Tierarztpraxis Gesine Knopf

Tierarztpraxis Gesine Knopf Kleintierpraxis in Düsseldorf/Eller seit 2000. Bei uns steht Ihr Haustier an erster Stelle.

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Eine nicht zu unterschätzende Gefahr
17/09/2025

Eine nicht zu unterschätzende Gefahr

BTK warnt vor Online-Kauf von Tierarzneimitteln 💊
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Die Bundestierärztekammer (BTK) warnt eindringlich davor, Tierarzneimittel über das Internet zu bestellen. Zunehmend tauchen Präparate auf bekannten Online-Plattformen auf, deren Herkunft, Lagerung oder Inhaltsstoffe nicht überprüfbar sind.

Damit wächst die Gefahr schwerwiegender Folgen – sowohl für die Gesundheit der Tiere als auch für die Sicherheit der Menschen, die sie verabreichen. ⬇
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https://t1p.de/43cln

Notfall im Notdienst = für alle Seiten eine Herausvorderung in der heutigen Zeit.Jeder Besitzer kann sich vorbereiten.Wi...
08/08/2025

Notfall im Notdienst = für alle Seiten eine Herausvorderung in der heutigen Zeit.
Jeder Besitzer kann sich vorbereiten.

Wieder ein hervorragend geschriebener Artikel des Kollegens. Danke

Ein Kangal, eine Magendrehung, die Notdienstkrise und das kontroverse Posting einer Kollegin

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Am 1. August 2025 hat eine Kollegin und Praxisinhaberin den folgenden Text veröffentlicht:

„„𝐒𝐨𝐫𝐫𝐲, 𝐰𝐢𝐫 𝐦𝐚𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐝𝐚𝐬 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭.“
Warum es gefährlich ist, wenn Tierärzte OPs ablehnen – nicht aus fachlichen Gründen, sondern aus Angst, Aufwand oder Vorurteilen.
Es war wieder so ein Moment, bei dem dir das Herz kurz stehen bleibt – und dann umso heftiger weiterschlägt.
Ein Kangal. 62 Kilo Hund, riesengroß, wunderschön, voller Kraft. 𝑫𝒊𝒂𝒈𝒏𝒐𝒔𝒆: Magendrehung. Ein Notfall. Ein Klassiker. Eine Situation, in der jede Minute zählt – und jede Entscheidung über Leben und Tod entscheidet.
Aber bevor dieser Hund bei uns ankam, passierte das, was in letzter Zeit immer wieder passiert:
Die Besitzer hatten bereits mehrfach versucht, Hilfe zu bekommen. Sie hatten bei Tierärzten angerufen. Bei Kliniken. Bei Praxen. Und sie hörten immer wieder das Gleiche:
„𝙎𝙤 𝙚𝙞𝙣𝙚𝙣 𝙤𝙥𝙚𝙧𝙞𝙚𝙧𝙚𝙣 𝙬𝙞𝙧 𝙣𝙞𝙘𝙝𝙩.“
„𝘿𝙖𝙨 𝙞𝙨𝙩 𝙪𝙣𝙨 𝙯𝙪 𝙜𝙧𝙤ß, 𝙯𝙪 𝙨𝙘𝙝𝙬𝙞𝙚𝙧𝙞𝙜, 𝙯𝙪 𝙧𝙞𝙨𝙠𝙖𝙣𝙩.“
„𝙀𝙞𝙣 𝙆𝙖𝙣𝙜𝙖𝙡? 𝙉𝙚𝙞𝙣, 𝙙𝙖𝙣𝙠𝙚.“
Es war nicht das erste Mal, dass uns so ein Fall erreichte. Und leider ist es inzwischen fast schon ein trauriges Muster geworden: Große Rasse. Aufwendige OP. Und plötzlich wird weiterverwiesen – oder gar nicht erst angenommen.
Dabei geht es hier nicht um Schönheits-OPs. Nicht um Bequemlichkeit. Sondern um akute Notfälle. Um Tiere, die in Todesangst leiden, während Menschen verzweifelt versuchen, jemanden zu finden, der den Mut hat, zu helfen.
Und das darf nicht sein.
Natürlich darf und muss jede Tierarztpraxis ihre fachlichen und räumlichen Grenzen kennen. Niemand verlangt Unmögliches.
𝘼𝙗𝙚𝙧: Wenn ich eine Magendrehung nicht operieren kann – dann sorge ich dafür, dass der Hund sofort in erfahrene Hände kommt. Ich leite weiter. Ich helfe beim Organisieren. Ich schicke niemanden einfach weg, weil mir der Hund zu groß, die Nacht zu lang oder der Aufwand zu hoch erscheint.
Denn Tiermedizin bedeutet Verantwortung.
Nicht für die einfache Stunde am Impftisch – sondern gerade in genau solchen Momenten. Ein Hund ist kein Fall, den man ablehnen kann, nur weil er 62 Kilo wiegt. Er ist ein Lebewesen.
Mit Menschen, die ihn lieben. Mit einer Magendrehung, die ihn in wenigen Stunden töten kann. Wir haben diesen Kangal operiert. Er hat es geschafft. Aber es war verdammt knapp.
Und er hätte viel früher Hilfe verdient gehabt.
𝘽𝙞𝙩𝙩𝙚. 𝙒𝙚𝙣𝙣 𝙙𝙪 𝙏𝙞𝙚𝙧𝙖𝙧𝙯𝙩 𝙤𝙙𝙚𝙧 𝙏𝙞𝙚𝙧ä𝙧𝙯𝙩𝙞𝙣 𝙗𝙞𝙨𝙩:
Lass nicht zu, dass Tiere leiden, nur weil du Angst vor einer Rasse hast. Oder weil dir die Nacht zu kurz erscheint.
Oder weil du glaubst, jemand anders wird’s schon machen.
𝗦𝗲𝗶 𝗷𝗲𝗺𝗮𝗻𝗱, 𝗱𝗲𝗿 𝗵𝗮𝗻𝗱𝗲𝗹𝘁.“

