18/11/2025
Welche Spuren möchtest du hinterlassen?
Im Hospiz begegnen wir dieser Frage auf eine unberührte, ehrliche Weise. Nicht laut, nicht fordernd – sie steht plötzlich im Raum wie ein leiser Atemzug, der sich zwischen zwei Herzschlägen bemerkbar macht.
Wenn das Leben sich verlangsamt, wenn die Tage weicher werden und der Blick auf das Wesentliche fällt, zeigt sich: Spuren sind oft etwas anderes, als wir dachten.
Es sind nicht die großen Taten, nicht die glänzenden Erfolge oder die lauten Momente.
Es sind die Spuren von Nähe, von ehrlicher Gemeinschaft, von gegenseitigem Wahrnehmen.
Die Spuren eines Blickes, der sagt: Ich sehe dich.
Die Spuren einer Umarmung, die sagt: Ich halte dich.
Die Spuren von Wärme, die sagt: Ich liebe dich.
Viele unserer Gäste fragen sich:
War ich wichtig? Habe ich etwas hinterlassen?
Und immer wieder zeigt sich: Ja. Jede und jeder hinterlässt etwas – manchmal im Herzen eines einzigen Menschen, manchmal in vielen.
Ein Lächeln, das Mut gemacht hat.
Ein Streit, der später zur Versöhnung führte.
Ein Satz, der nie vergessen wurde.
Ein Moment der Güte, der im Herzen ruht.
Die Spuren, die wirklich tragen, sind die leisen, die menschlichen – jene , die unscheinbar wirken und für einen anderen Menschen die Welt bedeuten.
Spuren von Liebe, Fürsorge, Ehrlichkeit.
Spuren, die nicht verblassen, weil sie auf einem unsichtbaren Grund geschrieben sind: in der Erinnerung, im Herzen, im Dank, im Weiterleben der anderen.
Und vielleicht beginnt diese Frage nicht erst am Ende unseres Weges, sondern hier, mitten im Leben:
Welche Spuren möchtest du heute schon hinterlassen?
Spuren, die wärmen.
Spuren, die verbinden.
Spuren, die bleiben – lange über uns hinaus.
Und vielleicht könnten wir – im Hier und Jetzt – aus dieser Frage eine wohlwollende Erinnerung an uns selbst formulieren:
Du entscheidest, welche Spuren du hinterlassen möchtest!