13/04/2021
Kennt ihr diese guten alten Steinschleudern?
Ein Stück Holz, ein Gummiband und wir hatten ein paar Stunden Spaß.
Die Zeit vor dem Steinschleuder spielen war oft herausfordernd, da das perfekt geformte Holz- oder Aststück gefunden werden musste. Ein V- förmiges oberes Teil und ein etwas dickeres Teil am unteren Ende für den Griff musste her. Oft dauerte es frustrierend lang, bis etwas geeignetes gefunden wurde. War das Gummiband schließlich so befestigt, dass sich nicht ständig ein Ende beim stramm ziehen löste, konnte es losgehen.
Wir sind meist mit leeren Joghurt Bechern ausgestattet, die wir heimlich an Mama vorbeimoggeln mussten, da „Steinschleuder spielen“ wegen der Verletzungsgefahr streng verboten war, in den Wald gezogen. Dort wurden die Becher auf einer alten Mauer oder einem Baumstumpf in einer Reihe aufgestellt. Der offiziell festgelegte Abstand zum Becher wurde mit einer Linie im Boden markiert. Wir hatten die 3er Regel. Jeder durfte dreimal schießen. Manche von uns hatten sogar immer die gleichen Steine mit der festen Überzeugung, dass sie durch die Form und das Gewicht, am besten fliegen würden.
Diese „Lass uns Steinschleuder Spielen Events“ haben uns oft einen ganzen Vormittag oder mehrere Tage beschäftigt. Bis jeder eine gute Steinschleuder hatte, ist zwischendurch oft der Frust hochgekommen oder wir hatten einfach keine Lust mehr wegen der nicht garantieren Gewissheit etwas Passendes zu finden. Das Abschießen der Joghurt Becher war zugegebenermaßen jetzt auch nichts, was unserem Hirn genügend Futter bot, um nicht zwischendurch öde Langeweile zu verspüren.
Und da saß man nun im Wald und wusste nicht was als nächstes passiert und wie man seine Zeit verbringen soll.
Wir hatten nichts anderes zu tun und wir hatten Zeit. Wir hatten Langeweile. In dem Moment jedoch wo dieses Gefühl der Langeweile oder der Ungewissheit, was als Nächstes gespielt wird, unerträglich wurde, hatte jemand eine neue Idee und es fing wieder von vorne an: Rumsitzen. Idee. Loslegen.
Während ich das schreibe, komme ich mir vor, als wäre ich 130 Jahre alt. Doch ja, ich gehöre wirklich zu einer Generation, die als Kinder noch stundenlang allein draußen spielen konnte. Wir wurden nicht bespaßt und ständig betreut. Die Erwachsenen hatten zu tun und wir mussten raus zum spielen. Was ein Glück!
Dieses Foto wurde vor ein paar Wochen aufgenommen und hat mich in meine Kindheitserinnerungen zurück geschleudert. Es hat mich an diese Zeit erinnert, wo wir oft halt nicht wussten, was als Nächstes passiert.
Wir saßen rum und haben uns gelangweilt.
Aus purer Langeweile haben sich Ideen entwickelt und wir haben gespielt. So funktioniert es, jahrelang.
In dieser Erinnerung sind wir happy und entspannt.
Denn irgendwie wussten wir:
Bald haben wir wieder eine neue geile Idee und wir fangen an zu spielen.
Ich weiß nicht, ob euch diese Kindheitserinnerung auch etwas durch die jetzige Zeit helfen kann, aber ich bin bereit für eine neue Runde spielen.