ihrem Angebot möchten sie dabei auch Arbeitgeber ansprechen und für das Thema im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung sensibilisieren. „Bevor es zum langfristigen Ausfall einer Fachkraft kommt, kann man hier präventiv tätig werden”, sagt Abheiden. Firmen könnten nach Paragraph § 3 Nr. 34 EStG vom Steuerfreibetrag für betriebliche Gesundheitsförderung in Höhe von 500 Euro pro Jahr und Mitarbeiter profitieren.
Zum Angebot des Burnout-Zentrums gehören verschiedene Behandlungskonzepte, denen ausführliche Erstgespräche vorausgehen. So gibt es zum Beispiel ein ganzheitliches, individuelles Akut-Burnout-Therapie-Paket für Menschen, die an einem akuten Burnout erkrankt sind und das auch die Zusammenarbeit mit dem Hausarzt beinhaltet. Zudem gibt es ein Präventiv-Burnout-Therapie-Paket. Auch eine Gruppentherapie ist hier möglich. Die Gruppengröße liegt zwischen acht bis zehn Personen. Die Sitzungen finden an fünf Abenden statt und dauern jeweils etwa zwei Stunden.
„Viele Menschen denken immer noch, dass Psychotherapie eine ewig lange Geschichte ist. Die kognitive Verhaltenstherapie hat einen ganz anderen Ansatz”, so Wilfried Abheiden. „Es ist ein lösungsorientierter Ansatz, der darauf zielt, sich von alten, abwertenden Denkmustern und negativen Erfahrungen zu lösen. Und die gewonnenen Erkenntnisse dann in ein entsprechendes Handeln umzusetzen, um so sein Verhalten zu ändern.” Hier setzt auch die Hypnose an, die Roswitha Voskuhl als Coachingmethode einsetzt und mittels der die Kraft des Unterbewusstseins aktiviert werden soll: „Oft beeinträchtigen uns negative Glaubenssätze, die sich tief im Unterbewusstsein vergraben haben, und sorgen dafür, dass wir immer wieder in alte Muster verfallen und nicht mit unseren Gewohnheiten brechen können.” har
Aurich vom Samstag, 12. August 2017, Seite 22
Quelle Sonntagszeitung