So weit der Text, mit dem wir uns nun aber eingehender beschäftigen müssen, denn er beschreibt einerseits zutreffend, welche Dramatik durch die seit Jahren schlimmer werdende Notdienstkrise der Tiermedizin zwangsläufig immer wieder entstehen kann und muss, ist aber andererseits in vielerlei Hinsicht falsch, vorsätzlich polarisierend und wenig zielführend.

Meine Stammleser:innen sind über die Notdienstkrise gut informiert, weil ich diese schon vor vielen Jahren vorausgesagt und seitdem immer wieder zum Thema diverser Artikel gemacht habe. Für alle anderen nochmal eine Erklärung in aller Kürze. Diese Krise hat viele Ursachen, ist also ein multifaktorielles Geschehen. Im Zentrum steht aber eine ganz einfache Tatsache:

Wir haben inzwischen definitiv nicht mehr genug Leute, und zwar sowohl Tierärztinnen und Tierärzte als auch Tiermedizinische Fachangestellte, um die eigentlich für die Versorgung des Tierbestandes notwendigen Arbeitszeiten leisten zu können!

Das ist die Kernaussage, die sich jede und jeder einfach klar machen muss! Wir können darüber entsetzt sein (sind wir!), wir können heulen und mit den Zähnen klappern (tun wir!), wir können mit der Stirn gegen die Wand oder auf den Tisch schlagen (auch das!), es hilft alles nichts! Wir haben zu wenig Leute, wir schaffen es nicht mehr! Die Arbeitszeit einer bestimmten Anzahl von Leuten ist nun mal eine streng begrenzte Ressource, egal wie man es dreht und wendet. Das müssen wir im Zusammenhang mit dem Text der Kollegin jetzt einfach mal so stehen lassen, weil es dafür ganz sicher keine schnellen Lösungen geben wird.

Und ja, diese unbestreitbare Tatsache wird immer häufiger Patienten das Leben kosten, weil sie nicht rechtzeitig tiermedizinische Hilfe bekommen. Die Kollegin schildert ja genau so einen Fall, wo das gut hätte so ausgehen können. Das ist völlig realistisch dargestellt. Sowas passiert und wird in Zukunft immer öfter passieren!

Wo die Kollegin aber leider argumentativ völlig aus dem Gleis springt, das ist die Schuldzuweisung an alle anderen unter gleichzeitiger Beweihräucherung der eigenen Person, frei nach dem Motto „Ihr seid alle faul, verantwortungslos und sowieso Scheiße, seid doch lieber so toll wie ich!“. Noch abseitiger wird es, wenn sie die Ablehnung oder das Weiterverweisen des Falles auf Angst vor der Hunderasse zu reduzieren versucht.

Wie wir alle war die Kollegin in keiner der Praxen oder Kliniken dabei, als dort die Entscheidung getroffen wurde, den Patienten nicht anzunehmen, weiß also rein gar nichts über die Umstände, die zu dieser Entscheidung geführt haben. Ich habe 35 Jahre lang eine stetig wachsende Kleintierpraxis geführt und in dieser Zeit unzählige Notdienste geleistet. Ich kann mich an Dutzende Fälle erinnern, wo ich (ganz allein mit meiner Frau) mitten in der Nacht am OP-Tisch stand und in dem Wissen, dass wir mit diesem Fall noch so und so lang beschäftigt sein würden, andere Patienten relativ kurz angebunden abgewiesen habe, weil es einfach keine realistische Chance gab, diese angemessen zu versorgen. Man kann halt nicht den einen Patienten mit offenem Bauch vom OP-Tisch werfen, um einen anderen zu versorgen!

Es gibt im Medizinrecht den Begriff des Übernahmeverschuldens, geregelt in den Paragraphen 276, 280, 630a ff. des BGB. Übernahmeverschulden liegt vor, wenn eine Person eine Leistungspflicht übernimmt, obwohl sie nicht in der Lage ist, diese ordnungsgemäß zu erfüllen. Im medizinischen Kontext bedeutet dies, dass ein (Tier-)Arzt oder eine Klinik eine Behandlung annimmt oder durchführt, obwohl sie wissen (oder aufgrund von Fahrlässigkeit nicht wissen), dass sie dafür entweder nicht ausreichend qualifiziert bzw. ausgestattet oder umständehalber nicht in der Lage sind.

