02/05/2024
Wie wirkt Sport auf das Immunsystem?
In seinem Artikel auf netzathleten.de erläutert Prof. Dr. Timo Heidt, Chefarzt Kardiologie in der Max Grundig Klinik, die Zusammenhänge.
Sport hat einen relevanten Effekt auf die Zusammensetzung und vor allem die Aktivität des Immunsystems und folgt dabei einer J-Kurve.
Regelmäßiges aerobes Grundlagen-Ausdauertraining (GA1) mit einer Trainingsdauer bis 60 Minuten weist eine klare Booster-Funktion für das Immunsystem auf.
Die Präsenz und Aktivität der Abwehrzellen werden in Blut und Gewebe durch moderates Training gesteigert. Auch steigt die Präsenz spezifischer Antikörper an den Schleimhäuten, was die Widerstandskräfte steigert. Diese Effekte sind jedoch zeitlich begrenzt, so dass regelmäßig trainiert werden muss, um den Effekt zu halten. Stresshormone, die das Immunsystem schwächen könnten, spielen in diesem Bereich keine wesentliche Rolle.
Dies ändert sich jedoch bei intensiverer Trainingslast (GA2 und Wettkampf) sowie erhöhter Leistungsdauer von über 60 Minuten. Durch Ausschüttung von Stresshormonen und oxidativen Stress ist nach sehr intensiven Trainingseinheiten oder Wettkämpfen der Immunstoffwechsel und die Aktivität des Immunsystems mit der Produktion von Antikörpern für Stunden bis Tage reduziert. Deshalb leiden Spitzensportler während oder besonders nach wichtigen Wettkämpfen häufig an „Erkältungen“.
Die J-Kurve besagt nun folgendes: Während kontinuierliches, moderates Training das Risiko von Atemwegsinfekten in Studien um 40 bis 50 Prozent reduzierte, ist das Erkrankungsrisiko nach intensiven Trainingsintervallen oder Wettkämpfen um das 2- bis 6-fache erhöht. Dieser Vorgang wird als "Open Window" Effekt bezeichnet und sollte in der Trainingsplanung unbedingt berücksichtigt werden. Es gilt also, ausreichende Erholungsphasen einzuplanen und entsprechende Hygiene-Vorkehrungen zu treffen.