
21/05/2025
Ein super Beitrag über „Neonatale Isoerythrolyse“ beim Fohlen
‼️ Neonatale Isoerythrolyse ‼️
Es betrifft etwa 1-2% der Fohlen: eine Unverträglichkeit der Muttermilch. Bedingt wird sie durch eine Antikörperbildung der Mutterstute gegen die roten Blutkörperchen ihres Fohlens, welches die Antikörper wiederum mit dem Kolostrum aufnimmt. In der Folge kommt es zu einem Abbau der roten Blutkörperchen des Fohlens, da das eigene Immunsystem sie als fremd markiert.
❓Wie kommt es zur Bildung der Antikörper bei der Mutterstute?
Grundvoraussetzung ist eine Inkompatibilität der Blutgruppen der Elterntiere, sowie in der Regel mindestens eine vorausgegangene Trächtigkeit, da erst über mehrmalige Stimulation eine Antikörperbildung stattfindet, es tritt aber in seltenen Fällen auch bei der Erstgeburt auf. Gegen Ende der Trächtigkeit (oder unter Geburt)kann es zu kleinen Blutungen in der Plazenta kommen, wodurch rote Blutkörperchen des Fohlens in den Kreislauf der Mutterstute gelangen, die ihr Immunsystem als fremd erkennt und daher Antikörper bildet, die wiederum mit dem Kolostrum abgegeben werden. Weitere (seltenere) Optionen sind, dass die Mutter zufällig Bluttransfusionen bekommen hat, die die gleiche Blutgruppe wie das Fohlen aufweisen, oder eine Deckverletzung beim Natursprung, wodurch es zum Übertritt von roten Blutkörperchen des Hengstes in der Kreislauf der Stute kommt.
❓Wann treten die Symptome beim Fohlen auf?
In der Regel in den ersten 1-2 Lebenstagen, es gibt aber eine Spätform, in der es in den folgenden 2-3 Tagen auftritt.
❓Welche Symptome treten auf?
Die Fohlen zeigen meist eine erhöhte Puls- und Atemfrequenz, kürzere Saugperioden durch gestörtes Allgemeinbefinden, teilweise Störungen des zentralen Nervensystems, Anämie (im Blutbild), gelbliche Verfärbung der Schleimhäute (Auge, sowie Maul), sowie manchmal eine erhöhte Temperatur durch den Stress.
❓Wie wird es behandelt?
Sollte die Erkrankung am ersten Tag bemerkt werden, muss das Fohlen sofort von der Mutter getrennt werden, damit es kein weiteres Kolostrum aufnimmt, solange seine Darmschranke offen ist. Die Mutterstute muss alle 2 Stunden gemolken werden, damit sie trotzdem weiter genug Milch bildet, das Fohlen muss in dieser Zeit mit Ersatzmilch gefüttert werden. Sobald die Darmschranke geschlossen ist (nach ca. 3 Tagen) kann das Fohlen wieder ganz normal bei der Stute saugen.
Es sollte ein Blutbild des Fohlens erstellt werden, um das Ausmaß der Erkrankung festzustellen, vor allem der Hämatokrit (also die anteilige Menge an Erythrozyten) muss ermittelt werden.
Das Fohlen benötigt ab einem gewissen Wert des Hämatokrits eine Vollblut-Transfusion, da es ansonsten seine Sauerstoffversorgung des Organismus nicht aufrecht erhalten kann und es zur massivem Schädigung von Organen (v.a. der Leber) kommt. Meist benötigt es zusätzlich Infusionen für den Kreislauf und die Glucose-Versorgung. Unter Praxisbedingungen eignen sich als Blutspender am besten Wallache oder Maidenstuten, wobei vor der Übertragung ein Kreuztest zwischen Fohlen und Spender durchgeführt werden sollte.
Die Fohlen haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Sekundärkomplikationen (wie z.B. eine Sepsis) und sollten gut kontrolliert werden auf ein gestörtes Allgemeinbefinden oder eine erhöhte Temperatur.
Achtung: Stuten, die einmal ein Fohlen mit neonataler Isoerythrolyse hatten, sind hochgefährdet, dass dies wieder auftritt. Man kann kurz vor der Geburt einen Bluttest durchführen lassen oder nach der Geburt das Kolostrum testen, dies ist jedoch mit einem gewissen Aufwand verbunden und sollte dringend rechtzeitig mit dem betreuenden Tierarzt besprochen werden!