14/11/2025
Herztag lockte weit über 100 Besucher ins Rathaus❗
Beim Herztag ❤, der am 5. November im Rathaus in Biedenkopf stattfand, war der Saal mit weit über 100 Besucher/innen prall gefüllt. Es wurde deutlich, dass es nicht nur um medizinische Themen ging, sondern auch um die Menschen, die hinter der Gesundheitsversorgung stecken. „Ein großer Dank geht an die DRK-Mitarbeiter und alle, die sich für dieses Krankenhaus stark gemacht haben“, so Jochen Achenbach, Bürgermeister der Stadt Biedenkopf und Schirmherr der Veranstaltung. Er erinnerte an 2.000 Menschen, die auf dem Biedenkopfer Marktplatz für das DRK-Krankenhaus 🏥 demonstrierten und unglaubliche 67.000 Unterschriften für die Petition. Diese wurde für den Fortbestand des DRK-Krankenhauses ins Leben gerufen und im März 2024 im Bundesministerium für Gesundheit in Berlin übergeben.
Zusammen gelebtes Konzept einer regionalen Gesundheitsversorgung
Professor Dr. Bernhard Schieffer, der bereits vor 13 Jahren Kontakte zum DRK-Krankenhaus Biedenkopf 🏥knüpfte und seit 2018 als Ärztlicher Direktor in Biedenkopf agiert, griff das Thema auf: „Ich hatte wirklich schlaflose Nächte. Es gab einige Stromschnellen, die es zu umschiffen galt. Wir sehen jetzt nicht nur einen kleinen Leuchtstrahl, sondern wirklich eine positive Perspektive für das Krankenhaus in Biedenkopf“. Durch die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Hausarzt, Facharzt, regionalem Krankenhaus in Biedenkopf und dem UKGM als universitärem Maximalversorger steht die moderne Herzmedizin für jede Bürgerin und jeden Bürger transsektoral zur Verfügung und keiner muss sich Sorgen machen. Zur Unterstützung einer bestmöglichen regionalen Notfallversorgung, ist vor inzwischen 7 Jahren das von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zertifizierte Marburg Cardiac Arrest Center, ein spezialisiertes Zentrum zur Behandlung reanimierter Patienten am Universitätsklinikum, eröffnet worden.
Neue und bekannte Referenten
Das 11. Patientenseminar wurde wie gewohnt von Dr. Alexander Sattler initiiert und in Kooperation mit dem UKGM (Universitätsklinikum Gießen und Marburg) durchgeführt und fand im Rahmen der durch die Deutsche Herzstiftung ins Leben gerufenen Herzwochen statt. Prof. Dr. med. Bernhard Schieffer, seit Oktober 2012 Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin des Universitätsklinikums Marburg und Facharzt für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin brachte mit Dr. Ann-Christin Schäfer sowie Timo Mausinbaev gleich zwei neue Referenten aus Marburg mit. Das diesjährige Motto lautete „Gesunde Gefäße – gesundes Herz – den Herzinfarkt vermeiden“.
Den Herzinfarkt vermeiden
Mit rund 540.000 Krankenhausaufnahmen pro Jahr ist die koronare Herzkrankheit (KHK) die häufigste Herzerkrankung in Deutschland und die führende Todesursache mit 126.000 Todesfällen pro Jahr. Insgesamt leiden in Deutschland etwa 2,5 Millionen Frauen und 3,5 Millionen Männer an der koronaren Herzkrankheit, also einer verminderten oder fehlenden Durchblutung des Herzmuskelgewebes. Dr. med. Alexander Sattler, Ärztlicher Leiter Abteilung Intensiv- und Notfallmedizin im DRK-Krankenhaus Biedenkopf sowie niedergelassener Kardiologe, erläuterte was ein Herzinfarkt ist und wie man ihn vermeiden kann. Die stabile Angina Pectoris gilt als die Vorstufe des Herzinfarktes, bei der das Herz nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Bei der instabilen Angina Pectoris handelt es sich um einen akuten Notfall, da die Herzkranzgefäße verschlossen oder zumindest vorübergehend verengt sind. Er stellte klar, dass durch einen ungünstigen Lebensstil oder Risikofaktoren Ablagerungen (Plaque) entstehen, die die Herzkranzgefäße verengen. Oft ist dies ein schleichender Prozess, der nicht bemerkt wird. Dabei gilt es zu beachten, dass es Risikofaktoren gibt, die jeder von uns beeinflussen kann, wie Bewegungsmangel, Übergewicht und eine ungesunde Ernährung. Jeder kennt seine Telefonnummer, aber wer kennt schon sein Herzalter. Dieses lässt sich auf der Webseite www.herzstiftung.de/risiko mit wenigen Klicks bestimmen.