Vom abstrakten Gesetzestext zum realen Leben: Wenn ich gerade am OP-Tisch stehe und einem Patienten den Bauch geöffnet habe, um einen Darmverschluss zu beheben, und dann die Leute mit obigem Kangal mit Magendrehung anrufen, dann DARF ich den gar nicht annehmen, weil ich genau weiß, dass der Hund allenfalls in meinem Wartezimmer sterben wird, ich ihm aber überhaupt nicht helfen kann! Wenn ich mit meiner Frau als einziger Hilfe im OP stehe, kann ich dem Hund mit Magendrehung nicht mal die Notversorgung angedeihen lassen, die notwendig wäre, damit er den weiteren Weg in eine Einrichtung, die ihn operieren kann, überlebt. Und ich habe auch absolut nicht die Zeit oder Möglichkeit, die von der Kollegin so locker geforderte Organisation der Weiterleitung des Falles zu übernehmen.

Diese Notversorgung einer Magendrehung (Kurzdiagnostik, Röntgen, Venenzugänge legen, Infusion, Dekompression des aufgegasten Magens durch Punktion) wird oft als etwas beschrieben, was man von jeder Praxis verlangen kann, die fachlich oder ausstattungsmäßig nicht zur eigentlichen OP in der Lage ist. Aber selbst das ist als pauschale Aussage einfach falsch, und da kommen jetzt tatsächlich Größe und Rassegruppe des von der Kollegin beschriebenen Hundes ins Spiel. Es geht dabei in den seltensten Fällen um Angst. Ich kenne aber mehr als genug Kolleginnen und Kollegen, die aufgrund von Praxisstruktur oder Personalmangel den Notdienst völlig allein verrichten müssen. Steht eine Tierärztin mit 55 kg nun nachts oder am Wochenende in ihrer Praxis, kann sie sich natürlich sehr gut ausrechnen, dass sie einen höchstwahrscheinlich nicht kooperativen Herdenschutzhund mit 62 kg („riesengroß, wunderschön, voller Kraft“) schon mal sicher nicht geröntgt und wahrscheinlich auch nicht dekomprimiert bekommen wird. Und schon sind wir wieder beim Übernahmeverschulden! Eines ist nämlich sicher: Die Patientenbesitzer:innen, die sich über eine Fallabweisung furchtbar aufregen, sind die allerersten, die einen stante pede und dann tatsächlich zurecht verklagen, wenn man sie einbestellt, den Hund aber nicht auf der Stelle und nach allen Regeln der Kunst versorgen kann.

Dass der Kangal am Ende in der Praxis der Kollegin operiert und damit gerettet werden konnte, ist schön zu hören, aber eigentlich kein echter Anlass, sich selbst in dieser Form zu feiern. Eigentlich ist es ganz einfach: Die Praxis der Kollegin war halt die erste, die in diesem Moment über die Ressourcen verfügte, um den Hund überhaupt versorgen zu können. Es wären – und das weiß die Kollegin ganz genau – durchaus Umstände denkbar, unter denen sie selbst diesen Patienten nicht hätte annehmen können, ohne sich dem Vorwurf eines Übernahmeverschuldens auszusetzen.

Womit wir abschließend - und um noch was Konstruktives hinzuzufügen - bei einem wichtigen Punkt angekommen sind, nämlich bei der Verantwortung der Tierbesitzer:innen. Ich habe schon vor vielen Jahren dringend darauf hingewiesen, dass man als Halterin oder Halter einer zur Magendrehung neigenden Hunderasse in der Pflicht steht, sich vorab zu informieren, welche tiermedizinischen Einrichtungen in erreichbarer Nähe überhaupt dazu in der Lage sind, diesen so speziellen Notfall zu managen. Eine entsprechende Liste sollte im Handy gespeichert sein, und idealerweise kennen die Praxen oder Kliniken auf den ersten drei Plätzen dieser Liste Hund und Halter schon, weil man sich da mal vorgestellt hat. So eine gar nicht schwierig umzusetzende Vorgehensweise ist potenziell lebensrettend und in diesen Zeiten mit immer dünner werdender Notdienstversorgung wichtiger denn je.

Link: https://www.ralph-rueckert.de/blog/die-magendrehung-beim-hund-aus-sicht-des-besitzers/

Bleiben Sie mir gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

P.S.: Ja, bevor mir jetzt jemand schlau kommt und anmerkt, dass das auf dem Bild kein Kangal, sondern ein junger Akbash ist: Ich weiß! Ich hatte nur kein Foto eines Kangals in meinem Archiv.

© Ralph Rückert
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So wahr und toll beschrieben.Danke, dass ich es teilen darf.
27/07/2025

So wahr und toll beschrieben.

Danke, dass ich es teilen darf.

Wahre Worte, die nicht oft genug wiederholt werden können.Mein Kompliment
19/07/2025

Wahre Worte, die nicht oft genug wiederholt werden können.
Mein Kompliment

Nun denn ... ein Statement von unserer Seite

In jedem Fall hätten wir diese Probleme in weiteren Posts thematisiert, aber die Reaktionen unter dem gestrigen Beitrag haben uns veranlasst, das Thema direkt aufzugreifen.

