27/08/2025
Kaum etwas hat mich so beeindruckt
wie die Beschreibung des menschlichen BEWUSSTSEINS im kaschmirischen Shivaismus, nach der wir alle drei Arten von Schleier („Mala“) unterliegen, die uns in unserer Freiheit einschränken.
🧿 Āṇava Mala आणवमल - die Ur-Erfahrung von Getrenntheit, Kleinheit und Unvollkommenheit. Wir werden in der doch sehr begrenzten Form des menschlichen Körpers geboren und erleben uns in unserer Unvollkommenheit. „Ich bin nicht gut genug“, „nicht schlank genug“, „nicht schlau genug“ etc.
🧿 Māyīya Mala मायीयमल - die „Illusion der Differenzierung“. Hier wird die Wahrnehmung verzerrt, dass es eine Vielzahl von Objekten, Wesen und Welten gibt. „Ich“ und „die anderen“, Subjekt und Objekt, innen und außen - getrennt voneinander.
🧿 Kārma Mala कर्ममल - die „Bindung durch Handlung“. Wir verknüpfen uns mit den Folgen unserer Handlungen (Karma), was zu Freude oder Leid, aber auf jeden Fall zu Verstrickungen führt und nach tantrischer Ansicht damit zu Wiedergeburt.
Die drei Malas erzeugen die Erfahrung der individuellen Begrenzung, die uns als Menschen in der Welt der Dualität gefangen hält.
Die tantrische Lösung des Mala-Dilemmas lautet:
🧿 Ich bin vollkommen. So wie ich bin, bin ich gemeint. Es gibt nicht, dass an mir verändert werden muss. Stichwort: „Schneller, höher, weiter“
🧿 Wir sind alle miteinander verbunden in diesem Leben. Wie die einzelnen Eisberge mit ihren Spitzen aus dem Wasser ragen, sind sie doch in der Tiefe miteinander Eins.
🧿 Das Leben lebt sich durch mich und entsteht durch mein Zutun. Das Anhaften daran lässt erst Leid und Freude entstehen. Entsteht Freude, leiden wir, wenn diese wieder vergeht.
Nun sind wir alle Menschen mit diesen Bewusstseinstrübungen.
Doch in schwierigen Momenten helfen mir die drei Malas bzw. ihre Lösungen dabei, nicht allzu sehr am Leben zu leiden und mich selbst als Teil eines großen Ganzen zu verstehen.🧡