20/06/2025
An den
Vorstand der IKK classic Tannenstraße 4 b 01099 Dresden
😠👎
Offener Brief - Vertragspartnerschaft zwischen der IKK classic und den Apotheken
Sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes der IKK classic,
über viele Jahre hinweg war die Vertragspartnerschaft zwischen den Apotheken und der IKK classic von gegenseitigem Respekt, Verständnis und fairen Vertragsverhandlungen geprägt. Umso tiefer ist der Bruch, den wir jetzt erleben müssen.
Mit großer Sorge und Enttäuschung stellen wir fest, dass Ihr aktuelles Vorgehen − bestehend aus einem Preisdiktat, einem irritierenden Anschreiben an Ihre Versicherten und den damit erzeugten unverhohlenen Druck auf die Apotheken, unsere gemeinsame Verhandlungskultur negativ verändert hat.
Was Sie als „Vertragsverhandlungen“ bezeichnen, ist in Wahrheit ein Ultimatum für einen Hilfsmittelversorgungsvertrag, bei dem die Preissenkungen kompromisslos vorgegeben sind. Uns wird die Wahl gelassen, entweder wirtschaftlich ruinöse Bedingungen zu akzeptieren oder die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten aufzugeben.
Dieses Vorgehen ignoriert vollkommen die Realität: Auch Apotheken kämpfen mit stark gestiegenen Kosten beim Einkauf, dem Betrieb und Personal.
Sie fordern jedoch massive Preissenkungen bspw. im Bereich der
➢Inhalatoren (für die unteren Atemwege) um ca. 14 %
➢Sicherheits-Penkanülen um fast 11 %
➢Lanzetten um mehr als 33 %
➢Trinknahrung um 11 % (hin zu einem Abschlag auf den Einkaufspreis)
➢Blutdruckmessgeräte um mehr als 17 %
Diese drastischen Einschnitte bedrohen nicht nur die Wirtschaftlichkeit unserer Apotheken, sondern gefährden auch die Qualität und Verfügbarkeit der Versorgung Ihrer Versicherten.
Mit Ihrem Brief vom 5. Juni 2025 haben Sie auf Seiten der Apotheken, vor allem aber bei Ihren Versicherten, große Verunsicherung und Ärger ausgelöst.
Sie geben darin vor, die IKK classic habe neue Ve
rträge geschlossen, die bessere Leistungen für Ihre Versicherten beinhalten. Sie stellen in Ihrem Schreiben die Apotheke des
Versicherten so dar, als ob diese Apotheke eine der Wenigen wäre, die es versäumt hätte, den für den Versicherten verbesserten Vertrag zu unterzeichnen.
Diese manipulative Formulierung Ihres Briefes lässt den klaren Eindruck entstehen, dass gezielt Druck auf die Apotheken ausgeübt wird, um sie in Ihre schlechten Vertragsbedingungen zu drängen.
Dabei stellt sich zwangsläufig die Frage, ob Sie datenschutzrelevante Auswertungen zugrunde gelegt haben, welcher Versicherter in welche Apotheke geht, um feststellen zu können, ob diese Apotheke bereits beigetreten ist. Ggf. haben Sie auch ohne jegliche Prüfung, einfach für alle Apotheken und deren Versicherten die mangelnde Vertragsunterzeichnung ins Blaue hinein unterstellt. Letzteres würde den Schluss zulassen, dass wohl bislang nur ein sehr geringer Anteil an Apotheken Ihr Vertragsangebot angenommen hat.
Auch auf Ihrer Website wird der geringschätzige Umgang mit Apotheken sichtbar. In Ihrer „Vertragspartnersuche“ werden nur vereinzelt Apotheken aufgeführt, obwohl noch bis Ende Juni 837 sächsische Apotheken versorgungsberechtigt sind.
Darüber hinaus versorgen 95,5 % der sächsischen Apotheken Ihre Versicherten über den 1. Juli 2025 hinaus mit Blutzuckerteststreifen, auf Grundlage des Arzneimittelversorgungsvertrages. Ihre Vertragspartnersuche berücksichtigt dies nicht.
Mit den vorangestellten Vorgehensweisen verzichten Sie auf potenziell 837 Vertrags-partner in Sachsen, die Sie bei der wohnortnahen und qualitativ hochwertigen Versor-gung Ihrer Versicherten mit Hilfsmitteln u.a. unterstützen könnten und wollen. Dies kann nicht im Sinne einer verbesserten Versorgung Ihrer Versicherten sein.
Ihr Verhalten steht im eklatanten Widerspruch zum Willen des Koalitionsvertrages von CDU, CSU und SPD, die Apotheken vor Ort wirtschaftlich zu stärken.
Wir fordern Sie daher auf: Informieren Sie Ihre Versicherten sachlich, fair und vor allem richtig über die bestehende Vertragslage und kehren Sie umgehend zu konstruktiven Verhandlungen mit den sächsischen Apotheken, vertreten durch den Sächsischen Apothekerverband e.V., zurück.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre sächsischen Apotheken
vertreten durch den Vorsitzenden des Sächsischen Apothekerverband e.V.
Thomas Dittrich