Die französische Bulldogge ist - wie weitere brachyzephale Rassen - eine Qualzucht!
Daran gibt es nichts zu rütteln. Und auch, wenn man das mal in ganz schlimm oder weniger schlimm kategorisiert, bleibt unterm Strich das "schlimm".

Wir kennen keine gesunde französische Bulldogge - aber wir kennen viele Halter, die genau das von ihren Frenchies sagen. Nicht alle rassebedingten Schäden sind immer offensichtlich, bereits im jungen Alte relevant oder führen permanent zu Problemen und dennoch sind sie da.

Milka wurde gestern mehrfach für ihre Nase positiv erwähnt. Allerdings erfolgt dieser Vergleich in der Regel an schlechteren Beispielen. Der Umstand, dass ihre Nase nicht die Kürzeste und ihre Nasenlöcher nicht verschlossen sind, macht den Zustand doch nicht gut. Solche Aussagen werden häufig getroffen mit dem Zusatz "für einen Bully" - für einen Bully hat er/sie eine gute Nase ... für einen Bully schnarcht er/sie kaum.

Man kauft doch auch kein Auto mit Schäden, die der TÜV bemängeln würde und sagt sich "nun, im Vergleich zu einem Auto vom Schrottplatz ist es aber gut."

Es muss in allen Köpfen ankommen, dass Hunde dieser Rassen für ein krankes Schönheitsideal des Menschen leiden. Die Frage darf nicht sein, ob es für einen Bully vielleicht noch ganz okay ist ... die Erkenntnis muss sein, dass sie über Jahrzehnte zu gesundheitlichen Krüppeln gemacht wurden. Man darf sich nicht am schlechtesten Beispiel orientieren ... man muss den Vergleich zu wirklich gesunden Hunden ziehen.

Und bevor nun die ersten Finger zucken, weil sie schreiben wollen "aber der Schäferhund mit seiner Hüfte" oder "der Dackel ist auch viel zu lang und hat zu kurze Beine". Wissen wir, ist aber zum einen gerade nicht das Thema und ändert zum anderen vor allem nichts an der Einordnung der brachyzephalen Rassen. Weil ein Dackel zu lang ist, kann kein Frenchie besser atmen.

Milka ist nicht gesund und eine für einen Bully vielleicht gute Nase reicht nicht aus, um das zu denken. Sie hat rassetypische Baustellen, die bereits teuer waren und das auch wieder werden.

Um Hunden wie Milka ein möglichst beschwerdefreies Leben zu ermöglichen braucht man ein gutes finanzielles Polster und ein Auge dafür, wann die Qual zu groß wird. Das muss einem bewusst sein, wenn man sich für einen solchen Hund entscheidet.

Wir finden, dass wahre Bully-Liebe heißt, dass man sie nicht "züchtet" oder vom "Züchter" kauft. Bei allem Verständnis für den gut gemeinten Ansatz der Rückzüchtung ... wie viele Hunde sollen dann dafür auf der Strecke bleiben, um vielleicht zu verbessern, was über Jahrzehnte falsch gelaufen ist?

Und wir sind auch nicht grundsätzlich gegen seriöse Züchter - nur unsere Definition von seriös ist vielleicht eine andere. Bei einer seriösen Zucht sollte das Tierwohl und die physische und psychische Gesundheit der Tiere deutlich vor der Nachfrage auf dem Markt stehen.

Da wir bereits Anfragen für Milka und ihre Welpen erhalten haben, möchten wir noch einmal erwähnen, dass sie natürlich noch nicht in der Vermittlung sind. Wir führen auch keine Wartelisten. Hier und auf unserer Homepage werden wir bekannt geben, wenn wir mit Interessentengesprächen beginnen, um dann für alle Menschen zu finden, denen die Problematik bewusst ist und die sich deswegen oder auch trotzdem für einen Frenchie entscheiden.

Eine Situation, die schwer zu ertragen ist und die wir fast täglich erleben
30/05/2025

Eine Situation, die schwer zu ertragen ist und die wir fast täglich erleben

Nach einer urlaubsbedingten Pause geht es weiter. Das Leben ist kein Wunschkonzert! Oder doch?! Ich tue einfach mal so als ob: 🔟 Dinge, die ich mir für den Bereich der Tiermedizin wünsche. Nummer 8️⃣ Der empfundene Schmerz unserer Tiere darf nicht bagatellisiert werden nur weil er nicht verbal kommuniziert wird!

