
07/09/2025
Internationales Symposium zu ALS-Phänotypen am 4. und 5. September 2025 in Berlin
Am 4. und 5. September 2025 fand an der Charité ein internationales Symposium zu ALS-Phänotypen statt („ALS Motor Phenotype Symposium”). An dieser Veranstaltung haben mehr als 30 führende ALS-Neurologen, Forscher und Industriepartner aus Großbritannien, Spanien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen, der Schweiz, Österreich, Kanada, den USA und Deutschland teilgenommen. Das Symposium wurde von Thomas Meyer initiiert und – gemeinsam mit Angela Genge (McGill University, Kanada) und Martin Turner (Oxford University, OK) – moderiert.
Mit zwei wichtigen Vorträgen (“keynotes”) von John Ravits (San Diego, USA) und Martin Turner (Oxford, UK) über anatomische Determinanten und pathogenetische Grundlagen der motorischen Phänotypen der ALS wurde das Symposium gestartet. Es folgten. Expertenvorträge und Diskussionsbeiträge von Nicola Ticozzi (Mailand), Markus Weber (St. Gallen), Albert Ludolph (Ulm), André Maier (Berlin), Philippe Corcia (Tours), Paul Lingor (München), Christian Lunetta (Mailand), Mónica Povedano (Barcelona), Magdalena Kuźma-Kozakiewicz (Warschau), Hakan Cetin (Wien), Caroline Ingre (Stockholm), Leonard van den Berg (Utrecht), David Brenner (Ulm), Patrick Weydt (Bonn), Matthias Boentert (Osnabrück) und Torsten Grehl (Essen).
Im Mittelpunkt stand die "OPM"-Klassifizierung der ALS-Phänotypen (siehe ALS-Podcast #51), bei der die ALS nach Region des Krankheitsbeginns (“Onset”), der Ausbreitung (“Propagation”) der Symptome und der Ausprägung der Symptome des ersten und/oder zweiten Motoneurons (“Motoneuronsymptome”) differenziert wird. Am Beginn des Symposiums wurde das aktuelle Wissen über ALS-Phänotypen zusammengefasst und die OPM-Klassifikation diskutiert. Anschließend wurde das Verbesserungspotential der OPM-Klassifikation besprochen. Eine wichtige Fragestellung war, wie diese ALS-Klassifikation bei der Prognosestellung, der ALS-Behandlung und der Durchführung klinischer Studien auch im internationalen Maßstab eingeführt werden kann.
In einer gesonderten Diskussionsrunde mit Biotech-Unternehmen ging es um das Potenzial der OPM-Klassifikation in der klinischen Forschung. Keith Mayl und Ann Swijsen (argenx), Alexander Brandt (Lilly), Carla Varona (Ferrer) und Emma Bowden (QurAlis) diskutierten, wie die Differenzierung von ALS-Phänotypen die Effizienz und Erfolgswahrscheinlichkeit von klinischen Studien verbessern kann.
Insgesamt war das Symposium zu ALS-Phänotypen in Berlin ein großer Erfolg und wichtiger Schritt, um eine internationale Harmonisierung der ALS-Klassifikation zu erreichen. Eine exakte Differenzierung der ALS-Phänotypen ist notwendig, um die individuelle Prognosebestimmung zu verbessern und die Entwicklung neuer Medikamente zu beschleunigen. Dabei ist davon auszugehen, dass Medikamente bei den verschiedenen Verlaufsformen der ALS eine unterschiedliche Wirksamkeit entfalten. Daher ist die Unterscheidung der ALS-Phänotypen bei der Durchführung zukünftiger klinischer Studien unabdingbar.