22/02/2025
Ich bin das Bergmannskind!
Geboren im Pott, in meinen Venen fließt Kohle und Stahl.
Ich bin das Bergmannskind. Aufgewachsen in einer Siedlung in der zählte, wer Du bist, was Du kannst - nicht woher Du kommst.
Ich bin das Bergmannskind, aufgwachsen mit Kohleofen im Wohnzimmer, auf dem friedlich ein "Bered Tey" - eine Kanne grüner Tee mit Minze blubberte.
Ich bin das Bergmannskind, das schon früh die rissigen, blutigen Hände meines Vaters gesehen hatte, in die sich die Kohle hineingefressen hatte. Rauh und rissig von der Arbeit, dem Staub, der Mühe. Wenn ich ihn frug, tat er es ab- es sei nicht so schlimm und er malte mir ein Bild.
Ich bin das Bergmannskind, dessen Vater "Unter Tage" arbeitete, während das Leben der Mehrheit bei Licht stattfand.
Ich bin das Bergmannskind, das sich freute wenn der Kohlelaster kam und neue Kohle brachte und gespannt aus dem Fenster schaute, auch wenn das bedeutete, dass Baba sie nach der Frühschicht auch noch wegschippen musste.
Ich bin das Bergmannskind, das- als es älter wurde - auch mal die kalte Asche rausbringen durfte. Aber nur in die Aschetonne.
Ich bin das STOLZE Bergmannskind!
Nun aber bin ich das Bergmannskind, das kein Bergmannskind mehr sein soll. Ich habe einen Migrationshintergrund. Man findet Begriffe für mich und für all die anderes Bergmannskinder, Stahlkinder, Automobilkinder, Gastronomiekinder, Bauarbeiterkinder. Für jeden, der in seiner Geschichte den Weg nach Deutschland gegangen ist, um zu arbeiten, dem Land was Gutes zu tun.
Wir lieben dieses Land, wir helfen es zu tragen, zu stärken. Und dennoch gibt es Menschen in der Gesellschaft, die in uns nur die kalte Asche einer vergangenen Zeit sehen, einer in ihren Augen verglühten Zeit... und die soll nun rausgebracht werden.
Ich möchte an dieser Stelle meinen Eltern danken, die in den 70ern ihre Heimat verlassen haben und mir und meinen Geschwistern eine neue geschaffen haben. Danke für jede Mühe die ihr hattet und jeden Hohn, den ihr ertragen musstet. Ich liebe euch unendlich 🤍