Immer wieder werden uns Tiere mit erheblichen gesundheitlichen Problemen vorgestellt, die teilweise eine lange Leidensgeschichte hinter sich haben. Klären wir nach entsprechender Diagnostik über diesen Zustand auf, reagieren viele Tierhalter:innen geschockt und fassungslos. Dabei sollte es doch auf der Hand liegen, dass Schmerzen beim Tier ebenso empfunden werden wie von uns Menschen! Der eklatante Unterschied besteht darin, dass die Kommunikation anders aussieht und im wesentlichen von der Feinfühligkeit der Tierhalter:innen abhängt. Viel zu viele Tierhalter:innen sind fest davon überzeugt, dass sie ihre Tiere so gut kennen, dass schmerzhafte Zustände nicht versäumt werden können. Die Realität sieht leider oftmals anders aus!
Häufig wird das Ausmaß erst bewusst, wenn der Schmerz durch die notwendige Behandlung abgestellt wurde und die daraus resultierende Verhaltensänderung des Tieres verdeutlicht, wie stark es gelitten haben muss. Dieses Leiden geschieht still. Was haben unsere Tiere auch für eine andere Möglichkeit?!
Im Bereich der Zahnmedizin erlebe ich diese Zustände als besonders gravierend: Zahnschmerzen mit denen wir nur noch wie ein Häufchen Elend in der Ecke sitzen würden, werden vom Tier ohne massive Veränderungen im Verhalten ertragen. Nur bei genauem Nachfragen wird dann doch klar, dass die Schmerzen teilweise schon Jahre anhalten und eben doch von außen ersichtlich gewesen sein müssen.
Wir müssen uns als Tierhalter:innen immer wieder aufs Neue sensibilisieren und kritisch hinterfragen. Denn wir sehen unsere vierbeinigen Familienmitglieder jeden Tag. Viele schmerzhafte Vorgänge geschehen schleichend und sind dementsprechend schwer zu erkennen geschweige denn zu orten. Wobei wir beim nächsten Punkt wären: Es ist unser Job als Tierärzt:innen auch nur dem leisesten Verdacht einer Schmerzhaftigkeit nachzugehen! Da wir Eure Tiere mindestens ein Mal jährlich im Rahmen eines Check Ups zu Gesicht bekommen, MUSS eine vollständige Untersuchung stattfinden. Wir müssen uns vor jeder Impfung einen Überblick über den Gesundheitszustandes des Tieres machen, um abzuwägen, ob einer Impfung nichts im Wege steht. Gebt Euch nicht mit einer halbherzigen Untersuchung oder gar einer Impfung ohne entsprechende Allgemeine und Eingehende Untersuchungen zufrieden!

Es ist nicht übertrieben jegliche (!) Verhaltensänderung als potentiell gesundheitliches Defizit anzusehen. Im Gegenteil: Immer dann, wenn Ihr als Tierhalter:innen Veränderungen bemerkt, ist es keine Option erstmal abzuwarten und zu schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Und lasst Euch nicht abbürsten, wenn Eure Sorgen nicht ernst genommen werden. Genau so entstehen qualvolle Jahre für unsere Tiere, weil wir Menschen verschiedene Zeichen verschlafen! Und was bleibt den Tieren auch anderes übrig als einfach weiterzumachen?!

Was bei Hund und Katze immer wieder passiert, passiert bei Heimtieren wie Kaninchen und Meerschweinchen ständig: Schmerzen werden von den Tierhalter:innen nicht oder viel zu spät wahrgenommen! Von der bewussten Wahrnehmung „hier stimmt was nicht“ bis zu dem Besuch in der Tierarztpraxis vergeht häufig noch weitere (wertvolle) Zeit!

Um Euch Tierhalter:innen etwas an die Hand zu geben, sind jegliche pain scales hilfreich! Sie sind dafür entwickelt, um frühzeitig Schmerzanzeichen zu erkennen und dementsprechend handeln zu können. Diese gibt es für Hund und Katze, aber auch für Kleinsäuger wie beispielsweise Kaninchen.
Entsprechende Links findet ihr unten 👇🏼

Sätze, die mich als Tierärztin auf die Palme bringen:
🚩 „Ja die Zähne sehen nicht gut aus, aber er frisst normal!“
🚩 „Ich würde ja wohl merken, wenn Bubi Schmerzen hat - ich kenne mein Tier!“
🚩 „Sie ist schon immer so komisch gelaufen, sie hat keine Schmerzen!“
🚩 „Ich bin kein Freund von Schmerzmitteln oder jeglicher Chemie!“
🚩 „Ich habe eine Tierkommunikatorin engagiert: Luna hat keine Schmerzen. Sie mag Tierarztbesuche einfach nicht.“
🚩 „Die Zähne sind ausgefallen, was soll da jetzt noch weh tun?!“
🚩 „Ja, er/sie ist halt alt geworden, da ändern sich die Gewohnheiten halt.“
🚩 „Was bringt es denn, wenn wir wissen, dass er Arthrose hat?! Ich möchte lieber keine Röntgenbilder machen lassen.“
🚩 „Lohnt sich das in dem Alter noch?!“
🚩 „Das hat meine Haustierärztin auch schon gesagt, aber ist ja klar…ihr wollt ja alle nur Geld verdienen!“
🚩 „Mit umgerechneten 70 Jahren würde ich auch nicht mehr in den Kofferraum springen.“
🚩 „Tiere können auch Zahnschmerzen haben?!“
🚩….

Der empfundene Schmerz unserer Tiere darf nicht bagatellisiert werden nur weil er nicht verbal kommuniziert wird! Bleibt wachsam und sensibel - Eure Tiere werden es Euch danken!

