Das Euphonikum bietet Raum und Unterstützung zur Entwicklung und zum Erhalt musikalischer, stimmlicher und darstellerisch-körperlicher Hochleistung. Der Fokus liegt dabei auf dem gesundheitlichen Aspekt, dem Fundament, mit dem Ziel der individuellen Balance zur Ermöglichung einer langfristigen Hochleistung.
Ein ganzheitliches, methodenintegratives Konzept unterstützt die individuellen Entwicklungsprozesse und führt in ein selbstständiges, sicheres, ausgeglichenes Arbeiten innerhalb der hohen Leistungsanforderungen. Es integriert die Bereiche der physischen, mentalen, physiologischen und emotionalen Balance durch individuell passende Ansätze und bietet Hilfe zur Selbsthilfe.
Klient*innen befinden sich vor oder in der Ausbildung, im Studium, arbeiten professionell als Solist*in, Chorsolist*in, Chorist*in, Orchestermitglied, Gesang- oder Instrumentalpädagog*in, in Kammermusikensembles, als Schauspieler*innen, Sprecher*innen, Sprecherzieher*innen, Moderator*innen, Redner*innen, in Sprechberufen als Lehrer*innen, Präsentator*innen, Pfarrer*innen, Führungskräfte, Erzieher*innen, Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen, Logopäd*innen, etc. oder bereiten sich auf den letzten Lebensabschnitt vor, um auch in diesem zu ihrer Balance zu finden. Sie nutzen die Unterstützung im Euphonikum zum Gesundheitserhalt, in der Gesundheitsförderung, in der Prävention, zur Fort- und Weiterbildung und zu therapeutischen Zwecken.
Gründung und Leitung
Tina Hörhold - Diplom-Sängerin, M.A.Musiktherapeutin (DMtG), Gesangspädagogin (BDG) und Stimmtherapeutin (ISTP).
Zwischen 1997 und 2013 war ich Opernsolistin (Mezzosopran) davon von 2001 bis 2005 an den Wuppertaler Bühnen und von 2006 bis 2012 an der Staatsoper Stuttgart im Festengagement sowie als Gast unter anderem an der Volksoper Wien, der Oper Frankfurt, der Staatsoper Hannover und als Konzert- und Liedsängerin im In- und Ausland.
2014 gründete ich das EuphonikumⓇ in Berlin, welches ich seitdem leite und arbeite dort innerhalb eines ganzheitlichen Konzeptes zur Stimm- und Musikergesundheit. Als Lehrtherapeutin der Integrativen Stimmtherapie und Stimmpädagogik (ISTP) nach Haupt, Fachtherapeutin Stimme (ProLog) und Qigong-Kursleiterin i.A. integriere ich dort bei Bedarf stimm-, körper- und auch musiktherapeutische Ansätze in die Einzel- und Gruppenarbeit.
Zudem betätige mich in der Lehre. Ich verfolge einen Forschungsschwerpunkt bezüglich gesunder musikalischer Exzellenz, zu dem Artikel in Fachzeitschriften und -dokumentationen veröffentlicht wurden. Auf Kongressen und Symposien bin ich Referentin, so 2019 auf der European Music Therapy Conference in Aalborg, Dänemark, 2017 auf dem World Congress of Music Therapy in Tsukuba, Japan und dem Symposium für Kinder- und Jugendstimme in Leipzig sowie 2016 auf dem International Voice Symposium Salzburg und dem Jahreskongress des Bundesverbandes Deutscher Gesangspädagogen in Hannover. Inhouse-Seminare gebe ich an Theatern, Musikhochschulen, Schauspielschulen, therapeutischen Fortbildungsinstituten, für Verbände, in Kliniken und Therapiepraxen.
Ich bin Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin (DGfMM), des Bundesverbandes Deutscher Gesangpädagogen (BDG), des Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft (DMtG), der Medizinischen Gesellschaft für Qigong Yangsheng und seit 2018 Beisitzerin im Vorstand des in dem Jahr neu gegründeten Verbandes der Integrativen Stimmtherapie und Stimmpädagogik nach Evemarie Haupt (ISTP).
Von der Idee zur Gründung
Ende der 90er Jahre tauchten zwei Ideen in meinem Kopf auf, beide während verschiedener Aufenthalte bei meinen Lehrern Anna Reynolds und Jean Cox im oberfränkischen Peesten.
