06/08/2024
URÄMIE UND URÄMISCHE GASTRITIS
DIÄT BEI CHRONISCHER NIERENINSUFFIZIENZ – TEIL 2
Zu den gefürchtetsten Nebenerscheinungen der Niereninsuffizienz gehört es, wenn der Hund nicht – oder nur noch sehr mäkelig – frisst. Oft ist die Ursache der Anstieg des Harnstoffs im Blut durch eine verschlechterte Filterleistung der Nieren. Das, was als harnpflichtige Stoffe eigentlich im Urin landen und ausgeschieden werden soll, landet im Blut und damit im Magen-Darm-Trakt und führt dazu, dass dem Hund schlecht ist.
Der Harnstoff, der aus dem Blut über die Darmwand in den Darm diffundiert beträgt das 10fache des gesunden Hundes. Auch durch den Harnstoff kommt es zur urämischen Gastritis, die unbehandelt bis zu Magengeschwüren führen kann.
WAS KANNST DU TUN?
Da der Harnstoff von den Microorganismen im Darm zu Ammoniak verarbeitet und das dann auch für die Leber gefährlich wird, ist es wichtig, dass der Ammoniak gebunden wird. Das geschieht am besten durch fermentierbaren Kohlenhydraten, die den Darm ansäuern (Oligo-, Di- und Monosaccharide), das sind zum Bsp. Lactulose, gequollene Flohsamenschalen oder auch Inulin. Was am besten passt, muss individuell beurteilt werden
Besteht zusätzlich eine Gastritis, sind eingeweichte und vorgequollene Flohsamenschalen etwa 30 Min. vor der Mahlzeit meist eine gute Wahl.
ACHTUNG!! Muss der Hund regelmäßig Medikamente einnehmen (z.B. Herzmedis, Schilddrüsenhormone oder auch mal Antibiotika), dann unbedingt einen Abstand von 2 Stunden zu dem Bindemittel einhalten, damit nicht unerwünscht Inhaltsstoffe der Medikamente gebunden werden und diese dann weniger wirken.
Ob die Bindung klappt, also die Dosierung stimmt, kann man über den ph-Wert des Kots kontrollieren, der sollte < 6,5 liegen (falls noch zu hoch ist, muss das Bindemittel höher, falls er zu niedrig wird, entsprechend niedriger dosiert werden).
HILFE! DER HUND FRISST NICHT MEHR
Worst case, den man unbedingt vermeiden sollte, d.h. gerne mit den „Zaubertricks“ schon starten, wenn der Hund beginnt zu mäkeln. Was oft gut funktioniert, ist folgendes:
📌Futter angewärmt reichen
📌ein bißchen zerlasse Butter oder ungewürztes zerlassenes Schmalz
📌ein paar Scheibchen angebratene, frischer (ungeräucherter und ungewürzter) Speck auf’s Futter (hier oben im Norden heißt das „grüner Speck“).
Noch eine große Bitte: Kauft Schmalz und Speck bitte, bitte nicht im Supermarkt oder Discounter abgepackt, sondern frisch beim Metzger Eures Vertrauens.
Wenn gar nichts mehr geht oder der Hund schon nicht mehr sein Futter frisst, aber noch Appetit auf etwas Verbotes zeigt, darf man natürlich auch mit Fleisch anfüttern, ungern mit dem Aufschnitt von Eurem Frühstücksbrötchen, aber ein paar Brocken Hähnchenbrust, von mir aus auch etwas Emmentaler drübergerieben oder – was hier immer gut funktioniert – ein mit Wasser verrührtes, noch etwas feuchtes Rührei.
Wichtig ist hier, dass wir Anfüttern, nicht das Nierenfutter ersetzen. Dass ein Hund, der viel Protein verliert, gierig auf Eiweiß ist, das ist nur zu verständlich und das muss er dann auch bekommen. Denn…
ANPASSUNG DES EIWWEISSES BEI HOHEN PROTEINVERLUSTEN
Zeigt sich im Harnlabor ein hoher Proteinverlust, muss die Eiweißversorgung wieder leicht angehoben werden, denn sonst besteht das Risiko eine Protein-Unterversorgung des Körpers – und die führt leider zum Tod.
Wichtig ist immer die Eiweißqualität. Je besser sie ist, umso weniger Menge des Futtermittels benötigst Du und umso besser kann der Hund es umsetzen. Infrage kommen Muskelfleisch, Fisch, gerne auch ein bißchen Leber, Eier und Sauermilchprodukte. Falls tierisches Eiweiß nicht mehr funktioniert (zum Bsp. bei Leishmaniose-Patenten ist das oft in unserer Praxis der Fall), kann man auch hochwertiges pflanzliches Eiweiß (Tofu zum Bsp.) einsetzen.
Im nächsten Teil beschäftige ich mich dann damit, wie die Mineralstoffversorgung des nierenkranken Hundes aussehen sollte und auf welche Vitamine es besonders ankommt.
Bis dahin, habt eine gute Zeit und freut Euch an Euren Schätzen.