07/09/2024
Operative Therapie der Bandscheibendegeneration mit Bandscheibenprothese
Die Degeneration der Bandscheiben ist ein häufiges Problem, insbesondere bei älteren Menschen, da die Bandscheiben durch Alterung, Verschleiß oder übermäßige Belastung ihre Elastizität und Dämpfungseigenschaften verlieren. Dies kann zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und neurologischen Symptomen führen, wenn Nerven im Bereich der Wirbelsäule beeinträchtigt werden. Eine moderne operative Therapieoption ist die Implantation einer Bandscheibenprothese. Diese Methode zielt darauf ab, die degenerierte Bandscheibe zu ersetzen und die Beweglichkeit sowie die natürliche Biomechanik der Wirbelsäule wiederherzustellen.
Anatomie und Funktion der Bandscheiben
Die Bandscheiben (Disci intervertebrales) liegen zwischen den Wirbelkörpern der Wirbelsäule und wirken als Stoßdämpfer und ermöglichen Bewegungen zwischen den Wirbeln. Sie bestehen aus einem äußeren, festen Faserring (Anulus fibrosus) und einem inneren, gallertartigen Kern (Nucleus pulposus). Durch die kontinuierliche Belastung der Wirbelsäule im Alltag verlieren die Bandscheiben im Laufe der Zeit an Flüssigkeit, was zu einem Verlust ihrer Dämpfungseigenschaften führt. Dieser degenerative Prozess kann Schmerzen und Funktionsstörungen der Wirbelsäule verursachen.
Ursachen der Bandscheibendegeneration
Die Degeneration der Bandscheiben wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, darunter:
1. Alterung: Mit dem Alter nimmt die Fähigkeit der Bandscheiben, Flüssigkeit aufzunehmen und zu speichern, ab. Dies führt zu einem Verlust der Elastizität.
2. Übermäßige Belastung: Wiederholte körperliche Belastungen, wie schweres Heben oder langes Sitzen, können die Bandscheiben schneller verschleißen lassen.
3. Genetische Faktoren: Genetische Veranlagungen können die Anfälligkeit für Bandscheibendegeneration erhöhen.
4. Verletzungen: Traumata oder Mikroverletzungen der Wirbelsäule können den Verschleiß beschleunigen.
Symptome der Bandscheibendegeneration
Patienten mit einer degenerativen Bandscheibenerkrankung klagen häufig über:
• Chronische Rückenschmerzen
• Schmerzen, die in Beine oder Arme ausstrahlen (Radikulopathie)
• Bewegungs- und Funktionseinschränkungen der Wirbelsäule
• Neurologische Symptome wie Taubheit oder Kribbeln aufgrund der Kompression von Nervenwurzeln
Diese Symptome können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, insbesondere wenn konservative Behandlungsmethoden wie Schmerzmittel, Physiotherapie oder Injektionen nicht ausreichend wirksam sind.
Indikationen zur operativen Therapie
Eine operative Therapie der Bandscheibendegeneration wird in Erwägung gezogen, wenn:
• Konservative Therapiemethoden ausgeschöpft sind und keine ausreichende Schmerzlinderung bringen
• Neurologische Ausfälle wie Muskelschwäche oder Taubheit auftreten
• Eine deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität besteht
• Es zu einer Instabilität oder Deformität der Wirbelsäule gekommen ist
Die Entscheidung für eine operative Behandlung muss individuell getroffen werden, wobei der Schweregrad der Symptome und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten berücksichtigt werden.
Bandscheibenprothese: Definition und Ziel der Operation
Die Bandscheibenprothese ist ein künstlicher Ersatz für eine degenerierte Bandscheibe, die in der Regel im Bereich der Hals- (HWS) oder Lendenwirbelsäule (LWS) eingesetzt wird. Ziel der Bandscheibenprothese ist es, die natürliche Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten und gleichzeitig die durch die Degeneration verursachten Schmerzen zu lindern. Dies unterscheidet sich von traditionellen Fusionsoperationen (Spondylodese), bei denen zwei oder mehr Wirbelkörper miteinander verbunden werden, was zu einer Einschränkung der Beweglichkeit führen kann.
Der operative Eingriff: Implantation einer Bandscheibenprothese
Die Implantation einer Bandscheibenprothese erfolgt in mehreren Schritten:
1. Präoperative Planung: Vor der Operation wird eine gründliche Untersuchung durchgeführt, die in der Regel eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) umfasst. Diese Bildgebung hilft dem Chirurgen, die genaue Lokalisation und den Schweregrad der Bandscheibendegeneration zu bestimmen.