Eure Johanne Bernick

🐶http://www.isvra.org/PDF/SF-GCPS%20eng%20owner.pdf

🐱https://wsava.org/wp-content/uploads/2020/01/Feline-CMPS-SF.pdf

🐰https://nc3rs.org.uk/sites/default/files/documents/RbtGS%20Manual.pdf

Tollwut verändert unter anderem das Verhaltendie erkrankter Tiere und ist als Zoonose eine potentiel tödliche Gefahr für...
27/05/2025

Tollwut verändert unter anderem das Verhaltendie erkrankter Tiere und ist als Zoonose eine potentiel tödliche Gefahr für uns Menschen.

Deshalb sollten unsere Tiere geimpft sein.

21/04/2025
Es ist wichtig sich über das Ende des gemeinsamen Lebens Gedanken zu machen.
02/04/2025

Es ist wichtig sich über das Ende des gemeinsamen Lebens Gedanken zu machen.

Das Leben ist kein Wunschkonzert! Oder doch?! Ich tue einfach mal so als ob: 🔟 Dinge, die ich mir für den Bereich der Tiermedizin wünsche.
Nummer 3️⃣:

Der letzte gemeinsame Weg - Keine leichtfertige Entscheidung!

Die Einschläferung von unseren Haustieren bleibt das absolut schwierigste Thema für alle Halter:innen und auch für viele Tierärzt:innen.
Sich mehr oder weniger geplant von seinem engsten Vertrauten und Begleiter der letzten Jahre zu verabschieden, ist die größte Herausforderung.
Bewegen wir uns auf die Zielgerade zu und wissen ganz rational, dass die kommenden ein bis zwei Jahre sehr wahrscheinlich die letzten gemeinsamen sind, begleitet einen automatisch der Gedanke an den Abschied. Manchmal stehen wir jedoch auch ohne jegliche innerliche Vorbereitung an diesem
Punkt und es herrscht eine gewisse Eile, wenn der klinische Zustand des Tieres keinen Aufschub erlaubt.
Die Entscheidung für den richtigen Zeitpunkt ist höchst individuell und muss von allen Seiten kritisch betrachtet werden. Wenn wir Tierärzt:innen diesen finalen Rat aussprechen, dann tun wir das nur nach absolut genauer Abwägung und niemals leichtfertig! Wir wissen, wie es euch geht und versuchen maximal empathisch vorzugehen.
Für mich persönlich bleibt die Begleitung bei diesem letzten Weg dennoch etwas schönes. Denn sie bedeutet auch eine gewisse Erleichterung für unsere Patienten. Leider ist das Thema Tod in unserer Gesellschaft sehr negativ belegt, was den Umgang mit einer Entscheidung für den Tod enorm erschwert. Von vielen Halter:innen kommt der Satz „Ich fühle mich als ob ich Gott spielen würde!“. Nein, ihr spielt nicht Gott und dennoch ist diese Entscheidung maximal final. Ihr trefft diese Entscheidung nach genauer Abwägung mit eurer Tierärztin/eurem Tierarzt des Vertrauens. Genau genommen trefft ihr diese Entscheidung aus Liebe. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass die Entscheidung einer der größten Liebesbeweise ist, die man seinem
Tier gegenüber erbringen kann. Es ist eine selbstlose Entscheidung. Als Tierhalter:in stellt ihr eure eigenen Gefühle in den Hintergrund und versucht die richtige Entscheidung für euer Tier zu treffen. Wenn es nach uns Tierhalter:innen geht, dann würden unsere Tiere nie sterben. Ein klares Signal, welches die als Art Anmeldung eines Todeswunsches interpretiert werden kann, gibt es meistens nicht. Und wenn doch, dann bedeutet es häufig schon ein zu langes Warten. Die Abwägung wann genau der richtige Moment erreicht ist, ist wie gesagt alles andere als leicht. Was jedoch sehr viel schwerer ist, ist es diesen Zeitpunkt zu überschreiten und sich dies im Nachgang eingestehen zu müssen. Denn warten wir zu lange, muten wir dem Tier somit vermeidbares Leid zu. Der berühmte Satz von Shakespeare „Lieber drei Stunden zu früh als nur eine Minute zu spät.“ muss für diesen Fall ausgeweitet werden zu: „Lieber einen Tag, eine Woche oder einen Monat zu früh als nur eine Minute zu spät.“.
Dramatisch und auch traumatisierend wird es für euch, eure Tiere und auch uns, wenn ihr diese Regel nicht befolgt. Wenn die letzten Minuten nach einem glücklichen Leben purer Stress und Panik beinhalten.
Unser Ziel ist es ein schönes Leben auch schön und vor allem würdevoll abzuschließen. In ruhiger Atmosphäre und ohne einen vorangegangenen Tod auf Raten. Dass eurer Tier zu Hause die Augen schließt und friedlich einschläft bleibt eine weit verbreitete Hoffnung, die jedoch sehr viel häufiger als angenommen mit langanhaltenden Schmerzen einhergeht und eben nichts mit einem würdevollen Tod zu tun hat.
Ich weiß ich wiederhole mich, aber es ist mir wirklich wichtig: Lieber einen Tag, eine Woche oder einen Monat zu früh als nur eine Minute zu spät!