Eine war eine mir bereits bekannte, alte Idee, die sich in einem Wohlfühlmoment konkretisierte, die andere eine neue, entstanden aus dem eigenen, anstrengenden Prozess.
“Wenn ich irgendwann als Sängerin in Rente gehe, werde ich mich um Sänger kümmern, die in eine Krise geraten sind. An einem schönen Ort, wie hier, können sie wieder Kraft tanken und Unterstützung erfahren. Sie können ihre Technik putzen oder erneut anpassen und sich für den Job wieder aufpäppeln. Das ist eine schöne Arbeit für den letzten Lebensabschnitt!” sagte ich irgendwann einmal beim Mittagessen nach einer Gesangsstunde. Anna (A. Reynolds, meine Gesanglehrerin) fand, dies sei eine schwierige Aufgabe - im Prinzip genau die, die sie oft selbst ausführte - aber eine, die sehr sinnvoll, erfüllend sei und dazu noch eine, die bis ins hohe Alter ausgeführt werden könne. Ich war mir sicher, nun einen weiteren Teil meines Lebensplanes im Kopf zu haben, der sich für mich richtig und gut anfühlte.
Die nächste Idee ereilte mich in einem ziemlich angestrengten Moment, in dem ich mir so sehr wünschte, meine Stimme nicht mehr über die Ohren, auditiv, zu kontrollieren, sondern frei zu lassen. Ich war dabei zu lernen, sie über das Fühlen, den kinästhetischen Sinn, gut zu verankern, zu platzieren und damit zu unterstützen.
Ich dachte mir, wie wäre es, nur die Schwingung der Stimme über die Knochenleitung und Strukturen zu fühlen, anstatt sie mit den Ohren hören zu wollen. Dieser Ansatz wurde bei Anna Reynolds und Jean Cox gelehrt, lässt er den Sänger sein Instrument doch unbeirrt von akustischen Gegebenheiten sicher und gut einsetzen. Während unzähliger Versuche, mich auf die Kinästhetik, die Propriozeption sensorisch zu fokussieren, bemerkte ich, wie angenehm sich Schwingung im Körper anfühlt und dachte darüber nach, wie es sei, wenn der auditive Sinn gänzlich fehle. Hier entstand die nächste Idee, eine musiktherapeutische, aber das war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Ich hatte mich viel mit dem Thema der Gehörlosigkeit beschäftigt, von der Geschichte der Pädagogik in diesem Bereich. Dass über eine grausam lange Zeit hinweg die Gebärdensprache für Hörgeschädigte in Schulen verboten war, dass sie gezwungen wurden, ihre Stimme zu nutzen, sich verbal zu äußern, obwohl es doch so schwierig ist, Aussprache zu lernen, wenn man diese nicht hörend imitieren kann. Ich hatte gelesen, wie schlimm diese Erfahrung für einige Menschen war und dass sie ihre Stimme später nie wieder nutzten. 1996 kam ein Film ins Kino - “Jenseits der Stille”. Die Protagonistin, ein Kind gehörloser Eltern, wollte Klarinette studieren. Sie kämpfte dafür, Aufnahmeprüfung machen zu dürfen (im Film an der damaligen HdK, heute UdK, im Gebäude der Bundesallee in Berlin). Dieser Film ist sehr berührend und war vermutlich Auslöser für meine Beschäftigung mit dem Bereich Gehörlosigkeit und Musik. Die Idee, die mir kam, war, einmal ein mögliches Projekt durchzuführen, in dem Gehörlose und stark Hörgeschädigte über das Erleben der Eigenvibration einen wertfreien, ressourcen-orientierten Ansatz zur Stimmproduktion finden könnten. Sie könnten sich durch die Schwingung der Stimme erleben, die Körperwahrnehmung genießen und im Hinblick auf ein freudiges, angenehmes Erleben hin phonieren. Dieser Gedanke sollte mich unter anderem später zur Musiktherapie bringen.
Beide Ideen blieben fest in mir verankert, über alle professionellen Sängerjahre hinweg. Ab und an, in schwierigen Momenten, erzählte ich sie meinen Kolleg*innen, die meist meinten: “Ja, das machst Du dann, wenn Du in Rente gehst!” und meinten damit in etwa 35 (!) Jahren.
