
10/05/2025
Wunderschön geschrieben lieber Veit!
Am Freitag ist Margot Friedländer im Alter von 103 Jahren gestorben.
Ich hatte die große Ehre, sie kurz vor ihrem 100. Geburtstag interviewen zu dürfen.
Damals wollte sie gern noch ihren 100. erleben und sich langsam zurückziehen. Doch in diesen knapp 4 Jahren war sie tatsächlich noch einmal unermüdlich als leise und dennoch so mächtig warnende Stimme in Deutschland unterwegs.
Ich habe selten einen Menschen getroffen, der so viel Anstand, Würde, Bescheidenheit und Liebe in sich vereinte.
Ich bin nicht traurig, dass Margot von uns gegangen ist. Ich glaube, sie hatte ein wirklich erfülltes Leben. Ich bin traurig, weil ich für sie gewünscht hätte, dass sie als Holocaust-Überlebende in den letzten Jahren ihres Lebens mehr Verstehen, mehr Lernen, mehr Heilung in Deutschland erlebt hätte. Ich bin traurig, weil wir als Gesellschaft viel zu wenig auf diese weisen und immer seltener werdenden Lichtgestalten hören.
In meiner Arbeit spreche ich häufig darüber, dass wir nicht hier sind, um zu bekommen, sondern um uns zu verschenken.
Margot ist in hohem Alter bewusst nach Deutschland zurückgekehrt und hat sich komplett an uns alle verschenkt. Möge ihre Botschaft bei ganz, ganz vielen von uns auf fruchtbaren Boden gefallen sein.
Liebe Margot Friedländer, ich verbeuge mich vor deinem Leben und wünsche dir eine gute Weiterreise.
Still.
Nachdenklich.
Veit
andrea