
25/08/2025
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Augen auf bitte
Wenn Coaching-Manipulation den schamanischen Weg vergiftet.
Ja, ich weiß - es sind in letzter Zeit einige kritische Artikel von mir erschienen. Aber dieser hier musste einfach noch sein. In diesem ganzen Coaching-Boom nehme ich einmal öffentlich Stellung dazu, was mit unserer heiligen Arbeit geschieht. Die Geschichten häufen sich, die Übergriffe werden dreister, das Schweigen dazu immer unerträglicher.
Weitere Gedanken dazu findest du in der Gruppe "Medicina Shamanica".
Mir geht es darum dir ein paar Hinweise zu geben, zu unterscheiden lernen.
Das Gift im Heiligen
Als Älteste beobachte ich mit wachsender Sorge, wie die räuberischen Methoden der modernen Coaching-Industrie nun auch den heiligen Raum der schamanischen Arbeit infiltrieren. Was einst ein Pfad der Ehrfurcht, der geduldigen Begleitung und des tiefen Respekts vor dem eigenen Heilungsrhythmus war, wird zunehmend zur Verkaufsbühne für emotionale Manipulation und finanzielle Ausbeutung.
Die Geschichte einer meiner Klientinnen ist kein Einzelfall – sie ist Symptom einer systematischen Perversion dessen, was schamanische Heilung eigentlich bedeutet. Ein Arzt, der nun schamanisch "coacht" und nach 50 Minuten eines "kostenlosen" Erstgesprächs 9.000 Euro fordert für ein erstes Coachingangebot, mit dem Hinweis - am besten gleich zu überweisen und nicht darüber nachzudenken, und sofort nach dem Gespräch eine What´sApp mit der Kontoverbindung hinterherschießt - mit dem nochmaligen Hinweis der Sofortüberweisung - um sich selbst nicht zu sabotieren, hat den Kern dessen verloren, was echte schamanische Praxis ausmacht: Die demütige Haltung gegenüber den Mysterien der Heilung und die unbedingte Achtung vor der Selbstbestimmung des Hilfesuchenden.
Die Mechanismen der Manipulation sind vielfältig. Schauen wir uns nun diese hier an.
Das Drängen zur sofortigen Entscheidung – "am besten gleich das Geld überweisen, damit sich keine Bedenken breitmachen können" – ist eine klassische Manipulationstechnik aus dem aggressiven Verkauf. Sie missbraucht die Verletzlichkeit des Heilungssuchenden und pervertiert die schamanische Lehre vom "richtigen Moment" in ihr Gegenteil.
In der schamanischen Tradition, die ich noch erfuhr, kennen wir das Konzept der rechten Zeit. Hier üben spirituelle Heiler und Lehrer keinen Druck aus, sondern sie schaffen Raum für innere Klarheit. Mein Lehrer Juan Epipayu betonte: Ein spiritueller Krieger handelt aus innerer Klarheit, niemals aus Angst oder Druck.
Besonders perfide ist die Umdeutung gesunder Skepsis als "Selbstsabotage". Diese Technik kehrt die natürliche Vorsicht des Menschen gegen ihn selbst. Hier wirkt eine klassische Projektionsumkehr: Die eigene manipulative Absicht wird dem Klienten als innerer Widerstand angelastet.
Aus schamanischer Sicht ist dies ein Frevel gegen die Grundprinzipien des Weges. Der innere Dialog, dieses Geschwätz im Gehirn, das ständige Bewerten und Zweifeln, sollte zwar so gut wie möglich überwunden werden – aber niemals durch äußeren Zwang, sondern durch innere Disziplin und Praxis.
Menschen, die Heilung suchen, befinden sich oft in einem Zustand emotionaler Verwundbarkeit. Ihr Selbstwertgefühl ist erschüttert, ihre Urteilskraft getrübt von Schmerz und Sehnsucht. Genau diese Verwundung wird im Coachingbereich als Einfallstor genutzt.
Die Technik des "Love Bombing" – das intensive Abholen und Verstehen in den ersten Minuten – aktiviert das Bindungssystem des Klienten. Gleichzeitig wird durch die plötzliche Wendung zur Verkaufskeule ein Bruch erzeugt, der das bereits geschwächte Selbst weiter destabilisiert und man noch unsicherer wird, was zu Tun ist.