Inzwischen war ich mir nach mehreren Umzügen, jahrelangen Ensemblemitgliedschaften und häufigem Gastieren innerhalb des Jobs sicher, dass Musizieren Hochleistungssport und Musiker dringend Unterstützung bräuchten, um nicht an jedem Ort bei Null anfangen zu müssen, um ihr Unterstützerteam im ärztlich-therapeutischen Bereich zusammenzustellen. Sich immer wieder neu erklären zu müssen, sich immer wieder durch verklärte Blicke durchzuarbeiten, wenn der Beruf genannt wird, um Unterstützung zu bekommen, ist mühsam. Warum kann es im Musik- und Theaterbusiness nicht so laufen, wie es im Sport schon seit langem etabliert ist? Klar gibt es dort den Physiotherapeut*innen, Masseur*innen und Ärzt*innen, vielleicht sogar Osteopath*innen und Sportpsycholog*innen als Mentaltrainer*innen. Vielleicht den/die Berater*in und natürlich den/die Trainer*in - alle da und alle miteinander interdisziplinär vernetzt! Warum geht das nicht im benachbarten Hochleistungssport Musik und Entertainment?
Das musste sich ändern! Und nicht erst in 35 Jahren! JETZT!
Das “Jetzt” hat noch einige Zeit gedauert. Das “Euphonikum” entstand erst gedanklich, mehrere Säulen - Unterstützung und Integration - voneinander zu lernen sind Grundsäulen, die mich in viele Fort- und Weiterbildungen gebracht haben - Musiktherapiestudium, Stimmtherapie-Weiterbildungen, Qigonglehrer-Ausbildung, auch Gebärdensprachkurse für die alte Projektidee, etc.
2012 war ich dann bereit, meinen wunderbaren Arbeitsplatz als Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart zu kündigen, natürlich weit vor meiner Rente (28 Jahre, wenn das Rentenalter nicht wieder verschoben wird), um noch viel Kraft für die Umsetzung meiner Ideen haben zu können. 2013 galt es noch, neben Businesscoaching und allerlei Weiterbildungen, als Sängerin zu gastieren, um diesen weiteren Schritt im Leben zu finanzieren.
Es brauchte Mut, Kraft und den vermeintlich richtigen Zeitpunkt im Leben, ist es doch ein großes Unterfangen, diesem Beruf den Rücken zuzukehren und einen Schritt weiter zu gehen. Oft wird Sängern die Berufung zu der lebenslangen Beschäftigung mit dem eigenen Singen zugeschrieben, oft auch ungefragt. Mein Beruf war der der Opern- und Konzertsängerin. Da war ich perfektionistisch veranlagt und diesen musste ich mir erarbeiten, Hemmungen, eigene Grenzen überwinden. Berufung ist bei mir die Unterstützung anderer Menschen. Durch meinen Weg habe ich erfahren, dass nützliche, individuelle Unterstützung benötigt wird. Ich kann mir vorstellen, nachempfinden, was meine Klient*innen erleben, erlebt haben und wo sie hin möchten. Ich kann, weil ich selbst lange Zeit in diesem Job war, genau auf ihre Individualität hören und sie auf ihrem Weg unterstützen, weil sie mir nicht von Null auf erklären müssen, woher sie kommen. Weder idealisiere ich ihren Job, noch werte ich ihn ab, insofern kann ich gleich genau zuhören, sie da abholen, wo sie sich gerade befinden und mit viel Engagement und Leidenschaft dorthin begleiten, wo sie hin möchten oder mit ihnen erarbeiten, wo es hingehen könnte.
2014 wurde das Euphonikum in Berlin gegründet!
Seitdem arbeite ich dort mit Musiker*innen, also Instrumentalist*innen und Sänger*innen sowie insgesamt sprechenden und singenden Menschen.
...Mit hörgeschädigten Menschen habe ich immer noch kein Stimmprojekt durchgeführt, aber das mag hoffentlich irgendwann noch kommen.
HERZLICH WILLKOMMEN IM EUPHONIKUM!
Danke an alle, die meinen Weg bisher mitgehen und aushalten konnten! 😘