Eure Johanne Bernick

Der Kollege bringt es wieder auf den Punkt
19/01/2025

Der Kollege bringt es wieder auf den Punkt

Notdienst: Es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst, die keiner kann…

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Um den Jahreswechsel herum wurde im Saarland durch die Medien verbreitet, dass die dortige Landestierärztekammer ein neues Notdienstkonzept startet. Tierbesitzer:innen, die tiermedizinische Notversorgung suchen, können eine für das ganze Bundesland geltende, zentrale Notrufnummer wählen und werden dann automatisch an die in ihrer Region diensthabende Praxis durchgestellt.

Unter der entsprechenden Meldung einer Nachrichtenseite auf Facebook hatten sich hunderte Kommentare angesammelt. Ich habe mir die Mühe gemacht, alle durchzulesen, um ein Stimmungsbild zu gewinnen. Ich bin zwar als Praktiker seit dem Jahreswechsel im Ruhestand, aber als Vorstandsmitglied der Landestierärztekammer Baden-Württemberg nach wie vor sehr an diesem uns allen unter den Nägeln brennenden Problem interessiert.

Rekapitulieren wir doch am besten zum Einstieg nochmal die aktuelle Situation: Die Tiermedizin leidet – wie viele andere Branchen – unter einem akuten Fachkräftemangel, und zwar sowohl bezüglich praktizierender Tiermediziner:innen als auch bezüglich Tiermedizinischer Fachangestellter. Dazu kommen ein starker und gefühlt immer noch weiter zunehmender Trend zur Teilzeitarbeit und von Seiten des Staates ein verstärktes Bemühen, geltende Arbeitszeitgesetze mittels engmaschiger Kontrollen und drastischer Bußgelder durchzusetzen. Etwa die Hälfte der deutschen Tierkliniken musste unter diesen Umständen inzwischen die 24/7-Dienstbereitschaft aufgeben. Wo wir vor zehn Jahren unter Selbstausbeutung der Inhaber:innen, unter bis ans Limit gehender Ausnützung der Angestellten und unter weitgehender Verletzung von Arbeitszeitgesetzen noch 100 Prozent der zur Versorgung des Kleintierbestandes nötigen Arbeitsstunden (inklusive Notdienst) abdecken konnten, kommen wir jetzt (natürlich mit deutlichen regionalen Unterschieden) gerade noch auf geschätzt 60 oder 70 Prozent. Diese Lücke ist einfach eine Tatsache und kann nicht kurzfristig geschlossen werden.

Unter diesen Grundvoraussetzungen stehen wir bundesweit inzwischen vor einem Flickenteppich von Regionen, in denen das mit dem Notdienst noch irgendwie halbwegs vernünftig funktioniert, und anderen, in denen das System völlig zusammengebrochen ist. Die per Gesetz für die Organisation des Notdienstes zuständigen Landestierärztekammern suchen händeringend nach Konzepten, mit denen man die eigentlich unmögliche Quadratur des Kreises hinbekommen könnte. Eines dieser Konzepte, das auch schon in zwei anderen Bundesländern so eingeführt wurde, ist das, was nun im Saarland in Kraft getreten ist.

Wie sehen nun die Kommentare von betroffenen Tierbesitzer:innen unter dieser Meldung aus? Sind sie dankbar, dass eine solche Regelung gefunden wurde? Ja, vereinzelt finden sich Kommentare, in denen tatsächlich Dankbarkeit zum Ausdruck kommt. Aber nur vereinzelt! Gefühlt ein Drittel der Diskussionsbeiträge beschäftigt sich erbittert mit der Tatsache, dass die eingerichtete Notrufnummer kostenpflichtig ist und bezeichnet das als Abzocke und Geldmacherei. Dabei geht es – nur um das gleich klarzustellen – um sage und schreibe 14 Cent pro Minute, bei einem Fünf-Minuten-Anruf also um die bestürzende Summe von 70 Cent. Man kann wirklich nur noch den Kopf schütteln!

Viele Kommentare beklagen, dass man – Gott bewahre - durch diese Regelung an eine Praxis verwiesen werden könnte, die man aufgrund schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit auf gar keinen Fall aufsuchen möchte. Die verwegene Vorstellung, dass man im echten Notfall noch so richtig schön wählerisch sein könnte, spricht dafür, dass das Saarland im bundesweiten Vergleich noch immer ganz gut dasteht. Das würden viele Leute in den östlichen Bundesländern, die teilweise froh sein können, wenn sie im Umkreis von einer Stunde Fahrzeit überhaupt eine offene Praxis finden und wenn sie nicht mehr als zwei Stunden bis zur nächsten Klinik brauchen, sicher ganz anders sehen.

Ebenso viele Diskussionsteilnehmer:innen klagen ganz allgemein, dass das alles ja eigentlich unzumutbar wäre, dass es nur noch ums Geld ginge, dass es unter den Tierärzt:innen keine mehr geben würde, die ihren Beruf aus Tierliebe ausüben würden und dass das mit dem Notdienst doch früher auch kein Problem gewesen wäre. Tja! Tempora mutantur, nos et mutamur in illis, die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen! Wie in der Einleitung erläutert: Die Zustände von vor 10 oder 15 Jahren können halt auf gar keinen Fall mit den heutigen verglichen werden, weil die Bedingungen sich grundlegend verändert haben. Ich kann mich noch gut erinnern, wie es hier in unserem Notdienstkreis vor über 25 Jahren erbitterten Streit mit der lokalen Klinik gab, weil deren Inhaber auch in der Zeitung stehen haben wollte, dass seine Klinik am Wochenende pauschal dienstbereit wäre. Das haben die den Notdienst wahrnehmenden Praxen als unerträgliches Konkurrenzverhalten gesehen. Heute würden sich alle vor Dankbarkeit überschlagen und sich ein Loch in den Bauch freuen, wenn eine Klinik sich um mehr Notdienstpatienten bemühen würde.