Akutversorgung
Dr. med. Ann-Christin Schäfer, Oberärztin Zentrale Notaufnahme und Innere Medizin am UKGM-Standort Marburg, machte deutlich, dass im Notfall jede Sekunde zählt. Dabei sollte sich keiner vor der Wiederbelebung scheuen, denn man könne im Endeffekt nichts falsch machen. „Die Herzdruckmassage rettet Leben“, so die Oberärztin. Allerdings seien die Alarmzeichen für einen Herzinfarkt bei Frauen häufig anders gelagert als bei Männern. Diese hätten meist Schmerzen hinter dem Brustbein, im Rücken oder Oberbauch. Zusätzlich könnte dieser in die Arme, den Hals, den Kiefer oder Oberbauch ausstrahlen. Je älter die Person sei, desto weniger ausgeprägt sei der typische Brustschmerz. Patienten mit einem Herzinfarkt müssen so schnell wie möglich in ein Krankenhaus gebracht werden, in dem ein Herzkatheterlabor betrieben wird und speziell ausgebildete Kardiologen arbeiten. In der Chest Pain Unit (CPU), einer Spezialstation zur schnellen und präzisen Abklärung von akuten Brustschmerzen, werden als erstes die Troponinwerte gemessen, um zu schauen, ob sich der Verdacht eines Herzinfarktes erhärtet. Beim akuten Koronarsyndrom stirbt Herzmuskelgewebe ab, welches sich nicht mehr nachbilden kann. Ziel ist es das verschlossene Herzkranzgefäß durch die Perkutane Koronarintervention (Ballon und Stent) zu öffnen.
Pause mit Reanimationstraining
Passend zum Vortrag von Dr. Ann-Christin Schäfer gab es in der Pause ein Reanimationstraining. Edwin Leng, der seit vielen Jahren in der DRK-Breitenausbildung tätig ist, zeigte den Besuchern, wie Wiederbelebung funktioniert. Es wurde nicht nur zugeschaut, sondern die Reanimation an Puppen geübt. Auch der Defibrillator kam zum Einsatz.
Das Leben nach dem Herzinfarkt
Timo Mausinbaev, Facharzt für Innere Medizin sowie Notfallmedizin am UKGM Standort Marburg, machte deutlich, dass die Teilnahme an einer kardiologischen Rehabilitation das Risiko für einen erneuten Herzinfarkt um etwa 40-50 Prozent gegenüber Betroffenen ohne Reha senkt. Wichtige Säulen bei der Nachsorge seien ein gesunder Lebensstil, eine optimale Medikation, eine psychologische Verarbeitung der Erkrankung, Pflege und Remobilisierung sowie eine Wiedereingliederung ins Leben. Mausinbaev zeigte auf, wie wichtig es sei, Übergewicht in den Griff zu bekommen und sich dabei kleine, realistische Ziele zu setzen. Der jüngste Oberarzt in der Kardiologie des UKGM gab Tipps zur medikamentösen Nachsorge, verwies aber auch auf die immens wichtige Vorsorge. „Lassen Sie Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker regelmäßig kontrollieren. Sie haben im Alter von 18 bis 34 Jahren und alle drei Jahre ab dem 35. Lebensjahr Anspruch auf einen kostenlosen ärztlichen Gesundheits-Check-up“, so Mausin-baev. Es wurde zudem deutlich, dass jede Zigarette das Leben um 25-30 Minuten verkürzt.
Deutschlands größte Herz-Aufklärungskampagne
Klaus Dietze, der als langjähriger, ehrenamtlicher Beauftragter der Deutschen Herzstiftung (DHS) agiert, hatte einen Stand mit umfangreichem Informationsmaterial, welches die Besucher kostenlos mitnehmen konnten. Ein großer Dank geht an die DHS, die sich ausschließlich über Spenden finanziert und mit 108.000 Mitgliedern die größte, gemeinnützige und unabhängige Anlaufstelle für Interessierte im Bereich Herzerkrankungen ist. Sie bietet jährlich weit über 700 Veranstaltungen in Deutschland an. Dazu gehörte auch der Herztag in Biedenkopf.
Blick in die Zukunft
Die Veranstaltung war nicht nur geprägt von interessanten Vorträgen und einem wichtigen Reanimationstraining, sondern auch von einem guten Austausch. Die Mediziner waren sich einig, dass auch der nächste Herztag wieder im Rathaussaal stattfinden soll. Damit dieses Mal auch Berufstätige an dieser interessanten Veranstaltung teilnehmen können, hat sich Dr. Alexander Sattler dazu entschlossen, dass der Herztag am Mittwoch, den 4. November 2026 erst um 16.30 Uhr startet.
; ; ; Deutsche Herzstiftung e.V. ; Stadt Biedenkopf; Jochen Achenbach - Bürgermeister der Stadt Biedenkopf;