28/08/2025
Alltag im Bestattungshaus – Ein Arm voller Sonnenblumen
Mit einem Arm voller Sonnenblumen verlassen wir das Haus, in dem wir nun ein paar Mal zu Gast waren.
Vor einigen Wochen ist hier U. gestorben. Landwirt durch und durch. Mitten in der Johannisbeer-Zeit ist sein letzter Atemzug verklungen. Seine Familie hat ihn nicht aus den Augen gelassen. Ihn begleitet – vor, im und nach dem Tod. Kinder und Enkel:innen haben einen sonnigen Nachmittag damit verbracht, den Sarg zu gestalten. Kunstwerke rundum.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau haben sie ihn in den Sarg gebettet. Und dann war klar: Wir drehen noch eine Runde mit ihm durch den Garten. Entlang an den Reihen von Johannisbeer-Büschen, die voll hingen, weil niemand die Zeit hatte, sie abzuernten. Vorbei am Planschbecken, in dem die Enkel:innen sich mittags abgekühlt haben, nachdem sie den Opa bis zum Auto gebracht haben.
Noch schnell einen Johannisbeer-Zweig abgeschnitten und mit in den Sarg gelegt. Zusammen mit vielen anderen Begleitern, die ihn behüten sollten, als er seinen Garten das allerletzte Mal verlassen hat.
Im Abschlussgespräch nach der Beisetzung sind wir alle noch tief bewegt.
Die Familie davon, was alles möglich war und dass wir sie in dem, was ihnen selbst wichtig war, unterstützt haben. Uns berührt, dass der Tod mitten im Familienwohnzimmer zuhause ist. Dass Enkel:innen, Kinder, Ehefrau selbstbewusst und zutiefst verbunden miteinander damit umgehen und auch den Kleinsten Rede und Antwort stehen.
In solchen Momenten mit dabei sein zu dürfen, ein Stück mitgehen zu dürfen. Was für ein Geschenk. Und zum Abschied ein Arm voller Sonnenblumen.