Zur ad nauseam beschworenen Tierliebe, beschworen natürlich immer in dem Zusammenhang, dass uns diese Tierliebe dazu bewegen müsste, grundsätzlich jederzeit im Dienst zu sein und dafür möglichst wenig, am besten gar keine Gebühren zu erheben: Allgemein kenne ich nur ganz, ganz wenige Kolleginnen und Kollegen, die kein liebevolles Verhältnis zu Tieren haben. Es gibt welche, aber die sind so extrem selten, dass man nicht weit daneben liegt, wenn man einfach pauschal behauptet, dass alle Tierärztinnen und Tierärzte tierlieb sind. So gut wie niemand ergreift dieses extrem harte und schwierige Studium, ohne eine besondere Beziehung zu Tieren zu haben. Wer aber tatsächlich glaubt, dass wir Boomer-Praxisinhaber in dieser Vergangenheit, der so viele nachtrauern, ständigen Notdienst zu viel zu billigen Gebühren nur aus reiner Tierliebe angeboten haben, ist echt mit dem Klammerbeutel gepudert. Tierliebe und Betriebswirtschaft sind einfach zwei Paar Stiefel! Die Konkurrenzsituation war damals so erbarmungslos hart, dass der finanzielle Effekt von Notdienst-Wochenenden wirtschaftlich überlebenswichtig sein konnte. Bei der jährlichen Verteilung der Dienste haben alle eifersüchtig darauf geachtet, dass da keine Praxis mehr abbekam als die anderen. Und im Notdienst waren viele nur deshalb auffällig billig, weil sie sich Hoffnungen gemacht haben, dadurch anderen Praxen die Kunden abspenstig machen zu können. Der Preis für dieses (damals notwendige) Verhalten mit regelmäßig 70 bis 100 Wochenarbeitsstunden war hoch und hat viele von uns in die Psychiatrie, ins Pflegeheim oder ins frühe Grab gebracht. Bitte, bitte, hört doch endlich mal auf, Euch Illusionen zu machen! Diese Zeiten kommen nicht wieder, das garantiere ich!

Auch die Notlösungen, die die verschiedenen Landestierärztekammern nun diskutieren, anstreben oder einführen, gehen wieder voll zu Lasten der Praxisinhaber:innen. Ist ja logisch: Wir haben so und so viele, aber sicher zu wenig Angestellte. Was diese an Arbeitsleistung erbringen können, ist gesetzlich präzise festgelegt und ebenfalls zu wenig. Egal, was eine Kammer beschließt, es muss immer darauf hinauslaufen, dass die von keinem Gesetz vor von oben verordneter Selbstausbeutung geschützten Inhaber:innen diese Lücke füllen müssen. Hier in Baden-Württemberg hat das mit den regional selbstorganisierten Notdiensten bisher noch halbwegs gut funktioniert. Nun werden aber erste Stimmen laut, die eine zentralistische Lösung wie die im Saarland oder in Schleswig-Holstein favorisieren.

Ich bin damit nicht wirklich glücklich, weil solche übergestülpten Lösungen ganz klare Einbußen an Flexibilität mit sich bringen und zudem an Bundesland-Grenzen (wie hier in Ulm / Neu-Ulm) zu wirklich krassen Ungerechtigkeiten in der Notdienstverteilung führen können. Wenn ich aber die Kommentare der saarländischen Tierbesitzer:innen lese, dann kann ich daraus immerhin eine wichtige Erkenntnis ziehen: Bei der nun auch hier in BW fälligen Diskussion müssen wir uns überhaupt keine Gedanken darüber machen, wie die diversen Konzepte bei den Tierhalter:innen ankommen werden. Egal, wie der am Ende eingeschlagene Weg aussehen mag: Mit großer Dankbarkeit für unsere Verrenkungen ist allemal nicht zu rechnen, ganz im Gegenteil. Also können wir ruhig auch gleich das beschließen, was uns als Berufsstand am besten in den Kram passt. Prügel bekommen wir so oder so!

Und wenn Sie da jetzt meinen, eine gewisse Verbitterung über die grenzenlose Naivität und die völlig aus dem Ruder laufende Anspruchshaltung bestimmter Tierhalter:innen herauslesen zu können, dann liegen Sie damit völlig richtig. Ich habe in den letzten Jahren das immer mehr zunehmende Gefühl, dass wir das Zeitalter der Vernunft verlassen haben, dass jeder nur noch seine Interessen sieht und sich sofort schreiend und um sich schlagend auf den Boden wirft, wenn seine Wünsche nicht erfüllt werden.

Bleiben Sie mir gewogen, bis bald, Ihr
Ralph Rückert

© Ralph Rückert
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