In einer Heiler-Klienten-Beziehung herrscht ein asymmetrisches Machtverhältnis, das vom Heiler mit größter Verantwortung getragen werden muss. Diese Asymmetrie zu missbrauchen ist nicht nur unethisch – es ist eine Form seelischer Vergewaltigung.
Ein Schamane im traditionellem Sinne versteht sich als Diener der Heilung, nicht als deren Verkäufer. Er weiß, dass Heilung ein Mysterium ist, das sich nicht erzwingen lässt – schon gar nicht mit Geld.
Traditionelle schamanische HeilerInnen sollten niemals Schülern oder Klienten hinterherrennen, niemals drängen, niemals Angst erzeugen - das wurde mir in 16 Jahren Lernen vermittelt.
Ein Heiler, der seine Klienten unter Druck setzt, handelt aus persönlicher Schwäche, aus dem Mangel an echter schamanischer Kraft.
Denn wahre schamanische Kraft ihr Lieben zeigt sich in der Fähigkeit zu warten, zu vertrauen, loszulassen. Sie manifestiert sich nie in Druck oder Manipulation.
Denn die freie Wahl heilig. Wähle deinen Pfad ohne Zwang sondern aus deiner inneren Erkenntnis heraus. Ein "Schamane", der diese Wahlfreiheit durch Manipulation beschneidet, hat den Weg bereits verlassen.
Einst wurde ich gelehrt, dass jeder Mensch ein souveränes Wesen ist, das seinen eigenen Heilungsweg gehen muss. Unsere Aufgabe ist es nicht, zu überzeugen oder zu drängen, sondern da zu sein, wenn Hilfe gebraucht wird.
Wenn ein Schüler oder Klient sich entscheidet zu gehen – selbst mitten in einer Ausbildung – dann respektiere ich diese Wahl. Ich renne nicht hinterher, frage nicht nach, versuche nicht zum Bleiben zu bewegen.
Das bedeutet nicht Gleichgültigkeit, sondern es ist tiefer Respekt vor der Weisheit der Seele, die oft mehr weiß als unser Verstand.
Der Weg zurück zur Authentizität
Die schamanische Tradition ist zu wertvoll, um sie von den räuberischen Methoden der Coaching-Industrie korrumpieren zu lassen.
Wir brauchen eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Werte:
Demut statt Arroganz
Geduld statt Druck
Vertrauen statt Manipulation
Dienst statt Ziel Wohlstand und Millionen auf dem Konto
Denn echte schamanische Heilung geschieht in Stille, in Respekt, in der Ehrfurcht vor dem Mysterium des Lebens. Sie kann nur empfangen werden von denen, die bereit sind, ohne Zwang und Druck.
Klarstellung: Ein Heiler darf und soll für seine Arbeit Geld verlangen. Die romantische Vorstellung, dass spirituelle Arbeit kostenlos sein müsse, ist eine schädliche Konditionierung unserer Gesellschaft. Wer sein Leben der Heilung anderer widmet, verdient es, davon leben zu können.
Das Problem liegt nicht im Verlangen von Geld, sondern in den Methoden, wie dieses Geld eingefordert wird.
Die schamanische Tradition kennt das Prinzip des Austauschs seit Jahrtausenden. Was pervers ist, sind nicht die Kosten für heilsame Arbeit, sondern die manipulativen Techniken zu deren Durchsetzung.
Der Unterschied ist fundamental:
Ein authentischer Heiler kommuniziert seine Preise klar und transparent.
Er respektiert Bedenkzeiten und Entscheidungsprozesse.
Er erzeugt keinen manipulativen Druck durch Angstmache oder emotionale Erpressung.
Ein Aufruf zur Unterscheidung
An alle, die Heilung suchen: Hütet euch vor denen, die euch unter Druck setzen. Wahrhaftige Heiler haben Zeit. Sie vertrauen darauf, dass die richtigen Menschen zur richtigen Zeit kommen werden. Sie erzeugen keine Angst, sondern Vertrauen. Sie fordern keine sofortigen Entscheidungen, sondern geben Raum für innere Klarheit.
Es liegt an uns allen, die Unterscheidung zu treffen zwischen den Dienern der Heilung und den Verkäufern spiritueller Illusionen.
In Ehrfurcht vor dem Heiligen und im Dienst an den Spirit´s.
In diesem Sinne
Habt einen schönen Sonntag
Sonia Emilia Rainbow
Foto: Heidi Reich