08/03/2024
Die gleichwürdige Gemeinschaft
Das Prinzip der Gleichwürdigkeit hat die Beziehung zwischen den Geschlechtern entscheidend beeinflusst. Es gibt deutlichen Anzeichen dafür, dass die traditionellen Geschlechterrollen in vieler Hinsicht ausgespielt haben. Es besteht kein Zweifel, dass Frauen und Männer oft sehr unterschiedlich empfinden, denken und handeln. Ob diese Unterschiede biologischer oder kultureller Natur sind, spiet in diesem Kontext keine Rolle. Das Prinzip der Gleichwürdigkeit trägt dieser Verschiedenheit Rechnung, statt sie leugnen oder aufheben zu wollen. Deshalb sind stets dieselben menschlichen Qualitäten gefragt, ganz gleich, ob es um das Verhältnis zwischen Männer und Frauen, Erwachsenen und Kindern, Hindus und Christen, Afrikanern und Europäern , Ärzten und Patienten, Arbeitgebern und Arbeitnehmern geht.
Was ist mit Gleichwürdigkeit eigentlich gemeint?
Während Gleichheit eine statische, messbare Größe ist, impliziert „gleiche Würde“ einen dynamischen Prozess, eine veränderliche Kategorie, um die man sich in jeder Beziehung stets aufs Neue bemühen muss. Gleichwürdigkeit unterscheidet sich von Gleichheit darin, dass sie keiner bestimmten Rollenverteilung bedarf.
Selbst wenn die Frau am Samstagnachmittag in der Küche steht, während der Mann sich ein Fußballspiel im Fernsehen ansieht -oder umgekehrt-, sagt dies nichts darüber aus, wie es um die Gleichwürdigkeit zwischen ihnen bestellt ist. Ungleichheit spielt für die Gleichwürdigkeit nur dann eine Rolle, wenn sie aufgezwungen ist, und Gleichheit kommt nur dann ins Spiel, wenn jemand, der neue Aufgaben und Verantwortungsbereiche übernimmt, auch menschlich davon profitiert…
Jesper Juul 1996