2. Anästhesie: Der Eingriff wird unter Vollnarkose durchgeführt, um Schmerzen und Bewegungen während der Operation zu vermeiden.
3. Chirurgischer Zugang: Je nach betroffenem Wirbelsäulenabschnitt wird ein vorderer oder hinterer Zugang gewählt. In der Halswirbelsäule erfolgt der Zugang meist von vorne, während im Lendenwirbelbereich ein Zugang von hinten oder seitlich gewählt werden kann.
4. Entfernung der degenerierten Bandscheibe: Die beschädigte Bandscheibe wird vollständig entfernt, um Platz für die Prothese zu schaffen. Während dieses Schrittes wird auch darauf geachtet, dass keine umliegenden Nerven oder Strukturen beschädigt werden.
5. Implantation der Prothese: Die Prothese besteht in der Regel aus zwei Metallplatten, die an den benachbarten Wirbelkörpern fixiert werden, und einem dazwischen liegenden, beweglichen Kern, der die Dämpfung und Beweglichkeit der natürlichen Bandscheibe imitiert. Moderne Prothesen sind häufig aus biokompatiblen Materialien wie Titan und Polyethylen gefertigt.
6. Postoperative Überwachung und Rehabilitation: Nach der Operation wird der Patient überwacht, um Komplikationen wie Infektionen oder Nachblutungen zu vermeiden. Die Mobilisierung erfolgt in der Regel bereits nach wenigen Tagen, gefolgt von einer Phase der Physiotherapie, um die Beweglichkeit zu verbessern und die Rückenmuskulatur zu stärken.
Vorteile der Bandscheibenprothese gegenüber der Fusion
Ein wesentlicher Vorteil der Bandscheibenprothese besteht darin, dass sie die Beweglichkeit der Wirbelsäule erhält. Im Gegensatz zur Spondylodese, bei der zwei oder mehr Wirbelkörper dauerhaft miteinander verbunden werden, kann die Prothese eine weitgehend natürliche Bewegungsfunktion ermöglichen. Dadurch wird das Risiko einer Überlastung der benachbarten Bandscheiben (sogenanntes Adjacent-Segment-Syndrom) verringert, das bei Fusionsoperationen häufiger auftritt.
Risiken und Komplikationen
Wie bei jeder Operation gibt es auch bei der Implantation einer Bandscheibenprothese Risiken, darunter:
• Infektionen: Postoperative Infektionen im Operationsgebiet können auftreten, insbesondere wenn hygienische Maßnahmen nicht strikt eingehalten werden.
• Prothesenversagen: In seltenen Fällen kann die Prothese lockern, verrutschen oder sich abnutzen, was eine Revisionsoperation erforderlich macht.
• Nervenverletzungen: Obwohl dies selten ist, kann es bei der Entfernung der alten Bandscheibe oder der Implantation der Prothese zu Verletzungen von Nervenwurzeln oder des Rückenmarks kommen.
• Narbenbildung: Eine übermäßige Narbenbildung kann nach der Operation zu neuen Beschwerden führen.
Langfristige Ergebnisse
Die langfristigen Ergebnisse nach der Implantation einer Bandscheibenprothese sind in vielen Fällen positiv, insbesondere wenn die Operation bei gut ausgewählten Patienten durchgeführt wird. Viele Patienten berichten über eine deutliche Schmerzlinderung, eine Verbesserung der Beweglichkeit und eine gesteigerte Lebensqualität. Die Prothese selbst kann je nach Belastung und individuellen Faktoren viele Jahre halten, wobei regelmäßige Kontrollen durch den behandelnden Arzt notwendig sind, um den Zustand der Prothese zu überwachen.
Fazit
Die operative Therapie der Bandscheibendegeneration mit einer Bandscheibenprothese stellt eine effektive und moderne Behandlungsoption dar, insbesondere für Patienten, die unter schwerwiegenden Symptomen leiden und auf konservative Maßnahmen nicht ansprechen. Durch den Einsatz einer Prothese wird nicht nur der Schmerz gelindert, sondern auch die natürliche Beweglichkeit der Wirbelsäule erhalten, was sie zu einer bevorzugten Alternative gegenüber herkömmlichen Fusionsoperationen macht. Jedoch sollten die Indikation zur Operation, die Auswahl der Patienten und die Nachsorge sorgfältig geplant werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.